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Im Zauber des Highlanders

Im Zauber des Highlanders

Titel: Im Zauber des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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seiner Wange, dann wandte er sich abrupt ab und verschwand in dem silbernen Schleier, der sich hinter ihm wellte und dann ganz glatt wurde.
    Jessi starrte den Spiegel fassungslos an. Was konnte nach dem wunderbaren Zusammensein so schrecklich sein, dass er ihr den Rücken zukehrte und verschwand?
    »Was geht hier vor?« Sie wandte sich verzweifelt an Dageus. Sie hatte ein flaues Gefühl im Magen, und sie wusste - ja, sie wusste-, dass sie gleich etwas zu hören bekommen würde, das sie wünschen ließe, taub zu sein.
    Als Jessi Cians Stimme vernahm, die einen kurzen Spruch murmelte, ahnte sie, was kommen würde, und stieß einen Entsetzensschrei aus. Der mit Edelsteinen besetzte Dolch, der die gedungene Mörderin im Hotel getötet hatte, flog surrend durch die Luft und bohrte sich in die Wand, verfehlte Dageus' linke Schläfe nur um Haaresbreite.
    »Antworte ihr nicht, Bastard«, drang Cians zornige Stimme aus dem Spiegel.
    »Wenn du einem der Meinen auch nur ein Haar krümmst, zerschmettere ich den verdammten Spiegel«, gab Drustan ziemlich ruhig zurück. »Wäre ich nicht fest davon überzeugt, dass du absichtlich daneben gezielt hast, wäre er längst in Scherben.«
    Ein erneutes wütendes Grollen erschütterte das Spiegelglas.
    »Was hat das zu bedeuten?«, flüsterte Jessi. »Sagt es mir.«
    Dageus seufzte. Er schaute grimmig drein. »Alle Pakte mit den Tuatha De - ob mit den Seelie oder den Unseelie - müssen in gewissen Zeitabständen mit Gaben von Gold bestätigt werden, Mädchen. Der Keltar-Pakt wurde in reines Gold gestanzt und muss nur erneuert werden, wenn sich eine der Bedingungen ändert oder wenn er von einer der Parteien verletzt wird. Doch dunkle Mächte arbeiten gegen die Natur der Dinge und erfordern höhere und häufigere Tributzahlungen. Wie Cian sagte, fordert der Dunkle Spiegel alle hundert Jahre bis um Mitternacht am Jahrestag des ursprünglichen Vertragsabschlusses einen Beitrag.«
    Betrübte Augen hielten Jessis Blick, und das flaue Gefühl wurde zu einer schlimmen Ahnung.
    »Cian wurde an Samhain gefangen gesetzt, Mädchen. Wenn der Tribut nicht genau um Mitternacht am einunddreißigsten Oktober von dem bezahlt wird, der den Pakt eingegangen ist - in diesem Fall von Lucan -, werden alle Abmachungen ungültig, und all die Jahre, die Cian und Lucan über ihr eigentliches Leben hinaus gelebt haben, sind von einem Moment zum anderen ausgelöscht.«
    Schweigen lag im Raum - erstickendes, bleiernes Schweigen.
    »W-was sagst du da?«, stammelte Jessi.
    »Du weißt, was ich damit meine, Jessica«, antwortete Dageus sanft. »Cian ist aus einem einzigen Grund nach Schottland zurückgekommen: um zu sterben. Das ist seine Rache. Das ist seine Art zu verhindern, dass Lucan das Dunkle Buch in die Hände bekommt, und diesen Dingen ein für alle Mal ein Ende zu setzen. Wird der Tribut nicht entrichtet, werden beide sterben. Dann ist alles vorbei. Dem unsterblichen Zauberer wird das Leben genommen, ohne dass ein Tropfen Blut fließt. Cian muss nur bis um null Uhr am ersten November Lucan sozusagen aus dem Wege gehen. Und er hat Recht, dies ist wahrhaft die einfachste und wirksamste Methode, diese Sache zu beenden. Eine saubere Lösung. Drustan und ich können dann das Dunkle Buch aufspüren und entweder versuchen, es an seine Wächter zurückzugeben oder es selbst zu beschützen.«
    Jessi sah Dageus entgeistert an. Mit einem Mal wirbelte ihr alles, was Cian jemals zu ihr gesagt hatte - und das war sehr wenig, wie ihr jetzt klar wurde - durch den Kopf, und sie sah alles in einem ganzen anderen Licht. Sie schüttelte den Kopf und presste die Hand auf den Mund.
    Jetzt, da sie die Wahrheit kannte, passte alles so nahtlos zusammen, dass sie staunte, nicht schon viel früher etwas geahnt zu haben.
    Nicht ein einziges Mal hatte er davon gesprochen, was nach der »Frist« sein würde. Nicht einmal, als sie ihn gefragt hatte, was er zu tun beabsichtigte, sobald der Zauber gebrochen war. Nie hatte es einen Ausruf wie »Gott, ich freue mich darauf, endlich wieder frei zu sein!« gegeben. Nie hatte er erwähnt, was er tun wollte, sobald er Lucan getötet hatte - ob er einen Film sehen, sich ein Festmahl zu Gemüte führen, um die Welt reisen oder sich erst ein wenig auf die faule Haut legen wollte. Genau genommen hatte er auch nie ausgesprochen, dass er Lucan töten würde. Und warum sollte er auch? Er hatte nie geplant, ihm selbst »das Leben zu nehmen«.
    Keine Neuanfänge, hatte er gesagt.
    Er hatte immer gewusst,

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