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Im Westen geht die Sonne unter

Im Westen geht die Sonne unter

Titel: Im Westen geht die Sonne unter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Anderegg
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Dinger waren zu schwer. Ächzend zog er Lis Koffer vom Regal und folgte Alex zur Tür. Sie drückte auf die Taste. Die Stahlbolzen entriegelten knackend, dann schwang die kreisrunde Panzerplatte mit leisem Summen auf. Ein erstickter Schrei ließ ihn auffahren. Alex wich entsetzt zurück, prallte hart auf ihn.
    »Was zum ...«
    Der Ausruf blieb ihm im Halse stecken. Draußen im Korridor standen vier Uniformierte. Die Mündung ihrer Sturmgewehre zeigte genau auf ihre Brust. »Mitkommen!«, befahl einer der Männer mit unbeweglicher Miene.
    Ryans Faust schloss sich fester um den Handgriff des Koffers. »Was hat das zu bedeuten?«, fragte er heiser.
    »Mitkommen!«
    Alex hatte den ersten Schock überwunden. Als sähe sie die Waffen nicht, gab sie Ryan einen Wink, trat auf den Korridor hinaus und meinte: »Wir sind hier fertig. Verlieren wir keine Zeit mehr. Gehen wir nach oben.«
    Der Trupp nahm sie in die Mitte. Ryan stellte erleichtert fest, dass sie den Weg einschlugen, auf dem sie gekommen waren. Die allgemeine Richtung stimmt, dachte er bitter. Einer von Irwyns Lieblingssprüchen, wenn sich jemand im Gestrüpp eines mathematischen Beweises zu verlieren drohte.
    Im Plan B für diese Situation waren keine Sturmgewehre vorgesehen. Sie hatten sich eingeredet, sich in diesem Fall den Weg nach draußen einfach freizuschwafeln. Wohl keine allzu realistische Möglichkeit. Es blieb ihnen keine Zeit, lange zu überlegen, weshalb sie aufgeflogen waren. Nachdem sie die Eingangsschleuse passiert hatten, sahen sie die Antwort vor sich. Die beiden ungleichen Gorillas, die sie zuletzt auf dem Schiff in Zürich davonschwimmen sahen, standen mit zwei weiteren finsteren Kollegen in der Halle. Der Bulle grinste breit und grüsste sie in holprigem Englisch:
    »Miss Oxley und Mister Cole – wie schön – endlich sie kennenzulernen.« Er streckte die Hand aus. »Den Koffer bitte.«
    Ryan regte sich nicht. Ihre Begleiter vom Sicherheitsdienst hatten die Waffen gesenkt und standen schweigend hinter ihnen. Der Empfangschef beobachtete die Szene mit betretenem Gesicht. »Sind das die Leute?«, fragte er unsicher.
    Die Schlange nickte. »Das sind Diebe, die Mr. Li bestehlen wollen.«
    »So ein Quatsch«, platzte Alex heraus. Sie warf dem Empfangschef einen entrüsteten Blick zu. »Wir sind im Auftrag von Mr. Lis Bank hier. Das haben Sie doch überprüft. Mr. Bauer ...«
    »Tut mir leid, Madam, Dr.«, unterbrach der Empfangschef stockend. »Wir haben strickte Anweisung von Mr. Li, jeden Zugriff auf seinen Tresor seinem Sicherheitsdienst zu melden. Diese Leute sind in seinem Auftrag hier und behaupten ...«
    Alex unterbrach ihn unwirsch. »Wir kennen diese Leute nicht. Haben sie sich überhaupt ausgewiesen? Das ist ja ungeheuerlich. Wir werden uns bei Mr. Li beschweren.«
    Der Empfangschef schwitzte. Er war offensichtlich überfordert. »Tut mir leid«, antwortete er bedrückt, »aber es besteht der Verdacht, dass sie unberechtigt in einen Tresor eingedrungen sind. In diesem Fall müssen wir die Polizei einschalten. Das ist bereits geschehen. Sie müssen hier warten.«
    Alex wollte protestieren, doch der Bulle kam ihr zuvor. »Geben Sie uns einfach den Koffer, junger Mann«, sagte er ruhig. Da Ryan nicht daran dachte, das entscheidende Beweisstück aus der Hand zu geben, wechselte der Gorilla einen schnellen Blick mit seiner Begleiterin. Sie stieß ein paar unverständliche Worte aus, dann überstürzten sich die Ereignisse. Die Schlange streckte den ahnungslosen Empfangschef mit einem blitzschnellen Handgriff zu Boden. Im gleichen Atemzug drehten Lis Männer den Uniformierten die Arme auf den Rücken, dass sie die Waffen fallen ließen und stöhnend in die Knie gingen. Starr vor Entsetzen sah Ryan zu, wie die Gorillas die Vier gleichzeitig durch Handkantenschläge ins Genick ausschalteten. Kein Wort wurde gesprochen. Ein stummer Totentanz, von grausamer Ästhetik und präzise choreografiert bis in die letzte Bewegung. Unfähig sich zu regen schauten sie beide zu, wie die Männer die Gewehre der Wachen einsammelten. Der Bulle und die Schlange packten sie. Willenlos ließen sie sich zu einem Tunnel schleifen, den sie bisher nicht bemerkt hatten. Die Gorillas stießen sie zusammen mit dem röchelnden Empfangschef in einen großen Warenlift und fuhren mit ihnen nach oben.
    Die Schlange zischte dem Bullen etwas zu.
    Alex übersetzte flüsternd: »Sie wollen uns mit dem Helikopter ... «
    »Schnauze!«, fauchte die Schlange sie an.
    Sie waren in

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