Im Wettstreit der Gefühle (German Edition)
sich aufzupassen. Solltet Ihr irgendwelche Probleme haben, wendet Euch während seiner Abwesenheit ruhig an mich. Ich werde Euch helfen, so gut ich kann.“
Erin lächelte ihn dankbar an.
In diesem Moment wurde Walter klar, welches Glück Liam hatte. Er sollte dieses zarte und wundervolle Geschöpf besser behandeln. Sie wurde in der Zeit ihrer Schwangerschaft noch schöner. Die Schönheit ihres Äußeren entsprach der ihrer inneren Werte. Er erschrak. Solche Gedanken sollte er über die Frau seines besten Freundes und Herrn nicht hegen. Er seufzte auf. Er schien zu lange keine Frau mehr in den Armen gehalten zu haben.
Erin unterbrach seine Gedanken. „Ich hätte eine Bitte. Ich möchte das künftige Kinderzimmer einrichten. Doch mir fehlen eine Kommode und eine Wiege. Wisst Ihr, an wen ich mich wegen der Herstellung dieser Möbelstücke wenden kann?“
„Keine Sorge, das kann ich selbst erledigen, Mylady.“ Er sprang auf die Füße und half ihr ebenfalls auf die Beine. „Ich werde mich gleich darum bemühen.“
Erin lachte. „Knapp ein halbes Jahr habt Ihr noch Zeit.“
„So lange wird es nicht dauern. Und jetzt entschuldigt mich, bitte. Ich habe einen wichtigen Auftrag zu erledigen.“
Die nächsten Tage über hörte Erin im Innenhof der Festung ein Sägen und Hämmern. Allerdings wurde es ihr nicht erlaubt, Walter auf die Finger zu schauen. Sie lenkte sich von ihrer Sorge um Liam ab, indem sie das Zimmer für ihr Baby herrichtete, das gleich neben Liams und ihrem Schlafgemach lag. Erin webte Wandteppiche, mit denen sie den Raum schmücken wollte.
Sie war gerade dabei, einen Teppich mit Tiermotiven fertig zu stellen, als sie ein Geräusch hinter sich vernahm. „Walter! Ihr habt mich erschreckt“, murmelte sie, nachdem sie sich umgewandt hatte.
Er sah sich aufmerksam um. „Ihr habt Talent für die Webkunst. Die Wandteppiche verleihen dem Zimmer Wärme und Fröhlichkeit.“
„Danke“, antwortete Erin. Sie erhob sich. „Ich bin froh, dass ich mit dem letzten fertig geworden bin. Mir tun schon Arme und Rücken weh.“
Ohne dass es sich um eine bewusste Entscheidung handelte, trat er zu ihr und legte seine Hände auf ihre Schulter. „Ihr solltet Euch schonen“, meinte er, während er begann sie zu massieren.
Zuerst spürte er, wie sie sich vor Überraschung anspannte, doch dann begann sie offensichtlich seine Behandlung zu genießen. Für eine Heilerin, die ständig mit ihren Händen Wunder wirkte, war sie enorm empfänglich für Berührungen. Sie sog sie förmlich auf. Ihm wurde klar, wie schmale Schultern sie hatte, wie zart sie gebaut war. Trotzdem wusste er, dass ihr Stärke und Leidenschaft innewohnten. Als sich ein leises Seufzen von ihren Lippen löste, stellte er sich vor, wie es wohl wäre, sie zu lieben.
Entsetzt trat er einen Schritt zurück. Was tat er hier? Diese Frau führte seine Sinne ständig in Versuchung, ohne dass es ihr bewusst war. Liam würde Walter für seine Sehnsüchte umbringen.
„Die Wiege und die Kommode sind fertig. Wollt Ihr sie ansehen?“
Erin bemerkte seine plötzliche Kühle. Hatte sie etwas falsch gemacht? „Aye, gerne. Ich bin wirklich neugierig.“
Sie gingen gemeinsam nach draußen in den Hof. Erin stieß beim Anblick der Möbel einen Laut des Entzückens aus und lief voraus.
Walter hatte die aus Erlenholz gefertigten Möbelstücke mit zarten Mustern verziert. Erins Fingerspitzen fuhren über die eingebrannten Blüten und Ornamente. „Das ist wunderschön. Ihr seid ein Künstler.“
Er hätte ihr gerne gesagt, dass sie viel schöner war als alles, was er mit seinen Händen je geschaffen hatte. Aber das war unmöglich. Wenn er sich selbst gegenüber ehrlich war, dann musste er sich eingestehen, dass er ein wenig in sie vernarrt war. Ob es noch irgendwo so eine Frau wie sie gab?
„Habt Ihr eigentlich eine Schwester, Mylady?“
Erin drehte sich erstaunt um. „Nay. Wie kommt Ihr jetzt auf so etwas?“
„Das ist mir nur gerade eingefallen. Ich werde Euch die Möbel besser nach oben bringen. Es sieht nach Regen aus.“ Mit diesen Worten schnappte er sich die Wiege und stapfte davon.
Verwirrt blickte Erin in den strahlend blauen Himmel. Irgendetwas stimmte nicht mit Walter. Sie würde grau und alt werden, bevor sie die Männer verstand.
Als er nach ein paar Minuten zurückkehrte und die Kommode hochstemmte, folgte sie ihm in das zukünftige Kinderzimmer. „Ich wollte Euch noch einmal um etwas bitten. … Falls Ihr nicht bereits der Meinung seid,
Weitere Kostenlose Bücher