Im Zauber des Mondes
schneidend. Fragend sah sie ihn an. Connor erwiderte Sir Edwards spöttischen Blick unfreundlich.
»Ja, und sie genießt ihn ganz offensichtlich«, entgegnete Sir Edward. Caitlyn wußte mit dem feindseligen Unterton, der zwischen den beiden herrschte, nichts anzufangen, aber ihr
Instinkt ließ sie den Bach überqueren und zurück zu Connor gehen. Er sah auf sie hinunter, ohne dabei zu lächeln, und legte ihr die Hände auf die Schultern.
»Wir machen uns wieder auf den Weg. Einen guten Tag noch, Sir Edward«, sagte Connor knapp.
»Guten Tag, d'Arcy. Es war mir ein Vergnügen, Ihre Bekanntschaft zu machen, Miß O'Malley. Äh - übrigens, hat Meredith schon Eure - äh - junge Cousine kennengelernt?«
»Nein, noch nicht«, antwortete Connor kühl. Er nahm die Hände von ihren Schultern, packte sie am Arm und zog sie den Weg zurück, auf dem sie gekommen waren.
»Es wird mir ein Vergnügen sein, sie von dem neuen Mitglied Eurer Familie zu unterrichten!« rief Sir Edward ihnen lachend nach.
Nach einem kurzen Seitenblick auf Connors verärgertes Gesicht sagte Caitlyn nichts. Er half ihr in den Sattel, dann stieg er auf. Erst als sie wieder auf dem Rückweg nach Donoughmore waren, fragte Caitlyn: »Wer war er?« Beinahe hätte sie noch >Connor< hinzugefügt, aber sie hielt sich gerade noch zurück. Rory, Cormac und Liam nannte sie bei ihren Vornamen - wie jeder auf der Farm -, aber es erschien ihr doch eigenartig, mit Connor so vertraut zu sprechen. Andererseits fand sie es auch seltsam, ihn mit »Eure Lordschaft« anzusprechen. Also sagte sie zu ihm meistens gar nichts und dachte bei sich >Connor<.
»Sir Edward Dünne. Ihm gehört Ballymara, das Land nördlich von Donoughmore.«
Das sagte ihr so gut wie gar nichts, und nach Connors Gesichtsausdruck zu urteilen, gab es noch mehr zu erzählen.
»Warum habt Ihr ihm erzählt, ich wäre Eure Cousine?« drängte sie ihn.
Er sah sie an. »Es ist nicht gut für ein junges Mädchen, ihn zu kennen, vor allem nicht, wenn sie eine Bedienstete ist. Er ist ein skrupelloser Mann, und er sucht überall sein Vergnügen, egal ob das Mädchen willig ist oder nicht. Wenn er glaubt, daß du meine Cousine bist, wird er es sich wenigstens zweimal überlegen, ob er Hand an dich legt, falls du ihm einmal ohne Schutz über den Weg laufen solltest.«
Connors Augen waren so kalt, daß sie nicht weiter drängte. Aber kaum hatte er sie auf Donoughmore abgeliefert und war auf Fharannain davongaloppiert, als wäre ihm der Teufel auf den Fersen, wandte sie sich an Cormac. Der versuchte gerade mit wenig Begeisterung, einem widerspenstigen Schaf seine Medizin einzuflößen. »Was kannst du mir über Sir Edward Dünne sagen?« fragte sie ohne große Umschweife. Cormac sah nicht einmal auf. Das Schaf wehrte sich mit allen Kräften, und die orangefarbenen Sprenkel auf Cormacs Kleidung und Gesicht bezeugten, daß er bis jetzt noch nicht viel Erfolg gehabt hatte. Caitlyn beobachtete ihn eine Weile, dann setzte sie sich kurzerhand auf den Rücken des Schafs und klemmte seinen Kopf zwischen die Beine.
»Ich hasse diese verdammten Schafe«, flüsterte Cormac inbrünstig. Mit ihrer Hilfe schaffte er es schließlich, das Tier zu verarzten. Erleichtert richtete er sich auf und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Gemeinsam verließen sie den Stall.
»Erzähl mir was über Sir Edward Dünne«, forderte sie.
Dieses Mal hatte sie seine Aufmerksamkeit. »Du bist also Sir Edward begegnet? Nicht allein, nehme ich an?«
»Nein, Connor war dabei. Er schien Sir Edward nicht sehr zu mögen.«
Cormac verzog das Gesicht. »Sie hassen sich. Als unser Vater starb, versuchte Sir Edward, Donoughmore zu bekommen. Er hatte sich damit sogar an die Krone gewandt, denn die Gesetze verbieten einem Katholiken, Land zu erben. Aber er hatte nicht damit gerechnet, daß unser Vater Connor als einen Protestanten hatte erziehen lassen, was unser Glück war. Er mußte also nur nachweisen, daß er kein Katholik ist, und konnte die Erbschaft antreten.«
»Connor ist Protestant?« fragte sie. Doch da fiel ihr ein, daß Mickeen ihr das schon einmal erzählt hatte. Aber damals hatte sie sich noch nicht so sehr für den Teil seiner Geschichte interessiert, der Connor betraf.
»Aye, obwohl wir sonst alle katholisch sind. Unser Vater hätte alles getan, um das Land in der Familie zu halten. Er wußte, daß man es einem katholischen Erben sofort weggenommen hätte, darum hat er das getan. Er hatte immer befürchtet, daß man ihn noch
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