Im Wald der gehenkten Füchse
Wannen als Schlitten verkaufte.
Aus der Gegenrichtung kam ein anderer Motorschlitten angerast. Seine hellen Scheinwerfer weckten den Major aus seinen Badewannenträumen. Der Ankömmling war Wildmarkpolizist Hurskainen, bekleidet mit einem dicken Schutzanzug und einem pelzgefütterten Helm. Das Schwertsymbol des Polizisten vorn auf der Kopfbedeckung ließ den Mann sehr offiziell wirken.
Hurskainen hielt an. Er erzählte, er sei soeben durch das Gelände der Kiimatievot gefahren, wo er mehrere ausgeschlachtete Rentierkadaver gefunden habe. Den Schusswunden nach zu urteilen, seien die Tiere nicht an Hunger verendet. Möglicherweise stecke ein neidischer Rentierräuber der benachbarten Weidegemeinschaft dahinter. Hurskainen fragte den Major, ob dieser verdächtige Gestalten in der Gegend beobachtet habe.
»Ich habe nichts Besonderes gesehen. Was auch, in dieser Einöde?«
Der Polizist erkundigte sich, wohin der Major unterwegs sei. Remes antwortete unbestimmt, er habe von Forstmeister Severinen eine Blockhütte als Winterquartier gemietet.
»Ich habe mich beurlauben lassen, mache eine Art Sabbatjahr. Hier hat man noch Luft zum Atmen.«
Der Major hütete sich allerdings, in Richtung des Beamten auszuatmen, Hurskainen wäre betrunken geworden von seiner mächtigen Schnapsfahne.
»So, so, ein Sabbatjahr. Sie sind wohl orthodox?«
»Ich muss weiter«, verkündete der Major nur und startete sein Fahrzeug. »Hoffentlich können Sie die Rentierdiebe fassen.«
Der Rentierdetektiv beobachtete zerstreut die Abfahrt des Majors. Dieser schien einen neuen Motorschlitten zu besitzen, dazu einen vollbeladenen Anhänger, und dahinter schlitterte noch eine Badewanne, gefüllt mit Weihnachtsgeschenken.
Der Polizist grübelte angestrengt, warum ein Offizier im Rang eines Majors hier in der Wildmark mit einer Badewanne herumfuhr. Es gab in der Gegend ja nicht einmal Wasserleitungen, geschweige denn Badezimmer.
Hurskainen versuchte sich in Erinnerung zu rufen, ob es vielleicht ungesetzlich sei, in der Winterkälte Badewannen durch einen staatlichen Forstbezirk zu schleifen. Offenbar hatten die Gesetzgeber im Reichstag nie auch nur an eine solche Möglichkeit gedacht.
Der Polizist seufzte. In diesen Einödgegenden zog sowieso sonderbares Volk herum, manchmal komplett verrückte Leute, die alle möglichen Sachen mit sich herumschleppten, gesetzliche und ungesetzliche. Doch eine Badewanne sah er hier zum ersten Mal.
»Die treiben ihren verdammten Schabernack mit der Polizei. Kutschieren eine Wanne durch die Gegend ...«
Hurskainen überlegte kurz, ob er hinterherfahren und sich genauer mit der Badewanne befassen sollte, doch dann beschloss er, lieber den Rentierdieben auf der Spur zu bleiben. Die Wannengeschichte kam ihm so ungeheuer seltsam vor, dass es ihm klüger schien, sie ganz und gar zu vergessen.
22
Mit reifbedecktem Gesicht bog Major Remes auf den Hof des Goldcamps ein. Mit seiner Badewanne voller Geschenke kam er an wie der Weihnachtsmann höchstpersönlich, nur dass Weihnachtsmänner selten so verkatert sind, wie es Remes jetzt war. Vermutlich, weil sie mit ihren Geschenken vom Berg Korvatunturi kommen und nicht aus dem Hotel Pohjanhovi .
Schweigend trug Remes die Weihnachtsgeschenke in die Gefängniszelle. Dann führte er Oiva Juntunen den Motorschlitten vor. Die Anschaffung wurde mit Dank akzeptiert. Naska wollte unbedingt dabeisein, als Oiva eine Probefahrt im Juha-Vainaan-Maa machte. Flott sauste der Schlitten durch den dichten Schnee und das Gestrüpp. Naska juchzte vor Freude. Die ungestüme Fahrt erinnerte sie an jene mit Kiureli zu Beginn des Jahrhunderts, als sie mit einem wilden Rentierochsen von Suonjeli nach Salmijärvi gefahren waren, um für Naska ein Verlobungsgeschenk und für Kiureli Schnaps zu kaufen.
Einsilbig präsentierte Remes anschließend die Badewanne. Er erklärte, er habe das Ding gekauft, da eine Frau im Hause sei. Die Wasserrohre trug er hinüber in die Mannschaftsstube. Die Wanne schob er unter die Treppe, damit sie vor dem Schneefall und vor neugierigen Blicken geschützt sei. Die Elektropumpe versteckte er einstweilen unter seinem Bett.
»Du hast ein Stück Luxus gekauft«, lobte ihn Oiva Juntunen. Die Idee vom Einbau eines Badezimmers gefiel Oiva ungemein. Jetzt wohnte man hier am Kuopsu besser als in einer der staatlich geförderten Eigentumswohnungen. So musste es auch sein in einer Holzfällervilla, deren Brunnen voller Gold war.
Remes legte sich für den Rest des Tages hin. Mit
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