Im Zauber der Gefuehle
Nachwirkung des tantrischen Liebesspiels.«
»So heißt das also?« Lottie humpelte zu einem Stuhl vor dem Kamin, wo sie ihren Morgenmantel gelassen hatte. Hastig striff sie ihn über.
»Eine uralte indische Kunst«, erklärte er. »Ritualisierte Techniken, um den Geschlechtsakt in die Länge zu ziehen.«
Das Rot, das Lottie in die Wangen geschossen war, verdunkelte sich noch, als sie sich der Dinge entsann, die er letzte Nacht mit ihr angestellt hatte. »Tja, also in die Länge gezogen war er jedenfalls.«
»Nicht wirklich. Echte Experten haben gelegentlich neun bis zehn Stunden lang Sex.«
Sie warf ihm einen entsetzten Blick zu. »Könntest du das auch, wenn du wolltest?«
Nick erhob sich und kam aut sie zu; dass er splitternackt war, schien ihm nicht das Geringste auszumachen. Er nahm sie in die Arme und vergrub das Gesicht in ihrem hellblonden Haarschopf, wobei er mit dem losen Zopf in ihrem Rücken spielte. »Mit dir würde es mir nichts ausmachen, es wenigstens zu versuchen«, sagte er mit einem versonnenen Lächeln.
»Nein, danke. Ich kann so schon kaum gehen.« Sie suchte in seinem unwiderstehlichen Brusthaar und fand seine Brustwarze. »Ich fürchte, ich werde dich nicht dazu ermutigen, irgendwelche tantrischen Praktiken an mir auszuprobieren.«
»Ist in Ordnung«, erwiderte er liebenswürdig. »Es gibt genug andere Dinge, die wir tun können.« Seine Stimme wurde verführerisch tief. »Ich habe noch nicht einmal angefangen, dir die Dinge zu zeigen, die ich kenne.«
»Das hatte ich befürchtet«, sagte sie und brachte ihn zum Lachen.
Er legte ihr eine große Hand in den Nacken, sodass sie zu ihm aufblickte. Der Ausdruck in seinen Augen überraschte Lottie, die Glut, die in diesen bodenlos tiefen Brunnen glomm. Langsam senkte sich sein Mund auf den ihren, als meinte er, sie könnte das Gesicht abwenden. Da wurde ihr klar, dass er fürchtete, ihre Bereitschaft, ihn zu küssen, könnte über Nacht verschwunden sein. Sie hielt ganz still und schloss genüsslich die Augen, als sein warmer, samtener Mund ihre Lippen fand.
Nick erkannte sich in den folgenden Tagen selbst kaum. Sein Bekenntnis und Lotties erstaunliche Reaktion hatten alles verändert. Die Dinge, die er ihr erzählt hatte, hätten sie abstoßen sollen, doch stattdessen hatte sie ihn umarmt und ihn ohne zu zögern akzeptiert. Er verstand nicht, warum, und hielt argusäugig nach Anzeichen der Reue bei ihr Ausschau, da er dachte, sie müsse früher oder später wieder zur Vernunft kommen. Doch anstatt ihn zurückzuweisen, öffnete Lottie sich ihm gegenüber in jeder Beziehung - sexuell wie auch emotional. Ihr Vertrauen machte ihm Angst. Dass er sie derart brauchte, machte ihm Angst. Herrgott, was war nur mit seiner Unabhängigkeit geschehen?
Doch er schien nicht das Geringste dagegen tun zu können.
Nick hatte keine Wahl, als sich in das Unvermeidbare zu fügen. Tag für Tag ließ er sie tiefer in sich dringen — diese gefährliche, Schwindel erregende Wärme, die er nur als das wahre Glück bezeichnen konnte. Er war nicht mehr länger vom Teufel geritten, war nicht mehr getrieben und ihn dürstete nicht mehr nach Dingen, die er nicht haben konnte. Zum ersten Mal in seinem Leben spürte er einen inneren Frieden, selbst seine Albträume schienen sich gelegt zu haben. Er schlief tiefer und fester als je zuvor in seinem Leben, und wenn er doch einmal schlecht träumte, wachte er auf und fand Lotties schlanken Körper, der sich an ihn schmiegte, während ihre seidenen Haarsträhnen über seinen Arm hingen. Noch nie war er so träge gewesen: er lag faul im Bett, schlief mit seiner Frau, ritt lange mit ihr aus oder ging spazieren, ja, sie machten sogar ein verfluchtes Picknick, und er genoss es, obwohl er das Gefühl hatte, dass er in London bei Morgan und den Runnern sein und etwas Nützliches tun müsste.
Es begann jedoch an ihm zu nagen ... der alte, ihm längst vertraute Drang, durch die heruntergekommenen Mietskasernen zu schleichen und die süchtig machende Aufregung einer Verfolgungsjagd in den Adern zu spüren. Er wusste nicht, wie man es anstellte, ein richtiger Viscount zu sein, und fühlte sich in seinem Elternhaus fehl am Platz. Seit der Ankunft der königlichen Vorladung hatte sich nicht alles auf magische Weise verändert. Blaues Blut hin oder her, er war ein Produkt der Straße.
»Ich habe mir Gedanken darüber gemacht, was dir fehlt«, erklärte Lottie ihm eines Morgens, als sie sich aut einem von Rosen begrenzten Weg vom
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