Im Zauber der Gefuehle
der Flucht verbringen? Er wird noch einen Mann nach Euch schicken und noch einen. Nie werdet Ihr auch nur einen Augenblick in Frieden leben können. Ihr werdet nicht schnell genug weglaufen können, nicht weit genug ...«
»Das reicht jetzt«, warf Westcliff schroff ein, als er spürte, wie Lottie angstvoll erschauderte. »Nein, Lottie wird nicht ins Ausland gehen, und sie wird auch nicht weiter vor Lord Radnor flüchten. Stattdessen werden wir eine Lösung finden, damit sie fortan ein normales Leben führen kann.«
»Ach ja?« Spöttisch hob Gentry eine dunkle Braue. »Das hört sich interessant an. Was schlagt Ihr vor, Westcliff?«
Der Graf schwieg nachdenklich.
Während Lottie Nick Gentry anstarrte, versuchte sie, das Chaos der Gefühle in ihrem Inneren zu unterdrücken. Es würde sich ein Ausweg finden lassen. Lieber würde sie sterben, als sich wie ein Opferlamm zu Radnor zurückbringen zu lassen. Man schien ihr ihre Gedanken ansehen zu können, denn auf einmal lag etwas wie Bewunderung in Gentrys durchdringendem Blick. »Meiner Meinung nach gibt es nur zwei Möglichkeiten.«
Ihre Stimme zitterte kaum merklich, als sie ihm antwortete. »Und welche sind das?«
»Mit dem richtigen Anreiz ließe ich mich eventuell dazu überreden, Euch laufen zu lassen, damit Ihr Euch vor Radnor verstecken könnt, bis ihr wieder gefangen werdet. Oder Ihr entzieht Euch seinem Zugriff für immer.«
»Wie meint Ihr das?«
Lord Westcliff unterbrach das angespannte Schweigen, das auf ihre Frage folgte. »Er meint eine Heirat. Sobald Ihr verheiratet seid und rechtlich dem Schutz eines anderen Mannes untersteht, wird Radnor aufhören. Euch nachzustellen.«
Lottie senkte den Blick auf die kräftige Hand, in der die ihre lag. »Aber das ist unmöglich! Ich kenne keinen Mann, der gewillt wäre ...« Sie stockte, als ein bitteres Gefühl in ihr emporstieg.
»Es is t möglich«, widersprach der Graf mit ruhiger Stimme.
Während Lottie Westcliff verwundert anstarrte, schnitt Nick Gentrys höhnisches Lachen durch die Stille. »Habt Ihr etwa vor, sie zu Eurer kleinen Gräfin zu machen, Mylord?«
Das Gesicht des Grafen blieb ausdruckslos. »Wenn es nötig sein sollte.«
Verblüfft drückte Lottie seine Hand, bevor sie sich zitternd von ihm losmachte. Es war unfassbar, dass Westcliff bereit war, ein derartiges Opfer auf sich zu nehmen. Vielleicht könnte sie sich damit abfinden, jemanden zu heiraten, ohne ihn zu lieben; schließlich war alles besser, als Lady Radnor zu werden. Doch der Graf war ein guter, ehrenwerter Mann, und sie würde auf keinen Fall seine Großherzigkeit ausnutzen.
»Ihr seid außergewöhnlich gütig, Mylord«, erklärte sie ihm. »Doch ich würde Euch niemals heiraten, da ihr etwas viel Besseres als eine Vernunftehe verdient habt. Das würde ein zu großes Opfer für Euch darstellen.«
»Ein Opfer wäre es wohl kaum«, entgegnete er trocken. »Außerdem ist es die einzig logische Lösung Eures Dilemmas.«
Lottie schüttelte den Kopf und runzelte die Stirn, als ihr eine Idee kam. »Es gibt eine dritte Möglichkeit.«
»Die da wäre?«
Auf einmal spürte Lottie eine innere Kälte und vollkommene Ruhe, sie fühlte sich seltsam abwesend, als sei sie lediglich eine unbefangene Betrachterin, anstatt selbst an dem Geschehen teilzunehmen. »Das möchte ich lieber noch nicht sagen. Wenn es Euch nichts ausmacht, Mylord, würde ich gerne ein paar Minuten mit Mr. Gentry unter vier Augen sprechen.«
Fünftes Kapitel
Nick hatte geahnt, dass Lottie nicht zurückhaltend auf die Neuigkeit reagieren würde, dass er sie im Auftrag von Lord Radnor aufgespürt hatte, doch ihr leidenschaftlicher Wutausbruch hatte ihn dennoch überrascht. Nun, da sie sich wieder unter Kontrolle hatte, starrte sie ihn mit einer verzweifelten Berechnung an, die er ihr nur allzu gut nachempfinden konnte. Diese junge Frau war einfach großartig.
Obleich Lord Westcliff mit Lotties Bitte sichtlich nicht einverstanden war, fügte er sich mit gerunzelter Stirn. »Ich werde nebenan warten«, sagte er, als bestünde die Gefahr, dass Nick wie ein gieriges Raubtier über sie herfallen würde, sobald sich die Tür schloss. »Ruft, falls Ihr meine Hilfe benötigt.«
»Vielen Dank, Mylord«, murmelte Lottie und schenkte dem Grafen ein dankbares Lächeln, das Nicks Blut vor Eifersucht zum Siedepunkt brachte. Zumal ohnehin nicht viel gefehlt hätte, und er Westcliff einen Faustschlag in die aristokratische Visage verpasst hätte - ganz besonders in dem
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