Im wilden Meer der Leidenschaft
und sich wie eine Hafenhure an seinem fast nackten Körper gerieben. Und das Schlimmste daran war, dass es ihr gefallen hatte.
Es hatte ihr sogar mehr als gefallen! Ihr Genuss war so groß, so überwältigend gewesen, dass sie vergessen hatte, wer sie war, wo sie beide sich befanden und was in der Vergangenheit geschehen war. Nichts schien mehr wichtig außer dem Gefühl, seine Lippen auf ihrer Haut und seine harte Männlichkeit unter sich zu spüren. Was zählte, war das grenzenlose Verlangen, das sie immer fester aneinander band, bis sie das Gefühl hatte, gleich zu explodieren.
Bianca stöhnte auf und legte ihre zitternden Hände auf ihr schamrotes Gesicht. Ein Mann, den sie seit Jahren nicht mehr gesehen hatte, der ihre Freundschaft auf das Ärgste verraten hatte, tauchte wieder in ihrem Leben auf, und was tat sie? Tötete sie ihn und übte sie die Vergeltung, auf die sie so lange gewartet hatte? Nein, sie gab sich ihm in ihrem eigenen Bett hin!
Hinter der geschlossenen Tür hörte sie das Knarren der Holzdielen und einen leisen Fluch, als ob Balthazar versuchte aufzustehen. Bianca rannte ziellos mit nackten Füßen die enge Treppe hinunter. Die Taverne war leer und noch in nächtliche Dunkelheit gehüllt; die heiße Luft roch noch immer nach verschüttetem Bier und Rum, den fettigen Resten des Eintopfs und dem beißenden Geruch von Schießpulver. Das Mobiliar, das während des Tumults zu Bruch gegangen war und das man nun nur noch als Kleinholz gebrauchen konnte, hatte man an die Wand geschoben.
Bianca wandte sich zur Küche im hinteren Teil des Hauses. Dort war es noch heißer, und die Feuerstelle war bereits geschürt und glühte für die Essensvorbereitungen des nächsten Tages. Dennoch schlief Delores noch auf ihrer Pritsche neben dem Herd. Bianca schlüpfte an ihr vorbei und stahl sich in die Nacht hinaus.
Es fing bereits an zu dämmern. Ein graurosa Licht färbte die Ränder der Dunkelheit, und bald würden flackernde Lichter in den Fenstern der Geschäfte und Häuser erscheinen. Von der halbfertigen Kathedrale auf der Plaza würde zur Morgenmesse geläutet werden. Die schlossähnliche Festung des Gouverneurs, die hoch oben über der Stadt lag, sah aus, als liege sie in tiefem Schlaf, geschützt durch ihre unüberwindlichen Steinmauern und ihre Kanonen. Alles war noch dunkel, doch bald würde auch dort oben das Leben erwachen, und die Bewohner von Santo Domingo würden anfangen, ihrer Hauptbeschäftigung nachzugehen – dafür zu sorgen, dass die Schiffe der königlichen Flotte, die sich mehrere Male im Jahr auf den Weg zurück nach Spanien begaben, reichlich mit Schätzen und Gold beladen waren.
Bianca blickte über die Stadt, die so trügerisch ruhig in der Morgendämmerung lag. Santo Domingo war nun schon seit einiger Zeit ihr Zuhause, und sie war länger hier als die meisten europäischen Bewohner, von denen viele die Hitze, das ungewohnte Essen, die Insekten und die Stürme nicht ertragen konnten. Die sich nicht an diese fremde Welt weit weg von der Kultur und den Annehmlichkeiten Spaniens gewöhnen konnten. Die meisten kamen hierher, um reich zu werden, um dem König zu dienen und sich so einen Platz am Hof zu sichern. Sobald das gelungen war, zog es sie zurück nach Sevilla oder Madrid, und sie lösten sich aus dem unerklärlichen Bann der Inseln.
Doch Bianca hatte Santo Domingo lieben gelernt. Natürlich gab es Zeiten, in denen sie sich nach Venedig zurücksehnte, doch nach all den Jahren der Wanderschaft, in denen sie so viele Hindernisse überwinden musste, hatte sie in dieser rauen Hafenstadt am Rio Ozama eine Art neues Zuhause gefunden. Sie hatte sich ein gut gehendes Geschäft aufgebaut, eins, für das harte Arbeit ausreichte und für das sie nicht ihren Körper und ihre Seele verkaufen musste.
Sie lachte bitter. Es war wahrlich nicht immer ein Vergnügen, nachts um halb drei bewusstlose Säufer vor die Tür zu bugsieren, klebrige Böden zu schrubben und mit abgebrühten Händlern um Rum, Zucker und Bier zu schachern. Es gab genug Momente, in denen sie unausstehlichen Gästen am liebsten einen Kessel über den Kopf ziehen würde und meilenweit entfernt sein wollte. Momente, in denen sie ein für alle Mal in den Dschungel flüchten wollte, um das alles hinter sich zu lassen.
Doch es gab auch Zeiten, in denen sie dem Lärm der Gaststätte entfliehen und am Flussufer entlang spazieren konnte. Dann roch sie die salzige Brise des nahen Meeres, vermischt mit dem süßen Duft der üppigen
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