Im Zauber des Highlanders
dass er nie frei sein würde.
Er würde sterben - in genau fünfzehn Tagen.
In exakt zwei Wochen und einem Tag würde Cian MacKeltar - der Mann, mit dem sie gerade die erstaunlichste, glühendste, leidenschaftlichste Nacht verbracht hatte, die sie sich vorstellen konnte - nicht mehr sein als eintausendeinhundertunddreiundsechzig Jahre altes Häufchen Staub.
Sie wandte sich wie betäubt dem Spiegel zu. Ihr eigenes entsetztes Gesicht sah sie an. Cian ließ sich nicht blicken.
Der Feigling.
Ihr Gesicht war blass, die Augen riesengroß. »Oh, du Hurensohn«, flüsterte sie. Dann brach sie in Tränen aus.
Quod not cogit amor?
Gibt es etwas, was Liebe nicht vermag?
MARTIAL, ca. 40-104 n.Chr.
23
Jessi stand am offenen Fenster des Silbernen Zimmers und schaute hinaus in den trüben, nebligen Tag.
Cian schritt die ausgedehnte, gepflegte Rasenfläche vor dem Schloss ab. Heute fiel ihm das Haar, das er aus dem gebieterischen Gesicht gestrichen hatte, ungeflochten über den Rücken. Der Himmel war grau. Gewitterwolken hüllten die Berge ein. Es nieselte leicht, und Nebelfetzen lagen da und dort auf dem Rasen und umgaben Cian.
Er hatte sich ein Plaid um die Hüften geschlungen und trug weiche Lederstiefel. Sein Oberkörper war trotz der Kälte nackt. Er sah aus wie ein erhabener halb wilder Highland-Laird aus dem neunten Jahrhundert, der sein Bergreich inspizierte.
Gott, er war wunderschön.
Er blutete.
Blut rann ihm über die nasse Brust und floss in den ausgeprägten Bauchmuskeln zusammen, die sie erst in der Nacht zuvor so innig geküsst und liebkost hatte.
Frische Tattoos bedeckten die rechte Seite seiner Brust und einen Teil des rechten Arms, und an den winzigen Nadelstichen hingen vom Blut gefärbte Wassertropfen. Mehr mystische Runen zogen sich über die rechte Schulter, und als er sich umdrehte, um einen mit Kopfsteinen gepflasterten Weg entlangzugehen, sah sie, dass entweder einer der Zwillinge oder er selbst auch rote und schwarze Runen in den Rücken gestochen hatten.
Schutz-Runen. Sie wehren Rückschläge ah, die Zauberer treffen, wenn sie schwarze Magie einsetzen, hatte Chloe gesagt.
Jessi war so vertieft, ihren Highlander zu beobachten, dass sie nicht hörte, wie die Tür zu ihrem Zimmer aufging und jemand hereinkam. Sie wurde erst aufmerksam, als Gwen leise sagte: »Er wandelt das Erdreich um, Jessi. Er hat dich hier oben gesehen und mich zu dir geschickt, um dich zu bitten, ihm nicht zuzusehen.«
»Warum?«, fragte Jessi tonlos.
Gwen holte tief Luft und atmete langsam aus. »Es ist schwarze Magie, Jessi. Sie hat einige hässliche Nebeneffekte, doch selbst Drustan war der Ansicht, dass diese Maßnahmen nötig sind. Und glaub mir, wenn Drustan zustimmt, dass auf Keltar-Land schwarze Magie oder Alchimie angewandt wird, dann gibt es wirklich gute Gründe dafür.«
Ein schwaches, bitteres Lächeln trat auf Jessis Lippen. Aus Gwens Tonfall sprach so viel Liebe und Stolz auf ihren Mann. Jessi wusste, sie hätte dasselbe einmal für Cian empfunden - wenn man ihr die Zeit dafür geben würde. Aber er hatte nie die Absicht gehabt, ihr mehr als nur wenige Wochen zu geben.
»Es wird Lucans Kräfte neutralisieren, falls er herkommt«, erklärte Gwen, »und Cian ist überzeugt, dass er bald hier erscheint.«
»Falls sich dieser Bastard blicken lässt, können wir ihn dann töten?«, rief J essi grimmig. »Ich meine, wenn seine Kräfte neutralisiert sind?«
»Nein. Der Spiegel macht ihn, genau wie Cian, unsterblich, Jessi. Niemand kann ihn töten. Dieser Schutz wird ihn lediglich daran hindern, seine Magie auf Keltar-Land anzuwenden. Sein Zauber wird auf Keltar-Land nicht wirken, und er kann nicht durch das Schlosstor treten. Cian errichtet magische Wachen rund um die Schlossmauern. Und aus diesem Grunde möchte er nicht, dass du ihm zusiehst. Wie es scheint, wird sein Zauber alles Tote, was in der Erde ruht, auferstehen lassen, bis er ... na ja ... bis er es mit einer rituellen Bestattung irgendwo anders begräbt.«
»Lass mich raten. Ohne die Schutz-Runen würden sich die auferweckten Toten gegen ihn wenden.«
»Davon hat er nichts gesagt. Aber ich vermute in etwa dasselbe wie du. Und Gott allein weiß, wo Menschen und Getier auf schottischem Boden begraben sind. Dieses Land hat eine sehr bewegte Vergangenheit.«
Jessi schauderte. Zauberer, Magie und jetzt auch noch wandelnde Tote. Sie schüttelte den Kopf. Ihr Leben hatte eine seltsame, schreckliche Wende genommen.
In den letzten
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