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Im Wettstreit der Gefühle (German Edition)

Im Wettstreit der Gefühle (German Edition)

Titel: Im Wettstreit der Gefühle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ester D. Jones
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mit banger Stimme.
    „Man wird sehen.“ Walter trat zu ihr und zog einige Strohhalme aus ihrer Frisur.
    „Muss ich dann von hier weg?“
    „Das wird Liam nicht zulassen.“
    Erin begann wieder an ihrem Kleid zu nesteln.
    „Eure Verspätung wird einen schlechteren Eindruck hinterlassen als ein in Unordnung geratenes Kleid.“ Und dann überschritt er eine unsichtbare Grenzen, indem er nach ihrer Hand griff, und sie mit sich zog.
    Sie hatte Mühe, ihm zu folgen. Weitere Fragen brannten ihr unter den Nägeln, doch sie erhielt keine Antworten mehr.
    Da ließ Walter abrupt ihre Hand los und trat einen Schritt von ihr weg. Sie wäre beinahe gestolpert. Sie schaffte es irgendwie, auf den Beinen zu bleiben, und eilte mit langen Schritten weiter. Verwirrt bemerkte sie, dass Walter errötet war. Wenig später erkannte sie den Grund für Walters seltsames Verhalten.
    Auf den Stufen der Festung wartete Liam auf sie. Hünenhaft, muskelbepackt und wütend. Er gab das perfekte Bild eines kampfbereiten, blutdürstigen Kriegers ab. Erins Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Sie schob es auf die Tatsache, dass sie gleich einem Verhör unterzogen würde.
    „Ich wollte nicht, dass sie dich für eine Befragung hierher zerren lassen“, meinte er mit zornbebender Stimme. Dann atmete er hörbar aus. „Du musst keine Angst haben. Antworte einfach ehrlich auf ihre Fragen, dann ist es rasch vorbei.“
    Erin nickte und ging an ihm vorbei in die Halle hinunter. Ihr Blick fiel auf die lange Tafel, an deren Längsseite fünf ihr unbekannte Männer Platz genommen hatten. Die von tiefen Falten umgebenen, weisen Augen der gealterten Krieger sahen ihr neugierig entgegen. Für Erin war kein Stuhl bereitgestellt. Sie nahm vor den in den MacNeal-Farben gekleideten Fremden Aufstellung.
    „Es freut uns, dass Ihr vor uns erschienen seid“, verkündete einer der Männer, offensichtlich der älteste unter ihnen.
    „Gern geschehen?“
    „Ihr seid eine Heilerin?“
    „Ja?“
    „Seit wann habt Ihr diese Gabe?“
    Erin strich mit der Zungenspitze über die trockenen Lippen. „So lange ich denken kann?“
    „Und Ihr helft Menschen im Dorf mit Euren Fähigkeiten?
    „Wenn sie es erlauben?“
    „Fühlt Ihr Euch wohl auf Sigleß?“
    „Ja?“
    Das Ratsmitglied runzelte die Stirn. Der Mann neben ihm beugte sich zu ihm und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Erin verstand lediglich den Namen Finlay, der zu dem Ratsmitglied zu gehören schien, der ihr die Fragen stellte. Schließlich ruhte sein kühler Blick wieder auf ihr. „Ihr scheint Euch bei Euren Antworten nicht sicher zu sein.“
    Sie schluckte. „Es ist nur … Ich weiß nicht, was Ihr von mir erwartet.“
    „Es ist nicht an Euch, die Gründe dieses Gesprächs durchschauen zu müssen. Also lasst uns fortfahren. … Ihr seid in einem schottischen Waisenhaus aufgewachsen?“
    „Ja.“
    „Erzählt uns von Eurem Leben dort.“
    Welch eine seltsame Aufforderung. Erin begann wirre Informationen hervorzupressen, unsicher, welche Aussage für die Männer von Wichtigkeit sein könnten. Sie erzählte von ihren Aufgaben, ihrer Freundin Anne, den Nonnen. Schließlich wurde ihre Stimme weich, als sie stotternd berichtete, wie sehr sie es genossen hatte, für die Kinder in dem Waisenhaus zu sorgen. Als der Gesichtsausdruck der Männer am anderen Ende des Tisches immer finsterer wurde, verstummte sie.
    „Nach Eurer Hochzeit mit dem Laird habt Ihr ein paar Wochen bei Eurem … Bruder gelebt.“
    Erin nickte.
    „Ist er Euch ans Herz gewachsen? Vermisst Ihr ihn?“
    Ein entsetzter Laut löste sich von ihrer Lippen. Wie konnten sie von ihr verlangen, ihnen diese persönliche Information mitzuteilen? Sie senkte errötend den Blick. Auch wenn Walter anderer Meinung war, so ahnte sie doch, dass die Antwort auf diese Fragen darüber entscheiden würde, ob sie auf Sigleß erwünscht war oder nicht. „Es fällt mir schwer, das zuzugeben, aber es ist in der kurzen Zeit keine geschwisterliche Verbindung entstanden. Mein Bruder … nun, er hat … männliche … Interessen, die er verfolgt, und in denen ich lediglich eine geringe Rolle spiele.“
    Der Mann namens Finlay nickte und schien zufrieden.
    „Ihr tragt das traditionelle Tuch der MacNeals nicht“, warf da einer der Männer ihr vor. „Es entsteht durch das Beharren auf Eurer englischen Bekleidung der Eindruck, als wolltet Ihr Euch nicht auf Sigleß einfügen.“
    Es gab einen Grund für ihre Weigerung. Erin wollte die Forderung ihres Mannes, sich in sein Tuch

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