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Im Westen geht die Sonne unter

Im Westen geht die Sonne unter

Titel: Im Westen geht die Sonne unter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Anderegg
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weiser erscheinen ließ. Cool, wie Max ihr später verriet. Vielleicht war es auch nur die Müdigkeit nach der langen Reise. Die Spezialistin für Datenkonversion begann noch während der Besprechung, Ryans Spezifikationen in ihre Schnittstellen-Software einzubauen. Sie verfügte über ein raffiniertes Programm, mit dem sie nur durch geschickte Anpassung einer Steuertabelle praktisch jeden Datenstrom anzapfen konnte. Die NSA hatte wahrlich genug Erfahrung in diesem Bereich.
    »Bleibt nur noch die Frage nach dem System, auf dem das Modell laufen soll«, fragte Ryan am Ende der Besprechung. In seiner Hand schwenkte er die Kassette mit den DVDs seiner begehrten Software.
    Einer von Max’ Lehrlingen meldete sich. »Drüben läuft es auf einem Sun SPARC Array, habe ich verstanden?«
    »Richtig. Ich nehme an, ihr habt hier auch so etwas.«
    Der junge Mann nickte grinsend. »Wir haben hier alles, was es auf dem Markt gibt«, meinte er, und Alex wusste, dass er nicht übertrieb. »Wir haben das Testmodul geprüft, das du uns gemailt hast«, fuhr er weiter. »Sauberer C-Code mit Standard Library für massive Parallelverarbeitung. Es läuft problemlos auf ›Darwin‹.«
    »›Darwin‹«, wiederholte Ryan ratlos.
    Die Grimasse des jungen Mannes wurde breiter. »Unser neuer Supercomputer. Ein ›Sun E10000‹ Cluster. Zwei Petaflops. Sollte reichen, oder?«
    Ryan brauchte nicht lange zu überlegen. »Zwei Petaflops«, murmelte er lächelnd mit einem Blick auf Alex. »Genau 1'450 Mal schneller als unser Computer in Bristol. Wenn ihr die Software darauf zum Laufen bringt, habt ihr was gut bei mir.«
    »Bis morgen brauchen wir schon«, lachte Max und streckte die Hand nach der Kassette aus.
    Als sie Ryan wenig später beim nahen Hotel absetzte, machte er einen gelösten Eindruck. Die befürchteten Spannungen waren am ersten kurzen Arbeitstag nicht aufgetreten. Im Gegenteil, das Team hatte ihn akzeptiert und er schien ihren Leuten zu trauen.
    Bevor er die Autotür schloss, sagte er: »Morgen früh werde ich hoffentlich ganz angekommen sein, dann geht’s richtig los, versprochen.«
    »Ich bin um acht Uhr hier. Und – danke, Ryan, war ein guter Tag.«
    »Ganz meine Meinung.«
    Sie wartete, bis er im Haus verschwunden war, bevor sie mit einem schweren Seufzer wieder wegfuhr, zurück zur schwarzen Festung. Max und seine Hacker hatten die Programme des Modells schon auf dem schnellen Rechner installiert.
    »Der Build läuft jetzt fehlerfrei durch«, freute sich Max. »Zuerst hatten wir eine Menge Probleme mit Signaturen von Subroutinen, bis wir unsere Library gegen seine tauschten.«
    »Max, du weißt, ich bin keine Software-Spezialistin. Mag sein, dass du selbst verstehst, was du gerade gesagt hast, aber kannst du es bitte nochmals in verständlichem Englisch wiederholen?«
    Er deutete grinsend auf einen seiner vier Bildschirme. »Du darfst hier klicken, dann sehen wir, ob der erste Test durchläuft.«
    »Warum nicht gleich?«, brummte sie, fuhr mit dem Mauszeiger auf die Schaltfläche und drückte die Taste. Ein halbes Dutzend Augenpaare verfolgte gespannt, was sich auf den Bildschirmen ereignete. Und einem halben Dutzend Kehlen entfuhr gleichzeitig ein lautes Stöhnen.
    »Verdammt!«, fluchte Max gestresst.
    Ziemlich genau eine Sekunde lang lief Ryans Programm, doch nun stand es still und verlangte nach einem Passwort. Sie erinnerte sich nicht, etwas darüber gelesen zu haben, trotzdem fragte sie ruhig:
    »Steht nichts in seinen Unterlagen?«
    Einer der Programmierer durchsuchte Ryans spärliche Dokumentation. Bald darauf schüttelte er den Kopf. »Nada.«
    Max wurde ungeduldig. »Ruf ihn an.«
    Sie hatte eine bessere Idee. »Versuchs mit ›Jessie‹«, schlug sie vor.
    »Oh, Jessie heißt sie also.«
    Max tippte die Zeichen ins leere Feld.
    Das Eingabefenster verschwand. An seiner Stelle erschien ein größeres Textfenster, das sich rasend schnell mit Nachrichten, Codes und Ziffern füllte. Eine fixe Zeile am untern Rand diente offenbar als Statusanzeige. Zähler schnellten in großen Sprüngen nach oben. Statistische Informationen, die nur Ryan verstehen würde. Nach wenigen Sekunden war der Spuk vorbei. Das Team brach in Jubel aus, als Max die letzte Meldung auf dem Bildschirm laut vorlas:
    »Testsequenz A:1-28 beendet. Null Fehler. 4.52 sec.«
    Auch Alex’ Herz hüpfte vor Freude. Sie verspürte große Lust, ihn doch noch anzurufen. Die Generalprobe war auf Anhieb geglückt. Sie wussten jetzt, dass Ryans Software auf ihrem

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