Im Zauber des Highlanders
Augen funkelten. »Lieber Himmel, Mädchen, meinst du, ich möchte sterben? Glaubst du, ich würde nicht jede Möglichkeit nutzen, um Lucan aufzuhalten, wenn es eine gäbe? Ich liebe dich, Frau! Ich würde alles tun, um am Leben zu bleiben. Aber Tatsache ist, dass ich durch mein Leben Trevayne unsterblich mache, und nichts außer meinem Tod kann ihn vernichten. Früher oder später wird er das Dunkle Buch finden, und wir dürfen nicht zulassen, dass er mehr Zeit für die Suche hat. Es geht nicht nur um sein und mein Leben, sondern um das vieler und um die Zukunft dieser Welt. Jetzt kann ich ihn noch aufhalten. Nach Samhain wird ihm niemand mehr das Handwerk legen können.«
»Und damit kannst du nicht leben«, sagte Jessi verbittert. »Du musst den Helden spielen.«
Wieder schüttelte er den Kopf. »Nein, Mädchen. Ich war niemals ein Held, und ich versuche auch jetzt nicht, einer zu sein. Aber es gibt Dinge, die ein Mann auf sich nehmen kann, und andere, die er nicht zulassen darf.« Er holte tief Luft und atmete langsam wieder aus. »Ich habe dir erzählt, dass er mich mit List in den Spiegel gebracht hat, so viel ist wahr. Aber ich habe dir bisher verschwiegen, dass ich auch den Dunklen Spiegel in meinen Besitz bringen wollte.«
Jessi erstarrte. »Warum?« Würde er ihr jetzt endlich offenbaren, was sich vor so langer Zeit wirklich zugetragen hatte?
»Lucan und ich waren Freunde, zumindest dachte ich das. Erst später erfuhr ich, dass er sich von Anfang an mit Lug und Trug in mein Vertrauen geschlichen hat.«
»Hast du nicht in ihn hineingehorcht?«
Cian nickte. »O doch, denn meine Mutter hatte von vornherein Vorbehalte gegen Lucan - sie konnte ihn nicht leiden. Doch da die erste Prüfung nichts ergeben hat, habe ich nicht weiter nachgeforscht. Ich war so anmaßend, mir einzubilden, dass ich Lucan, was Macht und Wissen angeht, haushoch überlegen sei und dass er keine echte Bedrohung darstelle. Ich hätte mich nicht mehr irren können. Ich wusste nicht, dass er mich unter falschen Vorwänden und mit der einzigen Absicht aufgesucht hat, an den Spiegel heranzukommen. Auch nicht, dass er der Bastard eines Druiden und einer Dorfhure war und sein Leben lang von anderen Druiden gemieden wurde. Sie lehnten ab, ihn zu unterrichten, und verweigerten ihm den Zugang zu ihrem inneren Kreis.
An das Wissen, das sich Lucan vor unserer Begegnung angeeignet hatte, war er durch Gewalt und Blutvergießen gekommen. Jahrelang hat er systematisch geringere Druiden gefangen genommen und gefoltert, um sie zu zwingen, ihn in der Druiden-Kunst zu unterweisen. Mächtigere Männer machten einen weiten Bogen um ihn, und es gelang ihm nicht, einen in seine Gewalt zu bringen, der mit der Druiden-Stimme umzugehen verstand, doch diese Fertigkeit brauchte er, um seine Ziele zu erreichen.
Irgendwie hat er von mir erfahren und kam nach Schottland. In die Abgeschiedenheit meiner Berge war nie die Kunde von dem Bastard-Druiden vorgedrungen. Erst sehr viel später erfuhr ich, dass dieser Lucan >Merlin< Trevayne in ganz Wales, Irland und in großen Teilen Schottlands bekannt und berüchtigt war. Aber ich hatte nie etwas von ihm gehört. Er freundete sich mit mir an, und wir begannen, Wissen und Fertigkeiten auszutauschen, uns gegenseitig anzustacheln und auszuloten, was der andere konnte. Er erzählte mir von dem weissagenden Spiegel, und es dauerte nicht lange, bis er mir seine Hilfe anbot, diesen Spiegel in meinen Besitz zu bekommen, wenn ich ihm beibrachte, die Druiden-Stimme einzusetzen.«
»Der weissagende Spiegel?«, wiederholte Jessi.
»Ja.« Cian lächelte bitter. »Lucan hat mich angelogen, was die wahre Bestimmung des Spiegels betraf. Er behauptete, der Spiegel könne die Zukunft in allen Einzelheiten voraussehen und würde einen in die Lage versetzen, bestimmte Ereignisse zu beeinflussen, bevor sie geschehen. Das hat mich verlockt. Insbesondere da ich mich damals fragte, wie mein eigenes späteres Leben wohl sein würde. Ich begann allmählich daran zu zweifeln, dass es für mich überhaupt eine Keltar-Gefährtin gab. Immerhin war ich bereits dreißig - in meinem Jahrhundert schon ziemlich alt für einen Mann, der nie verheiratet war.«
»Eine Keltar-Gefährtin?«
»Die Legende besagt, dass es eine wahre Seelengefährtin für jeden Keltar-Druiden gibt - die perfekte Frau für ihn, seine zweite Hälfte, die ihn mit ihrer Liebe erst vollkommen macht. Wenn er sie findet, können sie die Druiden-Gelübde austauschen, dann sind ihre
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