Im Wettstreit der Gefühle (German Edition)
Thema verweilen zu wollen. Hastig griff sie nach dem Leintuch und ging zur Tür. „Es wird niemand etwas erfahren. Ihr habt mein Wort. … Und jetzt werde ich das Bett frisch beziehen.“ Dann verschwand sie.
Erin war erleichtert, wieder allein zu sein. Sie sehnte sich schon jetzt nach Liam und nach seinen Zärtlichkeiten. Sie wollte die Zeit bis zu Edwolfs Rückkehr gut nutzen. Danach würde es nicht mehr möglich sein, sich heimlich mit ihrem Mann zu treffen. Wie sehr sie ihn vermissen würde! Vielleicht würde sie sich bis dahin dazu durchgerungen haben, mit Liam nach Sigleß zu gehen. Ob sie dazu fähig wäre? Unruhig wartete sie auf den unvermeidlichen Tag der vorübergehenden Trennung.
Liam fand in den nächsten Tagen ein offenes Fenster und eine willige Geliebte vor, die ihn heißblütig empfing. Jede Nacht war er überrascht von ihrer Leidenschaft. Sie fieberte offensichtlich ihrer Vereinigung ebenso begierig entgegen wie er. Er dachte nicht daran, seine Frau jemals aufzugeben.
23. Kapitel
Edwolf kehrte zwei Tage früher als beabsichtigt von seiner Reise zurück. Erin hatte das furchtbare Gefühl, ihren Bruder zu hintergehen. Sollte sie ihm alles beichten … dass sie Liam gegenüber schwach geworden war und ihn eingelassen hatte … und das nicht nur in ihr Schlafgemach? Nein, das wagte sie nicht.
„Ist etwas Besonderes vorgefallen, als ich weg war?“ fragte Edwolf bei der Ankunft und riss sie damit aus ihren Gedanken.
„Nein, alles ist in Ordnung“, antwortete sie mit fester Stimme.
Edwolf nickte. „Du sieht verändert aus. Ein wenig übermüdet. Allerdings hast du ein besonderes Strahlen in den Augen. Ist wirklich nichts passiert?“
Erin errötete. „Ich trage mein Haar heute anders. Das ist alles. … Sind deine Geschäfte zu deiner Zufriedenheit verlaufen?“
„Es freut mich, dass dein Interesse an diesem Thema geweckt ist“, verkündete Edwolf zufrieden, streifte seine Handschuhe ab und schlug damit mehrmals in die Handfläche seiner Linken.
Ihr Interesse war tatsächlich geweckt, wenn die Ursache auch nur darin lag, dass sie seine Forderungen nach einem neuen Ehemann nicht mehr erfüllen musste, sobald er seine Schulden beglichen hatte.
Er seufzte. „Ich muss gestehen, dass das Ergebnis durchaus positiver ausfallen hätte können.“
„Es tut mir leid, das zu hören“, antwortete sie. Die Freiheit ließ auf sich warten. Nachdem Edwolf nun zurück war, würde sie die Aufgaben, die sie im Haushalt übernommen hatte, wieder abgeben müssen. Zu der Einsamkeit würde sich neuerlich Langeweile gesellen. Eine spontane Idee kam ihr in den Sinn.
„Mein lieber Bruder. Ich wollte dich für einen Besuch meiner Freundin Anne aus dem Waisenhaus um Erlaubnis bitten. … Du hast sie bereits kennengelernt.“
„Wenn du es wünscht, Elisabeth. Allerdings bitte ich dich zu bedenken, dass wir Gäste nur zeitlich begrenzt bei uns behalten können.“
In den Augen ihres Bruders kostete es anscheinend zu viel, ein weiteres Mitglied des Haushalts zu verköstigen. Erin fragte sich, weshalb er seine Sparmaßnahmen nicht auch bei seinen Hobbies wie dem Genuss teurer Zigarren anwendete. „Ich danke dich.“ Dann floh sie vor seinem prüfenden Blick in ihr Zimmer. Ihre Freundin würde ihr Kraft geben, dieses Durcheinander zu entwirren.
Liam dürfte gemerkt haben, dass ihr Bruder wieder im Schloss weilte, denn in dieser Nacht kam er nicht an ihr Fenster. Erin verzehrte sich nach Liam. Und das nach nur einem Abend ohne ihn! Ohne ihn an ihrer Seite konnte sie keinen Schlaf finden. Wie sollte sie weitere Nächte überstehen?
Die Nacht darauf klopfte es an ihrem Fenster. Erin schrak aus ihren Träumen hoch, öffnete das Fenster aber nicht. War Liam verrückt? Er brachte sie beide in große Gefahr!
Es hämmerte wieder. Erin schlüpfte aus dem Bett und trat ans Fenster. Sie wagte lediglich, es einen Spalt zu öffnen. „Mein Bruder ist wieder da. Ich kann dich nicht hereinlassen“, flüsterte sie.
„Doch.“ Mit einem Ruck riss er das Fenster auf, sodass der Fensterrahmen mit einem Krachen gegen die Mauer stieß.
Erin zitterte. „Wenn dich Edwolf bemerkt, tötet er dich.“
„Was für ein schöner Tod, in deinen Armen zu sterben“, lachte Liam leise und zog sie an sich. Sie spürte, wie ihr Widerstand schmolz. Er beugte sich zu ihr und küsste sie, zuerst sanft, dann immer leidenschaftlicher.
„Du bringst uns beide in Gefahr“, murmelte sie. Dennoch drängte sie sich sehnsüchtig an seinen
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