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Im Wald der gehenkten Füchse

Im Wald der gehenkten Füchse

Titel: Im Wald der gehenkten Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Pumpe mit voller Kraft Wasser aus dem Brunnen ansaugen. In den Rohren rauschte und knallte es, als die Pumpe Wasser und Luft in den Boiler trieb. Der Druckbehälter füllte sich. Als Remes den Hahn ein wenig aufdrehte, konnte die Luft aus den Rohren entweichen. Bald sprudelte in der Küche klares Wasser, zunächst war es kalt, begann sich aber bald zu erwärmen. Remes drehte den Hahn wieder zu und wartete ab. Oiva Juntunen holte inzwischen Naska. Er erklärte, Frau Mosnikoff solle nun ein Probebad nehmen. Major Remes brachte ihr eine Bürste, ein Handtuch und Badeschaum.
    Naska war nicht gleich begeistert von der Idee. Sie betrachtete zweifelnd die Wanne.
    »Da ertrinkt man ja als alter Mensch. Ich konnte noch nie gut schwimmen.«
    Herrlich dampfendes Wasser wurde in die Wanne gelassen.
    »So, nun steigen Sie einfach rein«, erklärte ihr Remes. »Wir gucken nicht, die Tür machen wir zu. Sie müssen jetzt wirklich die neue Anlage ausprobieren, Naska, wir haben sie ja extra Ihretwegen hier in der Wildmark installiert.«
    Naska protestierte. Sie schlug vor, die Männer sollten zuerst baden, da sie mehr Erfahrung besaßen.
    »Ich habe noch nie in solch einem Teich dringelegen. Mir wird angst und bange!«
    Doch als die beiden ihr damit drohten, sie im Motorschlitten festzuschnallen und mitsamt ihrem Kater und Sack und Pack nach Pulju zu fahren, wenn sie nicht sofort Anstalten machte zu baden, gab sie nach. Sie schloss die Tür und zog sich langsam aus. Die Männer gaben aus der Küche Ratschläge.
    »Falls das Wasser zu kalt ist, lassen Sie ein bisschen ablaufen und anschließend wieder heißes nachfließen. Probieren Sie mit dem Finger, ob es die richtige Temperatur hat«, rief Remes.
    »Und passen Sie auf, dass Sie nicht ausrutschen«, ergänzte Oiva Juntunen.
    Eine Weile war es still im Badezimmer. Naska sammelte Mut. Dann setzte sie einen Fuß auf den Wannenrand und testete mit dem Zeh die Wassertemperatur. Es war angenehm warm. Ihr blieb wohl nichts anderes übrig, als hineinzusteigen. Hinter der Tür rief Oiva Juntunen aufmunternd:
    »Keine Bange, es ist nicht gefährlich!«
    Naska murmelte vor sich hin:
    »So was aber auch ... Im Zimmer baden, und das auch noch mitten im Winter, wenn das Kiureli sehen würde, er würd’s nicht glauben.«
    So badete Naska Mosnikoff das erste Mal in ihrem Leben. Sie lag im Wasser, dass nur der Kopf herausguckte, und blies Schaum über die Oberfläche. Alle Gelenke wurden so herrlich erwärmt, dass sie richtig fröhlich wurde. Länger als eine Stunde lag Naska im Wasser, dann wurde sie müde. Sie wusch sich, trocknete sich ab und zog sich an. Als sie aus dem Badezimmer kam, bedankte sie sich bei den Männern:
    »Danke, Kinderchen, ach, ist das ein schöner Kasten! Kann ich da jeden Tag drin liegen? Ich bezahle auch gleich, wenn ich meine Rente kriege.«
    »Für Sie haben wir die Wanne ja angeschafft, Naska«, sagte Remes sanft.
    Die Männer badeten nacheinander, zuerst Oiva, dann der Major. Sie rasierten sich, rieben sich Deodorant unter die Achseln und zogen sich saubere Unterwäsche an. Nach dem Abendkaffee legten sie sich aufs Bett, um zu lesen und Kreuzworträtsel zu lösen. Es war richtig gemütlich.
    Spätabends, als sie den Fernseher ausschalteten, drang von draußen ein grässlicher Schrei herein. Er schien aus dem Wald der gehenkten Füchse zu kommen. Schnell liefen alle drei vor die Tür, um zu horchen.
    Aus dem Fuchswald ertönte qualvolles Gebrüll. Es klang so animalisch, dass sich den Zuhörern vor Entsetzen die Haare sträubten. Naska flüsterte mit bebender Stimme:
    »Dort ist ein Bär!«
    Major Remes und Oiva Juntunen zogen sich schnell an. Remes bewaffnete sich mit der Brechstange, Oiva Juntunen mit einer Taschenlampe und einer Axt. Der Major malte sich aus, was für ein harter Kampf bevorstünde, falls ein Bär in die Fuchsfalle geraten war und man diesem Raubtier mit der Brechstange zu Leibe rücken müsste. Furchtlos durchdrang er die Finsternis. Oiva Juntunen folgte ihm vorsichtig, ständig bereit, sich davonzuschleichen.
    Eine der Fallen im Fuchswald war zugeschnappt. An einem dicken Fichtenstamm zappelte ein langgliedriges Wesen und stieß ersticktes Gebrüll aus. Remes bat Oiva Juntunen, mit der Taschenlampe zu leuchten, während er dem Raubtier den Garaus machte. Er holte mit der Brechstange zu einem furchtbaren Schlag aus.
    Zum Glück leuchtete Oiva Juntunen das Tier an, bevor Major Remes zuschlug. In der Falle steckte gar kein Bär, sondern der

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