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Im Wald der gehenkten Füchse

Im Wald der gehenkten Füchse

Titel: Im Wald der gehenkten Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Wildmarkpolizist Hurskainen. In der Hand hielt er ein gefrorenes Würstchen.
23
    Wildmarkpolizist Hurskainen ärgerte sich. Er hatte die Rentierdiebe nicht gefasst, obwohl er ihnen bereits dicht auf der Spur gewesen war. Aber Gott hatte es schneien lassen und so den Beamten in die Irre geleitet. Wieder einmal war es einem Unterwelt-Lappen gelungen, Hurskainens rechtskundiger Faust zu entgehen.
    Aber wartet nur! Als Hurskainen in der Abenddämmerung von der Räuberjagd zurückkehrte, traf der Lichtkegel seines Motorschlittens auf eine merkwürdige Konstruktion, von Menschen gemacht: Eine schlanke Birke war zum Stamm einer nahen Fichte heruntergebogen worden. Ein Seil hing daran, und am Baum war ein kleines Schild befestigt. Neben dem Schild steckte ein Würstchen. Hurskainen hatte Hunger; er stieg von seinem Motorschlitten, um sich das Würstchen zu holen und zu lesen, was auf dem Schild stand.
    Als die Hand des Rentierdetektivs das Würstchen erfasste, durchschnitt ein lautes Zischen die Luft. Die gespannte Birke fuhr hoch, und ein starkes Seil zog sich eng um Hurskainens Hals. Die Falle schleuderte den armen Polizisten mit solcher Macht an die Fichte, dass er zunächst gar keinen Ton herausbrachte. In der Hand hielt er immer noch das vereiste Würstchen.
    Hurskainen steckte wirklich in der Klemme. Wenn er auch gerade noch seine freie Hand zwischen Halsadern und Seil stecken konnte, so brachte ihm das nicht viel Nutzen, denn die Birke zog mit ihrer ganzen Kraft die Schlinge immer enger. Keuchend lehnte Hurskainen seine heiße Stirn gegen den eisigen Fichtenstamm und schrie, so laut er konnte.
    Hurskainen stammte ursprünglich aus Hyvinkää. Er war geschieden, seine Frau hatte ihn verlassen. Um seine jämmerliche Ehe zu vergessen, war er in den Norden gezogen und Wildmarkpolizist geworden. In seiner Jugend war er bekannt gewesen als Anführer der Fans der lokalen Baseballmannschaft, sodass er tatsächlich stimmgewaltig war, wenn es darauf ankam. Dies war ein solcher Fall.
    Während er schrie, gewöhnten sich seine Augen so weit an die Dunkelheit, dass er lesen konnte, was auf dem Pappschild stand.
    Falls du ein Mensch bist, hüte dich vor dieser Falle. Sie ist gefährlich.
    Selbst im Augenblick des drohenden Todes vermochte Wildmarkpolizist Hurskainen noch, wütend zu werden. Falls du ein Mensch bist ... Bis zum Schluss machten sich die Leute über einen Polizisten lustig, betrachteten ihn nicht mal als richtigen Menschen, besonders nicht hier oben. Die moralisch verkrüppelten Lappen lachten ihm ins Gesicht und kauderwelschten ihr vertracktes Samisch, wie um zu zeigen, dass das finnische Gesetz in dieser Gegend eigentlich nicht galt. Töteten sich gegenseitig ihre Rentiere und tranken Leichtbier hinterher. Gott verflucht noch mal.
    Zwischendurch schrie Hurskainen, so laut er konnte.
    Ein junger Fuchs, der Fünfhunderter, hörte die Hilferufe. Er kam herbeigelaufen und stellte fest, dass ein Mensch an einer großen Fichte hing. Der Mensch machte großen Lärm, sodass der Fünfhunderter richtig Angst bekam. Er betrachtete den schreienden Hurskainen als mögliche Beute. Nach einer und vielleicht noch einer Dunkelheit würde der Mensch aufhören zu schreien. Dann könnte man ihn bestimmt fressen. Aber noch sollte man nicht zu nahe herangehen, denn der Mensch wirkte wütend und gefährlich. Der Fünfhunderter begnügte sich damit, die Fichte ein paarmal zu umrunden, er kennzeichnete den Ort mit seinem Urin und trollte sich dann. Das Vorkommnis verursachte ihm Wohlbehagen. Es lebte sich gut und sicher im Wald, wenn man wusste, dass innerhalb des eigenen Reviers ein großes Beutetier verendete, an dem ein kleiner Fuchs bis in den Spätwinter hinein genug zu nagen hätte.
    Zwei oder drei Stunden lang schrie Hurskainen. Er gab allmählich die Hoffnung auf Rettung auf. Sollte sein Leben so enden? Es war kein sehr rühmlicher Abschluss für die Laufbahn eines Polizisten.
    Doch endlich hörte er Stimmen aus dem dunklen Wald. Kurz darauf entdeckte er einen schwankenden Lichtstrahl, der sich quälend langsam näherte. Der erschöpfte Hurskainen schrie, so laut er es im tödlichen Würgegriff der Schlinge nur vermochte.
    Als er schon glaubte, gerettet zu sein, sah er im Schein einer Taschenlampe einen finsteren Major, der gerade mit wildentschlossener Miene eine schwere Eisenstange zum Schlag erhob. Es war Remes, der sich anschickte, ihm den Gnadentod zu geben. Der Badewannenfahrer! Die Eisenstange war auf das leidende Haupt des

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