Im Wettstreit der Gefühle (German Edition)
Druck seiner Hand. Sie war sich überdeutlich seines sengenden Blickes auf ihrem Körper bewusst.
Das Räuspern sollte ihre Gedanken reinigen. Andernfalls könnte sie nichts anderes als verlieren. ‚Du musst gewinnen‘, sagte sie sich. ‚Du musst ihn loswerden.‘ Sein Werben wurde ihrem Seelenheil gefährlich. Schmeichelhaft aber unmöglich zu erhören. MacNeal würde sie nicht zu der ellenlangen Liste seiner Eroberungen hinzufügen können.
Schließlich hob Liam fragend eine Augenbraue. „Mein Freund Walter gibt das Startzeichen. … Bereit?“
Sie nickte.
Ein Mann mit hellbrauen, kurzen Haaren trat an die Startlinie, die auf der Pferderennbahn markiert worden war. Erin zu seiner Linken und Liam zu seiner Rechten starrten konzentriert auf das Tuch, das Walter hochhielt. Mit angehaltenem Atem wartete Erin, bis er das Tuch mit einer raschen Bewegung sinken ließ.
Dann gab sie ihrer Stute die Sporen.
Der Start gelang Liam besser als Erin. Die ersten Fuß lag er vor ihr. Doch Erin hatte nicht vor, ihm den Sieg kampflos zu überlassen. Sie beugte sich tief über den Hals ihrer Stute. Fuß um Fuß kämpfte sie sich an Liam heran und ritt plötzlich neben Liam.
Als sie einen Blick auf den Mann neben ihr warf, entdeckte sie Überraschung in seinem Gesicht. Glücklich spürte sie die Bewegung des Tieres unter sich und genoss das Gefühl, weiterhin mit Liam mithalten zu können. Ihr Lachen wurde schneller davongetragen als Blütenblätter vom Wind.
Dennoch drang es an Liams Ohr, und sein Gesichtsausdruck wurde grimmig. Er drückte seinem Hengst die Hacken in die Flanken, um es weiter anzutreiben. Frustriert stellte er fest, dass er keinen Vorsprung erlangen konnte.
Die letzte halbe Runde lag vor ihnen. Erin wusste, dass sie ihre Stute zu Höchstleistungen anspornen musste und auch konnte. Sie beugte sich noch ein wenig weiter nach vorne und flüsterte beruhigende Worte in das Ohr des Pferdes.
„Streng dich bitte für mich an. Ich darf nicht verlieren. … Ich weiß, dass du erschöpft bist, aber wir haben es gleich geschafft. Nur noch eine letzte Anstrengung.“
Das Tier schien sie tatsächlich zu verstehen. Triumphierend registrierte sie, dass die Ziellinie in Sicht kam, während sie Liam überholte. Sie würde gewinnen! Sie würde Liam MacNeal in seine Schranken weisen und ihn vor seinen Freunden blamieren!
Als sie bemerkte, dass etwas mit der Stute nicht stimmte, war es bereits zu spät. Das Tier stolperte und drohte zu fallen. Nur unter Aufbietung ihres gesamten Könnens war sie in der Lage zu verhindern, dass die Stute zu Boden ging und sie dabei zermalmte. Doch der Sieg dieses Rennens glitt ihr in diesem Moment aus den Händen.
Was war passiert? Weshalb hatten die Hufe des Tieres ihren Halt auf der zuvor mit ihrer Hilfe aufbereiteten Rennstrecke verloren? Weshalb hatte Erin kein Hindernis entdecken können? War das arme Tier verletzt?
Das Johlen von Männerstimmen brachte sie in die Realität zurück. Liam MacNeal hatte die Ziellinie überquert und ließ sich von seinen Freunden feiern. Entweder hatte er nicht bemerkt, dass sie in Schwierigkeiten geraten war, oder es war ihm egal. Ihr Blick wanderte zu seiner Gestalt mit den jubelnd hochgereckten Armen. Ihn schien nur zu interessieren, dass er die Wette gewonnen und nun einen Wunsch frei hatte.
Zu welchen Schandtaten wäre dieser Halunke in der Lage, um sicherzustellen, dass ihm diese einzigartige Gelegenheit, sie in seiner Schuld stehen zu lassen, nicht ungenützt durch die Hände glitt? Ihr wurde klar, dass sie ihm alles zutraute! Jeden denkbaren, hinterhältigen und verwerflichen Versuch der Manipulation!
Die Erkenntnis, dass sie betrogen worden war, ließ Wut durch ihre Adern schießen. Sie war eine geübte Reiterin. Sie hätte sofort gemerkt, wenn die Stute Probleme am Bein gehabt hätte. Mit einer schwungvollen Bewegung stieg sie ab und untersuchte die Fesseln des Tieres. Neben eines der Hufeisen könnte ein Stein eingetreten worden und anschließend wieder abgefallen sein. Doch das kam ihr unwahrscheinlich vor.
Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen ritt Liam zu ihr zurück. „Einen Moment dachte ich, ich hätte keine Chance mehr. Was ist passiert?“
Erin kniff die Augen zusammen. „Meine Stute ist ins Stolpern geraten … weil Ihr falsch gespielt habt!“
„Betrug habe ich nicht notwendig“, widersprach er erbost.
„Aber meine Stute hat völlig unerwartet den Halt verloren!“
„Wo ist Euer Beweis?“
Dabei handelte es
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