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Im Wald der gehenkten Füchse

Im Wald der gehenkten Füchse

Titel: Im Wald der gehenkten Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Polizisten gerichtet. Hurskainen schloss die Augen, so wie Jesus am Kreuz. Ich leere diesen Kelch, schoss es ihm durch den Kopf.
    Im allerletzten Moment rief Oiva Juntunen eine Warnung. Dort vorn hing ein Polizist und keinesfalls ein Raubtier. Major Remes’ Brechstange senkte sich langsam. Der Rentierdetektiv blieb am Leben.
    Sowie Oiva Juntunen begriff, dass in der Falle ein Polizist gefangen war, verdrückte er sich unauffällig. Er rannte in die Hütte und befahl Naska, sich so schnell wie möglich anzuziehen. Als die Alte in warmen Sachen steckte, führte er sie eilends in die Gefängniszelle, wo er sich mit ihr einschloss.
    »Wir haben aus Versehen einen Polizisten in der Fuchsfalle gefangen. Jetzt müssen wir uns still verhalten, damit er uns nicht findet«, flüsterte er Naska im Dunklen ins Ohr.
    Major Remes durchtrennte die Schlinge. Hustend rang Hurskainen nach Atem. Der Adamsapfel tat ihm weh. Er hatte das Gefühl, als ob sich sein Hals in den letzten Stunden um einen halben Meter gedehnt hätte.
    Remes geleitete den Polizisten in die Hütte. Er stellte fest, dass sich Naska und Oiva Juntunen inzwischen versteckt hatten. Gut so. Er bot Hurskainen Platz an. Der Polizist legte sich auf Oiva Juntunens Bett. Er rieb sich seine Kehle, auf der man einen schwarzen Streifen erkennen konnte, und fragte sich, ob das Gaumensegel Schaden genommen habe, so sehr schmerzte ihn die Stelle am Hals. Eigentlich müsste er den Major gleich an Ort und Stelle vernehmen, aber wie sollte er jemandem ein Geständnis über das Aufstellen unerlaubter Fallen entlocken, wenn er beim Schlucken das Gefühl hatte, als ob er Dolche äße.
    »Möchten Sie Tee?«, fragte Major Remes zuvorkommend. Aber Hurskainen schüttelte nur müde den Kopf. Ihm war der Appetit vergangen.
    Zum Glück war die Nacht mild. Remes brachte den beiden Gefängnisinsassen einige Decken und schloss die Zelle vorsorglich von außen ab. Er fegte Schnee über die Fußspuren vor dem Stall, damit es dem Polizisten bei Tageslicht nicht einfiele, das Gebäude näher zu untersuchen. Major Remes verbrachte eine unruhige Nacht. Er grübelte über die entstandene Situation nach. Müsste er den Polizisten womöglich töten, falls dieser auf dem Gelände herumschnüffelte und Naska und Oiva Juntunen in der Zelle entdeckte? Ob es reichte, wenn er ihm mit der Faust an die Schläfe schlüge, damit sich sein Gedächtnis trübte?
    Oiva Juntunen und Naska Mosnikoff schmiegten sich in der Zelle eng aneinander. Obwohl die Skolt-Samin klein und vom Alter vertrocknet war, strahlte sie dennoch so viel Wärme aus, dass Oiva Juntunen nicht fror. Er schätzte, dass so eine alte Frau von fünfundvierzig Kilo Gewicht unter den Decken eine Wärme von fünfzehn, eventuell auch zwanzig Watt entwickelte. Die Ampèrezahl war natürlich niedriger als bei jungen Frauen.
    Naska schlief gut. Sie träumte, sie läge wieder in Kiurelis Armen und fühlte sich sicher und geborgen. Eine ganze Woche hätte sie so liegen mögen, aber der Morgen graute. Von draußen war die gedämpfte Stimme des Wildmarkpolizisten Hurskainen zu vernehmen.
    »Eine kleine Geldstrafe muss ich allerdings schon verhängen. Solche Fallen sind ungesetzlich. Sagen wir zehn Tagessätze, wenn es Ihnen recht ist, Herr Major?«
    Der Major fragte, ob es ausreiche, wenn er die Strafe nach Weihnachten bezahle.
    »Eine ausgezeichnete Idee«, stimmte der Polizist zu und verabschiedete sich. »Ich bedanke mich sehr für das Nachtquartier. In dieser Gegend trifft man selten vernünftige und ausgeglichene Menschen. Wir Staatsdiener müssen zusammenhalten.«
    Kurz darauf startete Hurskainen seinen Motorschlitten. Bald verebbte das Geräusch. Mit einem schwarzen ringförmigen Mal um die Kehle machte sich der Polizist auf die Jagd nach Verbrechern. Ungesetzliche Fallen würde er künftig meiden.
    Sowie das Motorengeräusch endgültig verstummt war, wurden Naska Mosnikoff und Oiva Juntunen aus dem Gefängnis befreit. Steif vor Kälte kamen sie in die Stube, wo der Major ihnen heißen Kaffee vorsetzte.
    »Jetzt habe ich doch noch mal mit einem Mann geschlafen«, freute sich Naska.
    Oiva Juntunen war besorgt über den Besuch des Polizisten. In welcher Angelegenheit war Hurskainen unterwegs gewesen? Suchte man immer noch nach Naska? Hatten die Behörden vielleicht von ihm und dem Gold Wind bekommen?
    Major Remes beruhigte ihn.
    »Er ist bloß hinter Rentierdieben her. Mir hat er wegen der Fallen eine Geldstrafe aufgebrummt.«
    »Hättet ihr

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