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Im Wirbel der Gefuehle

Titel: Im Wirbel der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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Schmerzen bereitete, sich daran zu erinnern, hatte sie damals ihren Retter wie eine alte Vettel angeschrien, sich aufgerappelt und ihre Tochter so schnell wie möglich von ihm fortgezogen.
    Sie errötete bis unter die Haarwurzeln, denn mehr hatte sie ihm nicht entgegenzusetzen, während sein stechender Blick auf ihr lastete. Welch unglücklicher Zufall hatte ihn wohl nach River’s Edge geführt? Sie konnte es sich nicht im Mindesten vorstellen, doch sie hoffte inständig, er möge so schnell als möglich wieder verschwinden. »Ich frage Sie noch einmal, zu wem möchten Sie denn, Monsieur?«
    »Ich würde gerne Ihren Vater in einer Geschäftsangelegenheit sprechen, das heißt, falls er zu Hause ist.«
    »Was könnten Sie denn schon mit ihm zu besprechen haben?« Die Frage war nicht gerade zuvorkommend, doch Reine hatte sie sich nicht verkneifen können.
    »Sie zweifeln an meinen Worten?«
    Ein gefährlicher Unterton lag in der Stimme von Christien Lenoir. Und plötzlich erinnerte Reine sich wieder an das dunkle Glühen, das von seinen Augen ausging, als sie sich damals auf der schlammigen Straße ansahen. Sie waren schmutzig gewesen, zersaust und mit kleinen Verletzungen übersät, doch für einen kurzen Augenblick brandete zwischen ihnen die heiße Glut der Anziehung auf. Allerdings waren sie auch kurz davor gewesen, sich zu streiten, woran sie jedoch durch die weinende Marguerite gehindert wurden.
    Erneut fühlte Reine das Blut in ihren Adern kochen, es pulsierte durch ihren Körper und stieg ihr zu Kopf. Sie konnte sich nur mit Mühe darauf konzentrieren, was sie eben eigentlich gesagt hatte.
    »Ich ... ich muss gestehen, dass ich überrascht bin«, brachte sie endlich hervor. »Mein Vater erwartet Sie demnach?«
    »So sollte es sein«, sagte Christien in einem rätselhaften Ton.
    Sie zögerte, trat dann einen Schritt zurück und zeigte auf die andere Seite der Veranda. »Hier entlang bitte. Alonzo wird Ihnen Ihren Hut und den Reitmantel abnehmen und Sie dann zu ihm führen.«
    »Sie sind zu freundlich, Madame.«
    Seine Stimme war trocken, und seine Augen drückten eine feine Ironie aus, als er die Stufen heraufkam und an ihr vorbeiging. Er schien ein Ritter zu sein, mit seiner hünenhaften Statur, den breiten Schultern und dem, einem Zauberumhang gleichenden Reitmantel, dessen Enden im Wind flatterten. Falls die Anwesenheit des Jagdhunds ihn störte, so zeigte er zumindest nach außen keine Anzeichen der Unruhe, sondern ließ ihn nur an seiner Hand schnuppern. Chalmette machte von diesem unerwarteten Angebot Gebrauch, wedelte kurz mit dem Schwanz und verschwand dann wieder in Richtung seines Plätzchens unter der Hortensie.
    Reine warf dem Hund einen verbitterten Blick zu und bemerkte aber gleichzeitig, wie der Besucher sie mit einem amüsierten Lächeln bedachte, so als verstünde er den Grund ihres Ärgers über die Abtrünnigkeit des Vierbeiners. Sie neigte ihren Kopf ein wenig in der Absicht, höflich ihren Rückzug ins Haus zu signalisieren, wohin sie sich dann auch begab.
    Möglicherweise sah er ihr hinterher, doch sie war sich nicht ganz sicher, denn sie wagte es nicht, sich noch einmal umzudrehen, bevor sie die Eingangstür passiert hatte.
    Die Ankunft des unerwarteten Besuchers versetzte sie in eine derartige Verwirrung, dass es ihr nicht mehr gelang, sich auf die Schreibtischarbeit zu konzentrieren. Als sie ungefähr ein halbes Dutzend Zahlen in die falsche Reihe der Bilanz geschrieben hatte, wobei sie die Abrechnungen mehr als nur einmal durcheinanderbrachte, legte sie ihre Schreibfeder beiseite und verließ zum zweiten Mal ihren Arbeitsplatz.
    Zwischen den beiden Verandatüren hing über dem Frisiertischchen in einem goldenen Rahmen ein kleiner Spiegel an der Wand. Sie trat unwillkürlich näher und betrachtete stirnrunzelnd ihre Erscheinung. Ihre Haare, die nie besonders ordentlich waren, hingen in Strähnen um ihr Gesicht, ihre Wangen waren wenig attraktiv gerötet, und zu alledem hatte sie auch noch einen Fleck indischer Tinte auf ihrem Kinn.
    Mit einem unterdrückten Ausruf des Verdrusses zog sie ein Taschentuch aus ihrem bestickten Beutelchen, das an einer Kordel an ihrer Hüfte baumelte, direkt neben den nötigen Hausschlüsseln. Sie befeuchtete das Tuch mit ihrer Zunge und rieb mit aller Kraft, um die schwarze Tinte zu beseitigen. Nicht, dass es ihr etwas ausgemacht hätte, wie sie aussah, natürlich nicht. Ihr Aussehen war noch nie mehr als recht passabel gewesen und ihre Attraktivität eher

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