Im Westen geht die Sonne unter
sein auf das Resultat. Sie sind weltweit die Ersten, die ein solches Produkt entwickelt haben.« Sein Blick wanderte zu den Symbionten. »Wie ich höre, gab es keine Schwierigkeit, die unsere zwei Gäste nicht im Nu gemeistert hätten.«
»Das ist in der Tat so, Mr. Li«, stimmte der Vizepräsident zu. »Die beiden waren ein hervorragendes Team.«
Danny erschrak. Warum sprach sein Boss in der Vergangenheit, als gäbe es den einen oder beide nicht mehr? Auch das kann nicht Zufall sein, dachte er. Mit einem Schlag kehrte das Unbehagen zurück. In seinen Gedanken wurde das Festessen zum Henkersmahl. Er war so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass er Lis nächste Bemerkung beinahe überhört hätte.
»Kein Wunder, dass unser Projekt die Industriespione besonders interessiert hat.« Seine Stimme wurde etwas leiser und gleichzeitig eindringlicher, als er den Manager fragte: »Hat sich Ihr Verdacht bestätigt?«
Der Vizepräsident, nickte langsam mit gesenktem Blick wie ein reuiger Sünder. »Leider, Mr. Li«, antwortete er betrübt. »Ich weiß jetzt, wer unsere Dokumente kopiert hat.«
Hätte er ihm die Faust in den Magen gerammt, die Wirkung wäre nicht fataler gewesen. Danny zuckte zusammen, ihm wurde augenblicklich übel. Er atmete flach und schnell. Nur mit größter Anstrengung gelang es ihm, äußerlich einigermaßen ruhig zu bleiben. Eric konnte sich nicht beherrschen. Die Antwort seines Chefs löste einen Hustenanfall aus. Als wüchsen dem Stuhl plötzlich giftige Stacheln, sprang er auf. Heiser und kreidebleich entschuldigte er seinen Fauxpas und eilte hinaus zu den Toiletten. Danny wehrte sich mit aller Kraft dagegen, dem unglücklichen Eric nachzuspringen. Er blieb zusammengekauert sitzen, spürte kalten Schweiß am Rücken, wagte nicht, sich die Schweißperlen auf der Stirn abzuwischen. Der Zorn der Manager und des mächtigen Auftraggebers müsste sich jeden Moment auch über ihn ergießen. Reglos schaute er den flinken Händen zu, die den Tisch abräumten, vermied so den Blickkontakt mit den andern. Kaum hatte das Personal den Raum wieder verlassen, überraschte Li ihn erneut.
»Dann ist dieses Problem also gelöst«, sagte er wie zu sich selbst.
Verblüfft wagte Danny einen Blick über die Schulter. Der Gastgeber thronte mit dem gewohnt leeren Lächeln auf seinem Sessel, zufrieden mit sich selbst und der Welt, wie es schien. Danny sorgte sich um Eric. Der Schock hatte dem alten Mann heftig zugesetzt. Danny wollte wissen, wie Eric seine Entdeckung verkraftete. Irgendwie war ihm der Vizepräsident oder sein stummer Adlatus auf die Schliche gekommen, und Danny zweifelte keinen Augenblick an den schlimmen Folgen für den Alten. Problem gelöst – das konnte bedeuten, dass Erics Schicksal besiegelt war. Wie auch immer. Unruhig wartete er darauf, dass der Gastgeber die Tafel aufhob und aufstand. Vorher durfte er nicht daran denken, den Tisch zu verlassen, wenn er Li nicht tödlich beleidigen wollte.
Endlich erhob Li sich und gab damit seinen Gästen das Zeichen, das Gleiche zu tun. Noch immer keine Spur von Eric. Danny eilte hinaus. Der Klub erschien ihm seltsam verlassen. Nicht nur Eric war verschwunden. Auch das Personal hatte sich plötzlich in Luft aufgelöst. Unruhig hetzte er durch das Geisterhaus, fand die Toiletten, rief diskret nach Eric. Alles blieb still. Der Raum war leer. Zurück im Flur bemerkte er die offene Tür auf der gegenüberliegenden Seite. Sie führte auf den weitläufigen Hof zwischen den drei Gebäudeflügeln. Als er sich näherte, glaubte er, Stimmen zu hören. Wasser plätscherte. Dann war es still wie zuvor. Er hatte die Tür erreicht, wollte sie aufstoßen, da wurde sie ungestüm von außen aufgezerrt. Ein Bulldozer rammte ihn, drückte ihn platt an die Wand und stampfte mit schweren Schritten weiter, ohne ihn zu beachten. Er kannte diesen Kasten von einem Mann, dessen eines Ohr kaum zu sehen war. Tony Cheung, der Gorilla des vorsichtigen Mr. Li. Danny hatte sich gleich nach der Ankunft gewundert, wo die Bodyguards steckten. Mit flauem Gefühl im Magen trat er ins Freie. Der Garten lag im Dunkeln. Nur ein paar blühende Ziersträucher und die Lilien am Fischteich leuchteten im Licht der wenigen hellen Fenster. Was hatte das ›Einohr‹ hier zu suchen? Wieder rief er nach Eric. Die laute Grille in der Nähe verstummte für einen Augenblick, dann sang sie ihr eintöniges Lied weiter. Wo blieb der alte Mann? Schon glaubte er, Eric hätte sich in seiner Panik aus dem Staub
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