Im Wettstreit der Gefühle (German Edition)
und finanzielle Dinge klären.“
„Wenn du mir sagst, dass es keine andere Möglichkeit gibt, dann glaube ich dir. … Aber lass uns keine Sekunde dieser Nacht verschwenden“, flüsterte sie. „Berühre mich! … Küss mich! … Liebe mich! … Die ganze Nacht.“
Liam beugte sich zu ihr. „Das will ich tun. … Die ganze Nacht.“
Und dann erfüllte er ihr dieses Versprechen.
31. Kapitel
Als sie am nächsten Morgen erwachte, war sie alleine. Sie schlüpfte rasch in ein Unterkleid und drapierte unbeholfen den Plaid in Liams Farben darüber. Dann lief sie in die große Halle. Liam sollte sie vor seiner Abreise noch in der MacNeal-Tracht sehen.
Unten fand sie keine Menschenseele. Bereitete er schon sein Pferd vor? Besprach er die letzten Dinge mit seinen Männern? Da vernahm sie Schritte hinter sich und wandte sich mit erwartungsvollem Gesichtsausdruck um. Doch beim Neuankömmling handelte es sich nicht um Liam sondern um Vada.
„Wo hält sich mein Mann auf?“ fragte sie atemlos.
„Der Laird ist vor einer Stunde losgeritten. Er wollte keine Zeit vertrödeln.“
„Sich zu verabschieden versteht er unter Zeit vertrödeln?“ Erin hörte das Blut in ihren Ohren rauschen. Er verließ sie für zwei Monate und fand es nicht der Mühe wert, sie zu wecken?
Sie lief aus dem Haus und ignorierte Vada, die ihr etwas nachrief, das sie nicht verstand. Jetzt erst bemerkte sie die Tränen, die ihre Wangen hinunterliefen. Dieser Schuft brachte sie auch noch zum Weinen, nachdem er ihr seine Liebe gestanden hatte. Nachdem sie gedacht hatte, dass sie endlich glücklich werden konnten.
Unter einer Reihe von Bäumen hielt sie an. Sie setzte sich ins Gras und legte ihren Kopf auf ihre Knie, ihre Arme umfassten ihre Beine. Wie sollte sie zwei Monate lang ohne Liam zurechtkommen? Sie kannte hier so gut wie niemanden. Könnte sie die anderen Bewohner von Sigleß dazu bewegen, sie zu mögen? Wegen ihrer Schwangerschaft fühlte sie sich noch unsicherer als sonst. Wie gerne hätte sie Liams Liebe und Stärke zu ihrer Unterstützung neben sich gewusst.
„Was macht Ihr hier so alleine?“ hörte sie plötzlich eine Stimme.
Sie blickte hoch. „Ach, Walter. Ich überlege gerade, was für ein Schurke mein Mann ist.“
Walter lachte. „Er ist vielleicht ein Schurke, aber Ihr seid eine Diebin.“
„Eine Diebin? Wie könnt Ihr es wagen?“ brauste sie auf, doch ein Blick in Walters freundliche Augen beruhigte sie. „Wollt Ihr mir Eure Äußerung erklären?“
„Wenn ich mich zu Euch setzen darf, will ich es gerne tun.“
Erin lächelte. „Eure Worte wechseln zwischen unverschämt und zuvorkommend. Nehmt Platz.“
Er ließ sich neben ihr nieder. „Ihr habt etwas von Liam gestohlen, das man nicht auf den ersten Blick vermisst. Nur sehr aufmerksame Beobachter registrieren sein Fehlen.“
Erin lauschte verwirrt. „Und was sollte das sein?“
„Sein Herz“, meinte Walter schlicht.
Sie lachte laut auf. „Ihr irrt Euch gewaltig. Es war kein Diebstahl sondern ein gegenseitiges Geschenk. Und trotzdem ist er zu seinem geheimnisvollen Auftrag aufgebrochen, ohne sich von mir zu verabschieden.“
Walter lachte kurz auf. „Habt Ihr Euch endlich ausgesprochen?“
Erin nickte. „Aber sein Verhalten ist mir immer noch ein Rätsel.“
„Liam war noch nie gut im Verabschieden. In der Rolle des Ehemannes ist er ungeübt. Habt etwas Geduld mit ihm. Er wird es schon lernen.“
„Seid Ihr eigentlich verheiratet?“ fragte Erin.
„Aye, das war ich. Sehr glücklich sogar. Meine Frau ist bei der Geburt unseres ersten Kindes gestorben. Als ich sie kennengelernt habe, war es nicht leicht für mich, mich an die Eigenheiten der Frauen zu gewöhnen. Wenn man sich nur unter Männern aufhält, lernt man nicht, Rücksicht auf zarte Seelen zu nehmen.“
Erin erinnerte sich an Walters seltsame Aussage auf der Reise von Schloss Landsgron nach Sigleß, dass Liam noch eine Familie hätte, die er beschützen könne, und verstand mit einem Mal. „Es tut mir leid, vom Tod Eurer Frau zu hören. Ihr scheint sie sehr geliebt zu haben.“
Als sie die immer noch frisch wirkende Trauer in seinem Blick bemerkte, wechselte sie das Thema. „Danke, dass Ihr Euch Zeit für mich genommen habt. Vermutlich warten viele Aufgaben auf Euch, nachdem Liam jetzt verreist ist. … Wisst Ihr übrigens, wohin er geritten ist?“
In Walters Blick lag Mitleid. „Ihr müsst Euch keine Sorgen machen“, versuchte er sie zu beruhigen. „Liam ist in der Lage, auf
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