Im wilden Meer der Leidenschaft
wofür sie zu kämpfen hatte.
„Auch du musst stark sein“, flüsterte sie, als sie ihr Haar kämmte. „Wir müssen jetzt alle zusammenhalten gegen jeden Feind, der es auf uns abgesehen hat. Du bist doch mein kleiner tapferer Krieger.“
„Mit wem redest du, Bianca?“, fragte Balthazar, der plötzlich auf der Treppe erschien.
Bianca sah ihn in ihrem Spiegel an und bemerkte sein müdes Gesicht, das wieder den wachsamen Ausdruck angenommen hatte. Sie wusste, dass dies nicht der geeignete Zeitpunkt war, um ihm von ihrem „kleinen Krieger“ zu erzählen; er benötigte jetzt all seine Konzentration und all seine Stärke für den bevorstehenden Kampf. Sie musste ihr Geheimnis noch etwas länger für sich behalten.
„Ach, nur mit mir selbst“, antwortete sie und entwirrte die letzte Strähne.
Er lächelte. „Ich habe dich wohl zu lange allein gelassen, wenn du das Bedürfnis verspürst, Selbstgespräche zu führen.“
„In der Tat. Das sollte dir eine Lehre sein.“ Sie drehte sich zu ihm um und lehnte sich mit den Hüften an den Waschtisch. „Nicht wahr, mi amor ?“
Er setzte sich aufs Bett und zog sich die Stiefel aus. „Ich würde dich ja gern bitten, hier auf der Insel zu bleiben, aber ich weiß, dass das zwecklos ist.“
„Gut erkannt. Ich lasse dich doch nicht ohne mich nach Santo Domingo segeln.“
„Eigensinniger Dickkopf.“
„Ich glaube, Ihr wisst noch gar nicht, wie dickköpfig ich sein kann, Signor Grattiano.“ Bianca griff nach der Waschschüssel und setzte sich neben ihn aufs Bett. Sie half ihm, sein Hemd auszuziehen, und wusch seinen Oberkörper, der warm und goldgebräunt von der Hitze des Tages war.
Dieses hellen Tages, der sich so plötzlich verdunkelt hatte.
Langsam zog sie mit dem Waschtuch die Linie seiner Schulter nach, fuhr über seine starken Rückenmuskeln und die Furche seiner Wirbelsäule. Ganz allmählich entspannte er sich unter ihren fürsorglichen Gesten, und sie strich seine langen Haare beiseite, sodass sie zärtlich seinen Nacken küssen konnte.
„Diego hat also immer noch nicht aufgegeben“, sagte sie. „Was in Santo Domingo vorgefallen ist, scheint ihn nicht abgeschreckt zu haben.“
Balthazar lachte bitter. „Männer wie er sind niemals ‚abgeschreckt‘. Ich wusste, dass er irgendwann wieder auftauchen würde.“
„Aber was hat er davon?“, fragte Bianca. „Wieso überfällt er nicht einfach jemand anderen? Es ist doch sicherlich lohnender, spanische Schiffe anzugreifen, als dich zu verfolgen.“
„Aber ich bin der, den er hasst und an dem er Rache üben will. Und ich kann ihn verstehen.“
Bianca hielt inne. „Du kannst ihn verstehen?“
„Er hat die Frau, die er über alles geliebt hat, verloren, und er macht mich dafür verantwortlich.“ Er wandte sich Bianca zu und strich ihr liebevoll über den nackten Arm. „Wenn du sterben würdest …“
„Ich werde nicht sterben“, sagte sie entschieden. Sie ließ das Waschtuch los und umfasste seine Schultern so heftig, als wolle sie ihn für immer festhalten. Sie würde alles dafür tun, ihn nicht zu verlieren. „Und du auch nicht. Diego tut mir leid, aber ich werde es nicht zulassen, dass er diesen Kampf gewinnt.“
„Ich auch nicht.“ Er zog sie an sich und küsste sie mit neuer Leidenschaft. Bianca erwiderte seine Umarmung und nahm seinen Geschmack nach zitrusgetränktem Sonnenschein und Seeluft in sich auf, genoss das Gefühl seines Körpers, der sich ihr näherte.
„Das wird Diego mir nicht wegnehmen können“, raunte er ihr zu. „Niemand wird mich von dir trennen können.“
Bianca ließ sich zurück aufs Bett fallen und zog ihn auf sich, während sie sich küssten. Sie hatten sich immer mit großer Intensität und unkontrollierbarem Verlangen geliebt, aber nun war ihre Sehnsucht nach einander noch stärker geworden. Sie verspürten ein verzweifeltes Bedürfnis, sich zu berühren, zu spüren und eins zu werden. Sie musste ihn in sich aufnehmen, damit sich jeder Kuss, jede Berührung in ihre Erinnerung einbrannte und er für immer ein Teil ihrer selbst würde.
Sie spreizte die Beine und öffnete sich ihm ganz, während sie seinen Rücken liebkoste und über das Spiel seiner Muskeln und über seine starken Schultern strich. Sie war ein Teil von ihm und er von ihr. Nicht nur das Kind, das sie in sich trug, nicht nur die Vereinigung ihrer Körper verband sie, sondern eine unerklärliche und tiefe Seelenverwandtschaft.
Und das würde sich nie ändern, egal, was geschah. Doch das
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