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Im wilden Meer der Leidenschaft

Im wilden Meer der Leidenschaft

Titel: Im wilden Meer der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: AMANDA MCCABE
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besiedelt. Seit Jahren segelte er über die Meere und war sein eigener Herr und hatte dabei die Einsamkeit schätzen und lieben gelernt. Er bevorzugte die wilderen, kleineren Inseln, die weiter entfernt lagen, wie seine eigene Vista Linda. Dort interessierte sich niemand für seine Vergangenheit und für seinen Namen. Jeder hatte Geheimnisse zu verbergen, manchmal waren sie dunkler als seine eigenen. Jeglicher Respekt, der ihm entgegengebracht wurde, galt ausschließlich Balthazar Grattiano, dem Kapitän.
    Obwohl er eine Handelslizenz für Santo Domingo, der Verwaltungshauptstadt der spanischen Antillen, hatte, zog Balthazar es vor, in anderen Häfen Handel zu treiben. Nur weil die Calypso beschädigt war, hatte er sich entschieden, diesen Hafen anzulaufen, aber nun war er froh darüber. Denn hier hatte er Bianca wiedergefunden.
    Er hatte versucht, seine Jugend zu vergessen und die Erinnerungen im salzigen Meer zu ertränken. Doch an einige Begegnungen dachte er gern zurück. Und dazu gehörte Bianca Simonetti. Sie hatte keinerlei Gemeinsamkeiten mit den hochmütigen Patrizier–Damen, mit denen sein Vater ihn zu verheiraten suchte. Auch nicht mit den attraktiven affektierten Kurtisanen, mit denen er so viel Zeit verbrachte. An Bianca mochte er ihre Intelligenz, aber er fühlte sich auch zu ihr hingezogen und hatte mehr als einmal das Verlangen verspürt, sie an den langen Nachmittagen vor dem Haus ihrer Mutter zu küssen. Ihre heiße Sinnlichkeit zu erwecken und zu wissen, dass sie nur ihm gehörte.
    Und auch sie hatte sich von ihm angezogen gefühlt. Er sah ihre errötenden Wangen, sah, wie schnell ihr Puls am Ansatz ihres schmalen Halses schlug. Aber sie war jung und unschuldig. Trotz seines sorglosen, ausschweifenden Lebens sträubte sich etwas in ihm dagegen, ihr diese Unschuld zu rauben und ihre idealistischen Träume, die er selbst nie gekannt hatte, zu zerstören.
    Er hatte sich schon damals alt und zynisch gefühlt. Reine Unschuld hatte im Haus seines Vaters keine Überlebenschance. Wenn er existieren wollte, musste er versuchen, es mit Ermano an Skrupellosigkeit und Grausamkeit aufzunehmen, auch wenn sein Herz darunter litt. Bianca war so ganz anders. Sie war wie eine kleine glänzende Perle, deren Perfektion in einer dunklen Schatulle verborgen lag und die nur für ihn sichtbar war.
    Balthazar dachte an die Frau, die ihn letzte Nacht geküsst hatte. Sie hatte Biancas dunkle Augen, ihre sinnlichen Lippen, aber ihre zuversichtliche Hoffnung war verschwunden. War das Mädchen, das er früher gekannt hatte, irgendwo tief unter ihrer harten, kalten Oberfläche verborgen?
    Als er aus dem Fenster blickte, sah er sie mit einem schweren Korb über dem Arm die Straße herunterkommen. Ein breitkrempiger Hut verdeckte ihr Gesicht, aber er war nun mit ihrem warmen Körper vertraut, der sich letzte Nacht an ihn geschmiegt hatte, und er erkannte ihre Bewegungen. Sie trug ein einfaches braunes Kleid, dessen viereckiger Ausschnitt den Rand eines weißen Unterkleids und einen winzigen Ausblick auf ihre sonnengebräunte Haut zeigte. Sie trug keinen Schmuck, und er fragte sich, wie sie wohl mit Perlen- und Smaragdketten aussehen würde.
    Und nichts anderes trüge.
    Lächelnd stellte er sich vor, wie eine lange Kette aus Edelsteinen auf ihren nackten Brüsten aussehen würde, wenn sie über ihren Bauchnabel und ihren flachen Bauch bis gerade zu der intimen Zone zwischen ihren Schenkeln fallen würde.
    Bianca streckte sich und hielt sich den Rücken, als sie ihre Schuhe an der Türschwelle abputzte. Selbst diese banale Geste hatte eine unbewusste Grazie an sich, aber zeigte ihm auch ihre große Erschöpfung. Und wieder fragte er sich, was sie wohl hierher nach Santo Domingo und in diese Taverne verschlagen hatte.
    Sie nahm ihren Hut ab und wischte sich mit dem Handgelenk über die Stirn. Als sie eine lose Locke zurück in ihre gestrickte Haube schob, sah sie auf, und ihre Blicke trafen sich. Für den Bruchteil einer Sekunde war sie wieder das Mädchen von einst, und ihre Augen waren weit geöffnet wie die eines aufgeschreckten Rehs. Sie wirkte jünger, unsicher und verletzlich.
    Doch dann verhärtete sich ihr Gesichtsausdruck, ihre undurchdringliche Maske war wieder an Ort und Stelle. Sie nickte ihm kurz zu und hastete durch die Tür.
    Balthazar drehte sich vom Fenster weg und schnürte sein Hemd ganz zu. Mendoza hatte ihm saubere Kleidung und ein paar persönliche Dinge aus seiner Kabine gebracht und ihm versprochen, am

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