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Im Westen geht die Sonne unter

Im Westen geht die Sonne unter

Titel: Im Westen geht die Sonne unter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Anderegg
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völlig aus der Luft gegriffen, wie wahrscheinlich alle Zahlen in den Verträgen für die Tresorfächer und Räume. Andere Zahlen waren Danny wichtiger, und der Direktor war bestens vorbereitet, wie sich schnell zeigte.
    »Wir befinden uns hier 150 Meter im Berginnern«, antwortete er auf seine Frage. »Die ganze Anlage besteht aus acht Modulen, von denen keines weniger als 150 Meter von der Oberfläche entfernt ist. Über uns türmen sich 750 Meter Granit. Hier dringt keine elektromagnetische Strahlung durch.«
    Li nickte eifrig, das Zeichen für Danny, seine Befragung fortzusetzen.
    »Wie sicher ist der Luftkreislauf?«
    »Sehr sicher. Die ganze Anlage steht unter einem konstanten leichten Überdruck. So können keine Gase oder Keime eindringen. Die Frischluft wird an unzugänglichen Stellen im Fels angesaugt und mehrfach gefiltert. Glauben Sie mir, außer Neutrinos dringt hier kein Elementarteilchen ein, ohne dass wir es wollen.«
    »Neutrinos«, murmelte Li nachdenklich.
    »Die kann nichts und niemand aufhalten«, lächelte Danny. »Die schaden auch niemandem. Herr Weder hat sich einen Scherz erlaubt.«
    Li kicherte sichtlich erleichtert. »Ah, Scherz ist gut. Ich liebe Scherze, aber ich verstehe leider nichts von Technik.«
    Danny fragte weiter: »Sie erwähnten acht Module?«
    »Ja, die Hauptabteilungen der Anlage. Sie sind einzeln abgesichert. Der Hotelbereich, wo wir uns befinden, ist eines dieser Module. Das Private Datencenter, wo wir Ihre Wertsachen aufbewahren, ein anderes. Weitere Module sichern die Trinkwasserversorgung und Aufbereitung, die unterbruchfreie Stromversorgung mit Notstromaggregaten und Batterien, Kühlung und Klima, Computerräume, die Belüftung und natürlich die Überwachungszentrale mit den Arbeitsplätzen für unsere Techniker. Wir können monatelang völlig autark operieren.«
    »Für uns ist wichtig, dass Feuchtigkeit und Temperatur genau konstant gehalten werden.«
    »Selbstverständlich. Die Klimaparameter für Ihren Tresorraum haben wir nach Ihrer Spezifikation eingerichtet. Sie werden sich gleich selbst davon überzeugen können.« Der Direktor übergab Li einen in Leder gebundenen Ordner, auf dem in Goldprägung das Logo seiner Firma und die Bezeichnung der Anlage, ›K23‹, prangte. »Hier steht alles drin über unser Fort, Mr. Li.«
    »Ah, gut.« Li schob das Dossier Danny hin und fragte in seiner Muttersprache: »Zufrieden? Alles klar?«
    Danny nickte. »Wir sollten jetzt den Tresorraum ansehen«, sagte er zum Direktor.
    Weder führte sie in den langen Korridor zurück. Ein Fahrstuhl brachte sie zu den drei Stockwerke tiefer liegenden Privaträumen. Vom kreisrunden Empfangsbereich zweigten zehn oder zwölf Gänge strahlenförmig ab. Auch hier standen zwei uniformierte Wachen mit schussbereiten Maschinenpistolen. Li schien das zu gefallen. »Gute Wahl«, zischte er Danny ins Ohr.
    Vor der Stahltür mit der Nummer 3024 blieb der Direktor stehen. Er überreichte Li einen verschlossenen Briefumschlag. »Ihr privater Zugangscode, Mr. Li«, erklärte er. Unser Computersystem hat den Zufallscode generiert und die Tür programmiert. Zu Ihrer Sicherheit empfehle ich, dass Sie den Code sofort ändern. Dann kennt auch der Computer den PIN-Code nicht mehr. Ich lasse Sie jetzt allein. Wenn Sie fertig sind, finden Sie mich im Empfangsraum.«
    Danny zog sich soweit zurück, dass er nicht sehen konnte, was auf dem Zettel stand. Li studierte die Information eine Weile, dann hörte Danny eine lange Reihe leiser Piepser. Offenbar nahm Li den Rat des Direktors ernst und änderte zuerst seinen PIN-Code. Nahezu geräuschlos gab die Stahlplatte den Weg zum Tresorraum frei. Der Eingangsbereich glich einem gewöhnlichen Büro. Schreibtisch, Telefon, Aktenschrank, Sitzecke für Besprechungen, Garderobe, nur der Computer fehlte. Hinter einer mobilen Trennwand befand sich die Ablage für die ›Wertsachen‹, wie der Direktor sich ausdrückte. Auf einem Gestell stand das einzige Gerät, das Danny in diesem Raum interessierte: ein Datenlogger für Temperatur, Feuchtigkeit und Luftdruck. Das Gerät zeichnete die Klimadaten über lange Zeit grafisch auf. Er kontrollierte die Diagramme eingehend, verglich die aktuellen Werte mit dem Taschengerät, das er aus Taiwan mitgebracht hatte und nickte Li schließlich befriedigt zu. Die Betreiber des Forts hielten sich peinlich genau an die Vorgaben ihrer Kunden.
    »Ah, ausgezeichnet, Dr. Chen. Wir werden die Sachen hier deponieren.«
    Danny schob den

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