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Im Zauber des Mondes

Titel: Im Zauber des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Robards
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sah an sich hinunter.
    Entblößt durch sein zerrissenes Hemd, lag in einem Nest von schwarzem Haar der Verlobungsring, den er ihr damals gegeben hatte. Seit ihrem Verlust hatte er ihn Tag und Nacht an einer dünnen Goldkette um den Hals getragen. Er bemerkte, wie sie ihn ansah, und wußte, was es über seine Gefühle verriet. Wut stieg in ihm auf, so dunkel und unkontrollierbar, daß er Angst bekam, er könnte ihr etwas antun. Mit einem Fluch stieß er sie zur Seite, drehte sich um und ging.

34
    Er hatte ein Hinken zurückbehalten, und sein Anblick drehte ihr fast das Herz um. Ihr großartiger Connor hatte ein Andenken an jene Nacht zurückbehalten, genau wie sie. Mit einem fast unmerklichen Zögern im Schritt belastete er sein linkes Bein stärker. So deutlich, als würde sie alles noch einmal erleben, sah sie, wie das Blut aus dem riesigen Loch in seinem Oberschenkel geschossen war. Ihre Wut schmolz wie Butter im Feuer, zurück blieb nur Schmerz. Wie gerne würde sie ihm nachlaufen, mit ihm fliehen, wie er es gewollt hatte! Wie sie sich danach sehnte, ihn in die Arme zu schließen, ihn zu küssen!
    Caitlyn vergrub das Gesicht in den Händen. Tränen stiegen ihr in die Augen, aber sie drängte sie zurück. Während der letzten zwölf Monate hatte sie zu viel ertragen, um noch Trost in Tränen finden zu können. Es gab keinen Trost für den Schmerz in ihrem Herzen. Schmerz jeder Art war ein unausweichlicher Teil ihres Lebens geworden.
    Sie hatte gehofft, ihn nie wiederzusehen, und das war der Preis, den sie willig für sein Leben bezahlt hatte. Trotzdem hatte sie damit gerechnet, daß er sie eines Tages finden könnte, und sie hatte ihre Geschichte geübt, bis sie so überzeugend war, wie sie sie eben hinbekommen hatte. Aber sie war nicht auf das vorbereitet gewesen, was sein Anblick in ihr bewirkt hatte. Und als er so plötzlich in ihrem Zimmer gestanden war, hatten Überraschung und Schock sie so aus der Fassung gebracht, daß sie nicht mehr klar denken konnte.
    Für einen kurzen, herrlichen Moment war sie wieder in seinen Armen gelegen, hatte ihn umarmt und war umarmt worden. Sie war zu Hause gewesen - bis ihr Verstand wieder zu arbeiten begann. Connor durfte nicht in ihrem Zimmer entdeckt werden, durfte nicht länger Teil ihres Lebens sein. Sie hatte ein Geheimnis, ein schreckliches Geheimnis, und er durfte auf keinen Fall dahinterkommen, sonst würde er mit dem Leben dafür bezahlen. Auch wenn es ihr das Herz brach, sie mußte ihn fortschicken, nein, wegekeln, sonst würde er nie gehen.
    Die Tür ihres Zimmers öffnete sich ohne Vorwarnung. Caitlyn sah auf, sie hoffte und fürchtete zugleich, Connor dort zu sehen. Sie hoffte, er würde sie zwingen mitzugehen, ihr die schreckliche Wahl abnehmen. Aber nein, sie wollte es nicht wirklich. Egal, wie er jetzt litt, egal, was sie noch würde durchleiden müssen, alles war besser, als ihn und seine Brüder hängen zu sehen.
    Der Mann, der in diesem Moment so selbstsicher ihr Zimmer betrat, war nicht Connor. Er schloß die Tür sanft hinter sich, dann drehte er sich um und lächelte ihr zu. Caitlyn starrte ihn an und fühlte, wie ihre Knie weich wurden. Sie kannte dieses Lächeln. Sie hatte es zum erstenmal gesehen, als er sie geohrfeigt hatte, damals, als sie noch unschuldig gewesen war. An jenem Tag hatte Connor sie gerächt und ihn blutig geschlagen, und sie hatte es seither oft bereut, daß sie ihn daran gehindert hatte, ihn zu töten. Damals hatte sie es noch nicht gewußt, und es hätte sie auch kaum interessiert, aber dieses Lächeln verbarg eine widerliche Perversion. Leider hatte sie seither dazugelernt. Sir Edward Dünne, der sie so perfekt und unsichtbar gefangenhielt wie einen Schmetterling unter Glas, gewann Vergnügen aus den Schmerzen und dem Leid anderer.
    »Ah, meine Liebe, ich hatte schon befürchtet, ich hätte dich nach der Party verloren. Aber ich hätte es besser wissen müssen, nicht wahr? Ich werde dich nie verlieren, du wirst immer bei mir bleiben, stimmt es nicht?«
    »Ja, Edward«, antwortete sie tonlos. Auch wenn es ihr nicht bewußt war, hatte sie die Hände zu Fäusten geballt. Ihm entging die ohnmächtige Geste allerdings nicht, und sein Lächeln wurde breiter.
    »Was für ein hübsches kleines Ding du doch bist.« Er kam auf sie zu. Caitlyn fühlte, wie sich ihr Magen vor Ekel zusammenzog. Egal, wie oft sie seine Berührung ertragen mußte, sie fühlte sich seelisch und körperlich abgestoßen, wenn er in ihre Nähe kam.
    Zu Beginn

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