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Im wilden Meer der Leidenschaft

Im wilden Meer der Leidenschaft

Titel: Im wilden Meer der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: AMANDA MCCABE
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erleben.“
    Sie nickte kurz, während sie die von ihr ordentlich zugenähte Wunde betastete. Balthazar zuckte zusammen, aber ließ die Untersuchung über sich ergehen. Sie stand dicht an ihn gelehnt, und er konnte ihren Duft nach Seife und sauberem Wasser, nach Wolle und Blumen und der Meeresluft in ihrem Haar riechen. Die zarte Wölbung ihrer weichen, verlockenden Brust hob sich mit jedem Atemzug über den Rand ihres braunen Mieders.
    Er fühlte, wie sich von Neuem das Verlangen in ihm regte, und er rutschte unbehaglich auf der Bettkante hin und her. Er war ohne Zweifel zu lange ohne eine Frau gewesen.
    „Ich habe Meuterer gesehen, die hier am Galgen aufgeknüpft wurden“, sagte sie und griff nach einem Tiegel mit Salbe, der auf dem Tisch stand. „Mit abgetrennten Händen und aufgeschlitzten Bäuchen, aus denen die Eingeweide quollen …“
    Noch nicht einmal diese abschreckende Vorstellung ließ seine Erregung abklingen. Was für ein Narr er doch war, dachte Balthazar sarkastisch. Und pervers noch obendrein, wenn ihn die Beschreibung gefolterter Meuterer in seinem Verlangen bestärkte, Bianca aufs Bett zu ziehen, ihre sinnlichen Lippen zu küssen und ihre nackten Brüste zu streicheln, bis er ihr lustvolles Stöhnen hörte.
    „Meine Männer haben keinen Anlass zu meutern“, sagte er mit rauer Stimme. Sie strich die fettige Salbe auf seine Wunde, und er spürte, dass die Wölbung in seiner engen Hose immer sichtbarer werden musste. „Sie wissen, dass ich hart, aber gerecht bin. Solange sie ihre Arbeit verrichten und mir treu dienen, haben sie nichts von mir zu befürchten.“
    „Hat Diego seine Arbeit verrichtet?“
    Balthazar verzog das Gesicht. „Am Anfang.“
    „Bis er sich verliebt hat?“
    „Wie ich sehe, hat Mendoza einiges ausgeplaudert.“
    „Was er zu erzählen hatte, hat mich sehr interessiert.“
    Missbilligte sie sein Vorgehen? Er konnte ihren beherrschten Gesichtsausdruck und ihren undurchdringlichen Blick nicht deuten. Und wenn schon. Falls sie sein Verhalten verurteilte, konnte ihm das kein schlechteres Gewissen bereiten, als er es ohnehin schon hatte. Er hatte alles, was in seiner Macht stand, für Diegos Frau getan, er hatte das einzig Richtige getan. Ein überfülltes, stinkendes Schiff auf hoher See ohne jeglichen Komfort war kein Ort, um ein Kind zu bekommen. Diego hätte dies wissen müssen, wenn ihn seine Leidenschaft nicht seines klaren Verstands beraubt hätte. Als Kapitän musste Balthazar in dieser Lage die einzig vernünftige Entscheidung treffen. Er konnte nicht anders handeln, als Diegos Frau zurück an Land zu bringen.
    Leidenschaft und Liebe waren auf hoher See fehl am Platz. Und dennoch verfolgte ihn die Erinnerung an Esperanza Escobars verzweifelte Tränen und ihr blasses, krankes Gesicht.
    „Ein Kapitän, der sich in diese gefährlichen Gewässer begibt, macht sich viele Feinde“, bemerkte sie kühl.
    „Gehört auch Ihr dazu, Bianca?“
    Obwohl sie angefangen hatte, ihm einen neuen Verband anzulegen, hielt sie inne. Sie blickte auf und sah ihn an. Und endlich, endlich nahm er in ihren dunklen Augen ein Flackern wahr, den Anflug einer Gefühlsregung, die er nicht zu deuten wusste.
    „Ich weiß es selbst nicht“, murmelte sie.
    Er umklammerte ihr Handgelenk und fühlte ihre zerbrechlichen Knochen unter seinen Fingern und ihren rasenden Puls, der so schnell wie die Flügel eines ängstlichen Vogels schlug. Ihr Atem stockte, doch sie zog ihre Hand nicht fort.
    „Ich hatte geglaubt, Ihr seid tot“, sagte er leise. Er hatte gedacht, auch sie gehöre zu den vielen Opfern, die der blutige Karneval im Jahre 1525 gefordert hatte. Schreckliche Tage, in denen auch sein Leben aus den Fugen geraten war.
    „Hat Euch das Euer Vater erzählt?“
    Er schüttelte den Kopf. „Nein, Eure Magd in Venedig. Sie sagte mir, dass Ihr und Eure Mutter tot seid.“
    „So habe ich mich jedenfalls lange Zeit gefühlt. Es war, als steckte ich in einem tiefen Loch und könnte nichts mehr sehen oder fühlen.“
    Erstaunt sah Balthazar sie an. Nur zu gut kannte auch er dieses Gefühl schwarzer, tauber Benommenheit. Er hatte es nie ganz abschütteln können. „Was hat Euch wieder zum Leben erweckt?“
    Sie holte tief Atem und lächelte ihn an. „Was heißt schon Leben, Balthazar? Gibt es irgendjemanden, der diese Frage beantworten kann? Ich weiß nur, dass ich wieder sehen konnte, als ich die heiße Sonne dieses Ortes auf meiner Haut spürte.“
    Sie entzog sich seinem Griff und legte ihm beide

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