Im Zauber des Highlanders
sagtest, das Gold müsse alle hundert Jahre nach Zeitrechnung der Altehrwürdigen übergeben werden, richtig?«
Cian nickte. »Ja.«
»Und bisher hat Lucan Trevayne diesen Tribut immer bezahlt.«
»Ja.«
»Hmm«, machte Dageus, dann fügte er leise hinzu: »Rache kann ein zweischneidiges Schwert sein, Cian.«
Cian zuckte mit den Achseln. »Ja. Vielleicht. Doch in diesem Fall muss sie geübt werden.«
»Bist du dir dessen ganz sicher?«
»Ja.«
»Manches Blut wird besser nicht vergossen, Cian.«
»Denk nicht, dass du mich kennst, Keltar. Das tust du nicht.«
»Du wärst überrascht.«
»Das bezweifle ich«, gab Cian zurück. »Und du kennst Lucan nicht. Er muss sterben.«
»Warum?«, konterte Dageus. »Weil er dich eingekerkert hat? Du sinnst wegen einer Kränkung auf Rache? Ist dir diese Rache alles wert?«
»Was weißt du schon von dem Preis der Rache? Woher willst du den Preis für irgendetwas kennen?«
»Ich weiß vieles. Ich habe den Eid gebrochen und bin durch die stehenden Steine in der Zeit zurückgegangen, um den Tod meines Zwillingsbruders ungeschehen zu machen. Danach war ich eine Zeit lang von den dreizehn Seelen der Draghar besessen ...«
»Lieber Himmel, du hast die Steine von Ban Drochaid für persönliche Zwecke benutzt? Was bist du - ein Wahnsinniger? Selbst ich habe mich an diesen Eid gehalten und einen großen Bogen um die Steine gemacht!« Cian war sichtlich erstaunt.
»Wie es scheint, war das das Einzige, worum du einen Bogen gemacht hast«, versetzte Drustan. »Bist du ein schwarzer Magier, ein Hexenmeister, Ahne, oder bist du keiner?«
Jessi schnaubte zornig. Cian war ein guter Mann. Sie öffnete den Mund, um das ein für alle Mal klar zu stellen, doch Cian kam ihr zuvor und sagte kühl: »Ich habe Magie benutzt. Dein Bruder scheint die Keltar-Eide auch gelegentlich verletzt zu haben.«
Richtig. Na bitte, dachte Jessi. Niemand ist vollkommen. Sie hatte keine Ahnung, welches Vergehen Dageus tatsächlich begangen hatte, aber es musste ziemlich schlimm gewesen sein.
»Dageus hat aus Liebe gehandelt. Du hast uns noch nicht erklärt, warum du so viele Schutz-Runen auf deinen Körper tätowiert hast oder wie du in diesen Spiegel geraten bist.«
»Schutz-Runen?«, wiederholte Jessi. »Sind diese Tätowierungen dazu da, um dich zu schützen? Ich wollte dich längst fragen, ob diese Runen Schriftzeichen einer alten Sprache sind. Was haben sie zu bedeuten?«
Diese Frage beantwortete Chloe: »Sie wehren Rückschläge ab, die Zauberer treffen, wenn sie schwarze Magie einsetzen. Ich habe erst kürzlich etwas darüber gelesen.«
»Oh.« Jessi blinzelte verwundert und überlegte, mit welcher Art von Magie sich Cian befasst hatte, nahm jedoch Abstand davon, dieses Thema weiterzuverfolgen. Im Augenblick gab es anderes zu besprechen, aber später, wenn sie allein waren, würde sie ihn danach fragen.
Cian begegnete unerschrocken Drustans Blick; ein spöttisches Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Jessi gefiel dieses Lächeln nicht; es wirkte kalt - erst recht, nachdem sie diese sinnlichen Lippen so ganz anders gesehen hatte.
»Ich habe nicht vor, darüber zu diskutieren«, brummte Cian. »Es ist jetzt nicht mehr von Belang. Es ist nun einmal so, und ich kann nichts ungeschehen machen. Das Einzige, was jetzt noch zählt, ist, Lucan aufzuhalten.«
»Nicht notwendigerweise ...«, begann Dageus.
»Oh, doch«, fiel ihm Cian ins Wort. »Ich habe es bisher noch nicht erwähnt, aber Lucan sind vor einer Weile einige Seiten des Dunklen Unseelie-Buches in die Hände gefallen - Reiberdrucke. Er verfolgt seine Spur seit dem neunten Jahrhundert. Seid ihr vertraut mit der wahren Bedeutung der Unseelie-Heiligtümer?«
Dageus' Augen wurden schmal, und er richtete sich etwas mehr auf. »Verdammte Hölle!«
»Ganz recht«, erwiderte Cian tonlos.
»Er sucht nach dem Unseelie-Buch?«, rief Drustan aus. »Denkst du, er wird es finden?«
»Ja, das wird er. Es ist nur eine Frage der Zeit.«
»Moment mal«, warf Jessi ein. »Was ist das für ein Buch?« Cian hatte es zwar schon einmal erwähnt, aber zu dem Zeitpunkt hatte sie zu viel mit sich selbst zu tun gehabt, um darauf einzugehen.
»Weißt du, wer die Unseelie sind, Mädchen?«, fragte Drustan.
Jessi sah ihn ratlos an. »Hm ... Feenwesen?« Oh, das klang schrecklich albern - sogar in den Ohren eines Mädchens, das mittlerweile an Zauberer, Flüche und Druiden glaubte.
Aber keiner der Anwesenden schien das so zu sehen.
Gwen erklärte sachlich:
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