Im Zauber des Mondes
sie zu schütteln. Er schloß die Augen, ließ sie aber nicht los. Als er sie wieder öffnete, waren sie nur noch ernst, nicht mehr wütend. »Kinder und Betrunkene haben einen Schutzengel, und zu deinem Glück scheinst du zwei zu haben. Du kannst froh sein, daß du noch am Leben bist.«
»Sie hat Blut am Bein, Conn!« Rory und Mickeen waren schwer atmend angekommen, als Connor sie auf die Füße gezogen hatte. Jetzt klang Rorys Stimme besorgt. Caitlyn sah an sich hinab. Die Innenseite ihres rechten Oberschenkels war tatsächlich blutig. Plötzlich wurde ihr schwarz vor Augen, und sie schwankte.
»Paß auf, sie wird ohnmächtig!«
Caitlyn schüttelte den Kopf und versuchte wieder klar zu sehen. Aber bevor sie sich gefangen hatte, nahm Connor sie mit einem herzhaften Fluch auf die Arme und trug sie zurück zum Haus. Er hatte sie fest an sich gedrückt und erzählte ihr den ganzen Weg, was für eine Plage sie sei. Caitlyn lauschte, ohne zu widersprechen. Sie fühlte sich wohl in seinen starken Armen. Das war die Sache fast wert gewesen.
Als er ins Haus kam, eilte Mrs. McFee herbei, um ihn zu begrüßen. Sie betrachtete ihn und sein Bündel erstaunt.
»Was hat dieses dumme Ding jetzt schon wiederangestellt?« fragte sie verzweifelt. »Erst hinterläßt sie eine unglaubliche Unordnung in der Küche, und ich darf aufräumen, dann . . .«
»Genug«, meinte Connor scharf. »Ich brauche Verbandszeug und heißes Wasser. Bringen Sie die Sachen nach oben.«
Mrs. McFee war verstummt. Connor trug Caitlyn bis in ihr Zimmer unterm Dach. Sie hatte die Arme um seinen Hals geschlungen; ihr Kopf ruhte an seiner Brust, und sie lauschte zufrieden dem Schlag seines Herzens.
Connor legte sie auf das schmale Eisenbett und griff nach dem Bund ihrer Hose. Offensichtlich wollte er den Schaden gleich selbst begutachten. Sie riß die Augen auf, und ihre Hände schlossen sich um die seinen.
»N-nein«, sagte sie. Er musterte sie mit gerunzelter Stirn, dann kam auch schon Mrs. McFee mit heißem Wasser und Bandagen.
»Nun gut, Mrs. McFee kann dir helfen«, sagte er unwirsch.
»Ich kann das selbst«, entgegnete sie und verschwand hinter dem Wandschirm. Mrs. McFee schnaubte vielsagend und ging wieder nach unten. Connor blieb auf dem Bett sitzen und wartete.
»Und?« fragte er schließlich, als sie nichts sagte.
»Ich scheine mich irgendwie innen verletzt zu haben. Von da kommt das Blut.« Sie hatte sich so gut wie möglich untersucht, hatte aber keine Verletzung gefunden.
»Innen? Wie innen?«
»Das Blut kommt von - von zwischen meinen Beinen.« Ihre Stimme zitterte. Eine lange Stille folgte. Seine Antwort war seltsam sanft.
»Caitlyn, Mädchen, könnte es sein, daß du deine Tage hast?«
»Meine Tage?« Sie verstand nicht.
»Deine Tage als Frau.«
»Meine Tage . . .« Ihre Stimme versagte. Sie konnte sich dunkel erinnern, daß ihre Mutter regelmäßig geblutet hatte, bis sie schwanger geworden war. Aber sie hatte das nie mit sich selbst in Verbindung gebracht. Ihr Kopf wurde heiß, und sie lief rot an. Was passierte mit ihr? Da war so viel Blut, wie brachte man es wieder weg? Vielleicht würde sie ja langsam
verbluten! Ihr langes Schweigen mußte Connor alles gesagt haben, was er wissen mußte. Sie hörte ihn seufzen, dann sagte er: »Zieh dich an, und komm heraus.«
»Nein!« Sie würde ihm nie mehr in die Augen sehen können. Es war ihr unheimlich peinlich, daß er eine so intime Sache über sie wußte, sie fühlte sich beschämt und unsauber.
»Entweder du ziehst dich jetzt an und kommst heraus, oder ich werde dich holen. Ich muß mit dir reden. Sonst könnte es dir nur noch Mrs. McFee erklären, aber du scheinst sie ja nicht sonderlich zu mögen. Aber wenn du willst, werde ich sie für dich holen.«
»Nein!« Mrs. McFee konnte sie auch so schon nicht leiden.
»Dann zieh dich an, und komm heraus. Sofort!« Sie hatte nur die blutigen Hosen hinter dem Wandschirm. Immer noch in Cormacs Hemd, das ihr bis zu den Knien reichte, griff sie nach ihrem Morgenmantel. Sie zog ihn an und kam heraus. Als sie Connors Blick begegnete, wurde sie rot bis unter die Haarwurzeln.
»Du hast keinen Grund, dich zu schämen, Mädchen. Das ist ganz normal und natürlich.« Sie gab keine Antwort, sondern starrte nur auf den Boden. Er seufzte und bat sie, sich zu setzen. Sie ließ sich auf dem anderen Ende des Betts nieder, das Gesicht abgewandt.
»Ist dir das noch nie zuvor passiert?« Allein der Gedanke, darüber mit ihm zu sprechen, war ihr
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