Im Zauber des Highlanders
Instruktionen.
Sie haben vierundzwanzig Stunden Zeit.
Das war alles. Danach kam nur noch eine Zeile mit unsinnigen Symbolen und Zeichen.
Während sie sich die Symbole genauer ansah, schien ein Schatten über den ganzen Raum zu fallen. Die Ziffern des Radioweckers wurden trüber, die Deckenleuchte in dem kleinen Flur summte, und die elfenbeinfarbenen Wände nahmen einen gelblichen Ton an.
Und als stünde ein Mann direkt neben ihr im Zimmer, hörte sie eine tiefe kultivierte Stimme sagen:
»Oder du wirst sterben, Jessica St. James.«
Sie wirbelte herum.
Da war niemand.
Cian MacKeltar stand noch immer unter der Dusche.
Jessi saß stocksteif auf dem Stuhl und wartete, dass ihr körperloser Gast Weiteres hinzufügte.
Minuten verstrichen.
Sie ließ die Schultern sinken und betrachtete mürrisch ihr Spiegelbild.
Er hatte sie mit Jessica St. James angesprochen. Er kannte ihren Namen.
Lucan nahm die Hand vom Bildschirm.
Sie war weg. Aber für einen Moment hatte er sie gehabt.
Lebenssprühend und jung. Für seine Verhältnisse sehr, sehr jung.
Darüber hinaus - ein Rätsel. Eingehüllt in Schatten, die er nicht durchdringen konnte. Wer war diese Frau an Cian MacKeltars Seite?
Gewöhnlich gelang es Lucan, in die Tiefe zu horchen, sobald er eine Verbindung hergestellt hatte, und mehr als nur einen oberflächlichen Eindruck zu gewinnen. Aus diesem Grunde hatte er versucht, mit ihr in Kontakt zu treten. Er wollte sehen, ob er mehr über sie in Erfahrung bringen konnte, um es an Eve weiterzugeben, damit sie die Dinge ein wenig vorantrieb.
Die Menschen fürchteten sich vor Computerviren und Diebstahl der Identität, aber sie wussten nichts von den wahren Risiken, wenn sie sich ins World Wide Web einklinkten, hatten keine Ahnung, was da draußen hungrig auf der Lauer lag. Sie machten sich Sorgen um Betrüger, Mörder und Triebtäter, denen ihre Kinder in die Hände fallen könnten. Dabei war ihnen nicht bewusst, wie sehr sie ein Könner der schwarzen Magie über eine Telefonleitung verletzen, aushorchen und seinem Willen unterwerfen konnte.
Bei dieser Frau war er allerdings nicht weit gekommen. In dem Moment, in dem er Druck auf Miss St. James ausgeübt hatte, war er auf eine Barriere gestoßen.
Er schlug die Akte auf, die der mittlerweile tote Roman zusammengestellt hatte und dessen eigene Einschätzung der Zielpersonen sowie Fotos, Adressen - reale und Net-Adressen Autozulassung, Geburtsurkunde, Passnummer, Kreditkarten, Einkommen und andere relevante Daten. Lucan nahm sich wieder Miss St. James' Foto vor.
Ihr Führerschein verriet ihm die persönlichen Angaben. Alter: vierundzwanzig. Größe: eins fünfundsechzig. Gewicht: sechzig Kilo. Augenfarbe: grün. Haar: schwarz. Organspende: keine.
Sie war sehr hübsch.
Lucan zweifelte keinen Augenblick daran, dass Cian MacKeltar sie wollte. Der Highlander war sicher ebenso fasziniert von ihrer Immunität gegen die Kunst des Lauschens wie er selbst. Er und der Highlander waren nicht so unterschiedlich, wie der arrogante Bastard es gern hätte.
Er schloss die Akte, tippte etliche Ziffern in sein Telefon ein und gab Eves Partner eine Planänderung durch. Nach wie vor hatte der Spiegel absolute Priorität, aber Eve sollte alle Anstrengungen unternehmen, Miss St. James lebend zu ihm zu bringen.
Er würde seinen Spaß daran haben, sie aufzubrechen und eingehend zu studieren. Seit sehr, sehr langer Zeit hatte keine Frau mehr seine Neugier geweckt.
Und er würde sich eingehend mit ihr befassen, während der Keltar machtlos von der Wand des Arbeitszimmers aus zusehen musste.
»Oh, das geht auf gar keinen Fall«, sagte Jessi tonlos, als Cian aus dem Badezimmer stolziert kam. Sie sprang vom Bett und wich zum Fenster zurück, um ihn mit sichererem Abstand zu betrachten. Auf einem Bett zu sitzen, solange sich dieser Mann im Raum befand, war ohnehin äußerst unklug. »Du gehst sofort zurück und ziehst dir was an«, befahl sie.
Das Komische war, dass sie gerade insgeheim Wetten abgeschlossen hatte, wie sich der archaische Highlander präsentieren würde: mit Kilt und schamhaft, weniger schamhaft nur mit einem Handtuch - oder ob er sich splitternackt an sie heranpirschte wie ein Raubtier.
Sie hatte auf ziemlich nackt gesetzt. Sie schuldete sich fünf Dollar.
Er legte die Scheide mit dem reich verzierten Dolch auf den Schreibtisch. Er hatte ein Handtuch lose um die Taille, ein anderes wie einen Turban um den Kopf geschlungen. Das war kaum besser als nackt. Genau
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