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Im wilden Meer der Leidenschaft

Im wilden Meer der Leidenschaft

Titel: Im wilden Meer der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: AMANDA MCCABE
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und angezogen.“
    Genauer gesagt, war er fast vollständig bekleidet gewesen, bis Bianca ihn wieder halb ausgezogen hatte. Ihre Wangen brannten, wenn sie daran und an Balthazars muskulösen, narbenbedeckten nackten Oberkörper dachte.
    Peinlich berührt drehte sie sich um. Delores führte Alameda hinauf, wobei die beiden sich leise unterhielten, zweifellos um ein Rendezvous zu vereinbaren. Für den Bruchteil einer Sekunde war sie versucht, Alameda zu folgen und heimlich an der Tür zu lauschen, während er sich mit Balthazar unterhielt. Doch was auch immer sie erfahren würde, es war wahrscheinlich den Aufwand nicht wert. Falls Balthazar Probleme mit dem Stadtrat bekam, würde er schon allein damit fertig werden. Die Grattianos hatten es immer verstanden, sich aus schwierigen Situationen herauszumanövrieren.
    Die Frage war, ob sie es zulassen konnte, dass er sich auch aus der unvermeidlichen Auseinandersetzung mit ihr herauswand? Sollte er ihrer Rache entgehen, die sie seit so langer Zeit plante?
    Bianca drehte sich auf dem Absatz um und stürmte zur Tür hinaus, bevor sie ihre Meinung ändern konnte. Noch einmal ging sie die Gasse entlang, aber anstatt zum Marktplatz stieg sie die Stufen hinunter, die zum Hafen führten.
    Die Mittagssonne brannte nun unerbittlich, und die geschäftige Menge von heute Morgen war fast verschwunden, da fast alle Bewohner der Stadt sich für ihre Mittagspause an ein kühles Plätzchen zurückgezogen hatten. Die meisten der Schiffe, die im Hafen vor Anker lagen, waren menschenleer und dümpelten gemächlich auf den grünblauen, plätschernden Wellen.
    Doch nicht die Calypso . Dort sah sie die ganze Mannschaft emsig wie ein Ameisenschwarm hin- und hereilen. Der Großmast war wieder repariert. Nach allem, was sie aus der Entfernung erkennen konnte, waren die Männer damit beschäftigt, Vorräte an Bord zu schaffen und die Segel klar zu machen. Die Mannschaft hatte es offensichtlich eilig, wieder in See stechen zu können, den Ozama hinunter und dann hinaus aufs offene Meer zu segeln.
    Sie konnte sich nur allzu gut Balthazar am Ruder seines Schiffs vorstellen, mit offenem Haar, das im Wind flatterte, und glücklicher Miene, da er wieder seinem freien Leben entgegensteuerte.
    Und als sie dort stand und dem Treiben auf dem Schiff zusah, formte sich allmählich ein verwegener Plan in ihrem Kopf.

8. KAPITEL
    Diego Escobar stützte sich auf die Reling und starrte hinaus auf die nachtschwarze See und die unendliche Weite des dunklen Himmels. Doch er sah weder die Sterne noch das Mondlicht, das sich im Wasser spiegelte, oder die Brandungswellen, die die Nähe von Land signalisierten. Vor seinem geistigen Auge erschienen nur die immer gleichen Bilder, die er nicht verscheuchen konnte. Sein Leben war zum Stillstand gekommen.
    Wieder sah er Balthazar Grattianos Gesicht vor sich, den überraschten Ausdruck, darin, als Diego den Dolch zückte. Er hatte das Chaos in der Taverne, die Panik der Menge, die es ihm erlaubt hatte zu fliehen, kaum wahrgenommen, so sehr war ihm nur dieser eine Moment im Gedächtnis haften geblieben. Der Anblick seines Todfeindes. Des kaltherzigen, allmächtigen Kapitäns, der kein Mitleid mit Diegos Frau und dem ungeborenen Kind gezeigt hatte. Der Diegos Leben ohne Skrupel ruiniert hatte.
    Doch nun hatte Grattiano für seine Taten bezahlt. Er musste seiner Verletzung erlegen, musste auf dem Boden des Wirtshauses verblutet sein, genau wie Esperanza, die während der schweren Geburt gestorben war. Nun hatte Diego sich gerächt, hatte endlich die Rache geübt, deren Planung ihn seit Esperanzas Tod am Leben gehalten hatte.
    Doch warum war er dann jetzt nicht zufrieden? Wieso hatte er nicht das Gefühl, er habe mit diesem Kapitel abgeschlossen und könne endlich wieder seinen Seelenfrieden finden? Alles, was er fühlte, war … Leere. Die gleiche kalte Leere, die er verspürt hatte, als er Esperanzas leblosen Körper in seinen Armen gehalten hatte. Die Wärme und das Glück, das sie ihm gebracht hatte, ihr Lachen und ihre betörende Unschuld waren für immer aus seinem Leben verschwunden.
    Musste er nun so weiterleben? Ein Leben ohne Sinn und voller Gewalt führen? Die kurze glückliche Zeit mit Esperanza war wohl nur eine Illusion gewesen. Dieses Leben, das Leben eines Piraten, eines vogelfreien Ausgestoßenen, war seine Wirklichkeit.
    Sein Hass auf Grattiano hatte einst so heiß gelodert wie seine Liebe zu Esperanza, doch sogar dieses Gefühl war nun verschwunden. Übrig blieb

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