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Im wilden Meer der Leidenschaft

Im wilden Meer der Leidenschaft

Titel: Im wilden Meer der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: AMANDA MCCABE
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seine glühenden grünen Augen sehen, und die juwelengeschmückte Hand, die ihm zuwinkte.
    „Ich sagte dir doch, dass du eines Tages mir gehören würdest, Balthazar!“, schrie er mit lauter und klarer Stimme, die das Heulen des Sturms übertönte. „Du bist mein Fleisch und Blut; du kannst mir nicht entkommen. Du hast mich getötet, aber ich werde immer bei dir sein!“
    Balthazar schrie vor Verzweiflung auf. In blinder Wut kletterte er den rutschigen, schwankenden Mast hinauf, immun gegen die Kälte und die Schmerzen. Er war entschlossen, ein für alle Mal das Böse, das in ihm selbst schlummerte, zu vernichten.
    Doch Ermano entfernte sich immer mehr, flog immer höher, bis er außer Reichweite war. Und schließlich fiel der Mast, und mit ihm Balthazar, der auf das Schiffsdeck stürzte – dem sicheren Tod entgegen.
    Doch er landete nicht im kalten Meer. Die Wellen verschlangen ihn nicht. Stattdessen fiel er auf ein weiches Bett und fand sich inmitten zerwühlter Laken und Decken wieder.
    Er öffnete die Augen und starrte verstört auf dunkle Holzbalken an einer weißgetünchten Decke. Statt nach schwefelhaltigen Blitzen roch es nach einer warmen, tropischen Brise, die durch ein offenes Fenster hereinwehte.
    Dies war nicht seine Kabine auf der Calypso . Er befand sich nicht an Bord eines stampfenden, rollenden Schiffs. Er hörte keine Schiffsglocke oder Schreie von Deck. Für einen kurzen Augenblick konnte er sich nicht erinnern, was geschehen war, sondern war noch immer in seinem Albtraum gefangen, in dem Sturm, der ihm so wirklich vorgekommen war. Genau wie sein Vater, der nun nur noch in seinen Gedanken weiterlebte.
    Er versuchte, sich auf die Seite zu legen, und der plötzliche, stechende Schmerz in seiner Schulter brachte die Erinnerung zurück. Er wusste nun wieder, dass sie Santo Domingo erreicht hatten, nachdem sie in der Mona–Passage in Schwierigkeiten geraten waren. Er erinnerte sich an die Schlacht gegen Diego Escobar und seine Kumpane und an den Sturm, der den Mast beschädigt und sie am Weiterfahren gehindert hatte. So waren sie an Land gegangen, um warme, trockene Betten und Essen ohne Schimmel und Insekten vorzufinden. Vielleicht sogar gut aussehende Frauen. Doch stattdessen war er auf Diego und seinen Dolch gestoßen.
    „Der Mann sei verdammt!“, fluchte Balthazar, als heiße, stechende Schmerzen seinen Arm durchzuckten. Diego hatte auf hoher See gegen ihn gekämpft, wo Balthazar unbesiegbar war und Diego keine Chance gegen ihn hatte. Deswegen hatte er sich hier in Hispaniola auf die Lauer gelegt und den richtigen Zeitpunkt abgewartet.
    Ermano Grattiano war tot, aber an Schurken, die ihm in Bösartigkeit in nichts nachstanden, fehlte es nicht. Diego war dafür das beste Beispiel. Rache war eine mächtige Antriebskraft und konnte einen Mann zu Piraterie und Mord führen. Balthazar wusste nur zu gut, was es bedeutete, Rache üben zu wollen.
    Er legte sich zurück aufs Bett, und die Erinnerung an die Nacht kam klar und deutlich zurück. Der blitzschnelle Dolch, der aus dem Nichts aufgetaucht war, die Schreie, der Tumult und das Durcheinander in der Taverne. Dann die Explosion. Und die Frau, die auf ihn niederblickte, und in deren braunen Augen er Zorn, Besorgnis, und …
    Und was lesen konnte? Er, der Jahre seines Lebens auf hoher See und in rauen Häfen zugebracht hatte, der gelernt hatte, Männerseelen zu lesen, als seien sie Seekarten, weil sein Weiterkommen, sein Leben gar davon abhing, ihre gemeinsten Pläne und geheimsten Wünsche zu erahnen, konnte trotzdem nicht ihr Gesicht deuten. Ihre Augen waren wie ein wunderschöner Schleier, so undurchlässig wie Spitze aus Sevilla. Vielleicht hing auch ihr Leben davon ab, die Gedanken anderer zu erraten und ihre eigenen zu verbergen.
    Was hatte sie in seinem Gesicht gelesen, als sie in der lärmerfüllten Taverne auf ihn herabgeblickt und als sie seine Wunde so behutsam versorgt hatte? Und wo, wo um alles in der Welt hatte er sie schon einmal gesehen?
    Plötzlich nahm er neben sich das leise Rascheln einer Decke wahr, und wieder sah er ihr Gesicht, als sie sich über ihn beugte. Sie musste neben ihm gelegen haben, denn ihr Haar war lose und fiel als eine Kaskade wilder Locken über ihre Schultern. Sie trug nur ein dünnes weißes Hemd. Die Kerzen waren heruntergebrannt, und er sah sie nur im schwachen, fahlen Mondlicht, das durch das offene Fenster hereinschien.
    Er runzelte die Stirn, als er zu ihr aufsah und ihr Gesicht im Schutz der Dunkelheit

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