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Im Zauber der Gefuehle

Titel: Im Zauber der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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nahe, Gentry. Es ist mir vollkommen gleichgültig, wer Euch für was bezahlt hat. Ihr befindet Euch auf meinem Anwesen und werdet verflucht noch mal nichts ohne meine Erlaubnis tun.«
    »Ihr habt keinerlei rechtlichen Anspruch auf sie«, entgegnete Gentry mit leiser Stimme. »Hier behalten könnt Ihr sie nicht.«
    Westcliff antwortete mit einem verächtlichen Schnauben, während er zur Anrichte ging, um eine bernsteinfarbene Flüssigkeit in ein Glas zu gießen. Dann brachte er Lottie das Glas und zwang es in ihre zitternden Hände. »Trinkt«, meinte er knapp.
    »Aber ich ...«, setzte sie an, wurde jedoch mit absolutem Nachdruck von ihm unterbrochen.
    »Auf der Stelle. Bis zum letzten Tropfen.«
    Sie verzog angewidert das Gesicht, als sie die Flüssigkeit in wenigen Schlucken trank, und musste heftig husten, da sich ihre Lunge und ihr Hals mit samtenem Feuer gefüllt zu haben schienen. Ihr wurde schwindelig, und sie betrachtete mit tränenden Augen den Grafen, der ein Taschentuch aus dem Jackett zog und es ihr reichte. Der Stoff strahlte noch seine Körperwärme aus, und sie tupfte sich unter zittrigem Seufzen das Gesicht damit ab. »Vielen Dank«, brachte sie heiser hervor und starrte gebannt in seine Richtung, da sie es immer noch nicht fertig brachte, Gentry anzusehen. Dass sie derart am Boden zerstört sein könnte, hätte sie sich niemals träumen lassen ... dass ihr Ruin in Form eines gut aussehenden Mannes mit grausamen Augen und schurkenhaftem Charme über sie gekommen war ... dem ersten Mann, den sie je geküsst hatte. Der Schmerz, betrogen worden zu sein, das niederschmetternde Gefühl der Erniedrigung waren schier unerträglich.
    »Also dann«, sagte Westcliff gelassen, während er sich einen Stuhl heranzog. »Eure Reaktion auf Mr. Gentrys Enthüllung scheint zu bestätigen, dass Ihr tatsächlich Charlotte Howard seid.« Er wartete ein kurzes Nicken ihrerseits ab, bevor er fortfuhr. »Entspricht es ebenso der Wahrheit, dass Ihr mit Lord Radnor verlobt seid?«
    Die Gegenwart des starken Grafen beruhigte Lottie, denn sie ahnte, dass es nur er war, der sie vor dem Raubtier in Menschengestalt schützen konnte, das ganz in ihrer Nähe auf sie lauerte. Während sie in das offene Gesicht Westcliffs blickte, rang sie um die richtigen Worte, damit er ihre Lage verstünde. Als der Graf bemerkte, wie aufgewühlt sie war, tat er etwas Überraschendes; er nahm ihre zierliche Hand in die seine. Der kraftvolle, sichere Griff nahm sogleich die beklemmende Angst von ihr, die ihr das Sprechen eben noch unmöglich gemacht hatte. Lottie war zutiefst über seine Güte erstaunt, denn er hatte sich ihr gegenüber noch nie derart rücksichtsvoll und zuvorkommend verhalten ... im Grunde hatte er ihr bisher noch nie sonderlich viel Beachtung geschenkt.
    »Ich wurde nie nach meiner Meinung gefragt«, erklärte sie ihm. »Das Ganze wurde arrangiert, als ich noch ein Kind war. Meine Eltern versprachen Lord Radnor meine Hand im Gegenzug für seine finanzielle Patronage. Ich war redlich darum bemüht, mich mit der Situation abzufinden, doch meiner Meinung nach ist Radnor nicht rational - ja, er ist nicht bei Verstand. Aus seinen Plänen machte er nie ein Geheimnis: Er betrachtet mich als eine Art Tier, das zu seiner Zufriedenheit dressiert werden soll. Lasst Euch gesagt sein, dass ich lieber stürbe, als ihn zu heiraten. Bitte, glaubt mir, dass ich ansonsten niemals zu diesem Ausweg gegriffen hätte ...«
    »Ich glaube Euch.« Ohne ihre Hand loszulassen, richtete Westcliff den Blick auf Nick Gentry. »Da ich Miss Miller nun schon eine ganze Zeit lang kenne, kann ich nur davon ausgehen, dass ihre Einwände gegen eine Heirat mit Radnor berechtigt sind.«
    »Das sind sie auch«, kam die lapidare Antwort des Runners. Mit einer Trägheit, die täuschte, lümmelte er am Kamin, einen Arm an dem marmornen Sims abgestützt. Der rote Widerschein der Flammen züngelte über sein scharf geschnittenes Gesicht. »Radnor ist ein Schwein, aber das tut nichts zur Sache. Ihre Eltern haben der Verbindung zugestimmt, und Geld — und zwar eine beträchtliche Summe — hat den Besitzer gewechselt. Und wenn ich sie nicht zurückbringe, wird Radnor ein Dutzend mehr meines Schlages aussenden, um den Auftrag zu erledigen.«
    »Sie werden mich nicht finden«, sagte Lottie, der es endlich gelang, seinen Blick zu erwidern. »Ich gehe ins Ausland und verschwinde ...«
    »Dummes Ding«, unterbrach Gentry sie mit dunkler Stimme. »Wollt Ihr den Rest Eures Lebens auf

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