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Im Westen geht die Sonne unter

Im Westen geht die Sonne unter

Titel: Im Westen geht die Sonne unter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Anderegg
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Reaktion fiel ganz im Sinne Bobs aus:
    »Wir brauchen die Liste der Objekte«, meinte er emotionslos.
    Bob nickte schmunzelnd. »Haben wir. Unsere Leute haben eine vorläufige Liste besonders gefährdeter Objekte zusammengestellt. Sie muss natürlich überprüft und ergänzt werden. Aber das ist eure Spezialität.« Er verteilte die Kopien mit den Informationen, die seine Mitarbeiter in aller Eile zusammengetragen hatten.
    »Bolivien, Chile«, rief Liz Tucker von der CIA genervt. »Was soll das?«
    »Unser Lithium stammt im Wesentlichen aus den Minen in Bolivien und Chile«, antwortete Bob ruhig. »Mir ist schon klar, dass wir keine Truppen dorthin schicken, aber wir müssen sie warnen.« Er wartete auf weitere Einwände. Es kamen keine. Die Leute studierten die Liste schweigend. Er wollte Gewissheit, dass sie den Ernst der Lage verstanden und erklärte ihnen, was er in den letzten Stunden über Lithium gelernt hatte: »Eines ist sicher, Leute. Die Nachfrage nach Produkten, die Lithium enthalten, nimmt rapide zu. Lithium ist ein strategisches Metall. Der Markt ist mindestens dreimal so groß wie der Neodym-Markt. Für mich heißt das nichts anderes, als dass unser Problem um ein Vielfaches größer ist als seinerzeit bei der Mountain Pass Katastrophe. So einfach sehe ich das.«
    Auf seiner Liste waren die wichtigsten Lieferanten und Produzenten von Lithium-Komponenten aufgeführt. Wenn es die unbekannten Angreifer – und um solche handelte es sich wohl – auf die Abbaugebiete in Südamerika abgesehen hatten, sah es ganz schlecht aus für die USA. Bob machte sich keine Illusionen. Der Einfluss der Vereinigten Staaten in den beiden südamerikanischen Förderländern war gering, vom Schutz der Fabriken ganz abgesehen. Sie mussten sich wohl oder übel auf die Produktionsbetriebe im eigenen Land konzentrieren. Auch damit hatten FBI und Armee noch genug zu tun. Die Anlagen von ›F M C Corp‹ in North Carolina, ›World Minerals Inc.‹ in Oregon, die verschiedenen Betriebe der deutschen ›Chemetall‹ auf amerikanischem Boden und vor allem die Abbaugebiete von ›American Lithium Minerals‹ in Nevada waren in Gefahr.
    »Wie gehen wir vor?«, fragte Miller ratlos.
    Der Schnellredner war erstaunlich einsilbig geworden angesichts der schwarzen Wolke, die sich über ihren Köpfen zusammenzog. Sein übergewichtiger Assistent, der bisher nur zugehört hatte, wagte zu antworten, da die andern schwiegen. Er verstand es tatsächlich, die Situation in wenigen Worten zusammenzufassen und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen. Bob sagte dem Mann keine lange Karriere im DHS voraus. Ohne Umschweife skizzierte Millers Assistent den Aktionsplan, den ohnehin jeder kannte. Die CIA musste sich in erster Linie um Bolivien und Chile kümmern. Der Objektschutz im Landesinnern war Aufgabe des FBI, allenfalls mit Unterstützung der National Guard. Was die NSA zu tun hatte, brauchte Bob sowieso niemand zu sagen. Sie würden weiterhin mit Hochdruck versuchen, die Hintermänner dieses verfluchten Albtraums aufzuspüren.
    »Nur noch eine Bitte, Leute«, sagte er, als die nächsten Schritte festgelegt waren. »Wir sollten nicht vergessen, dass wir diesmal den Kerlen auf den Fersen sind. Wir haben die beste Chance, sie zu fassen, wenn wir diskret operieren. Sonst werden sie frühzeitig gewarnt. Vor allem aber entdecken sie dann unsere Schwachstellen.«
    »Und wie, verdammt noch mal, willst du das anstellen?«, zischte Liz Tucker giftig.
    »Das ist euer Problem. Ich meine nur, wir sollten keinen unnötigen Krieg anzetteln.«
    Er verließ den Campus, auf dem sich das DHS eingenistet hatte wie eine fettsüchtige Henne, mit einem zwiespältigen Gefühl. Einerseits hatte er seine verdammte Pflicht erfüllt, anderseits fragte er sich ernsthaft, welche Lawine er damit lostrat. Vor allem die Berufskrieger unter den Geheimdienstlern neigten zur Überreaktion. Er glaubte nicht, dass sie seine Warnung verstanden oder auch nur zur Kenntnis nahmen.
    »Scheiß drauf«, murmelte er und schaltete die Freisprechanlage seines Wagens ein. Er drückte die Kurzwahl für seine engste Vertraute im ›Building‹.
    Alex meldete sich sofort: »Bob, schon fertig? Wie ist’s gelaufen?«
    »Sie haben’s kapiert, glaube ich. Hast du mit dem Englishman gesprochen?«
    »Ich habe Ryan leider nicht mehr erreicht. Werde es morgen früh wieder versuchen. Allerdings glaube ich nicht, dass es neue Erkenntnisse gibt. Er hätte mich sonst angerufen.«
    »Soso, hätte er? Was ist

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