Im Zauber des Mondes
Liam mit einem warnenden Unterton. »Nichts, worauf es ankommt.«
»Sie wird den Mund halten, und wir können ihre Hilfe brauchen«, sagte Connor kurz angebunden und beendete damit die Diskussion. Dann wies er Liam an, Rorys Füße zu packen, und er nahm ihn an den Schultern.
»Ich kann selbst laufen, verdammt!« protestierte Rory. Connor und Liam beachteten ihn gar nicht, sondern hoben ihn hoch und trugen ihn zur Stalltür.
»Cormac, du und Mickeen, ihr macht hier Ordnung. Und paßt auf, daß ihr kein Blut überseht. Caitlyn, du kannst mit uns kommen. Halt ihm etwas über den Kopf, damit er nicht naß wird.«
Caitlyn schlüpfte aus ihrem Umhang und hielt ihn über Rorys Kopf, während sie aufs Haus zueilten. Sie hielt ihnen die Hintertür auf und folgte ihnen dann über die Treppe. Rorys Blut tropfte überall auf den Boden und die Treppe, aber glücklicherweise machte ihr der Anblick von Blut nichts aus. Connors Gesicht war blaß, als er seinen Bruder aufs Bett legte.
»Caitlyn, du besorgst heißes Wasser und Leinenstreifen für den Verband. Versuch, so wenig Licht wie möglich zu machen, wir wollen keine Aufmerksamkeit auf das Haus lenken.«
Caitlyn eilte, alles zu besorgen. Als sie zurückkam, lag Rory in seinem Nachthemd auf dem Bett. Die Fensterläden waren geschlossen, damit auch nicht der leiseste Lichtschein nach draußen drang.
»Liam, du kannst jetzt gehen und Mickeen und Cormac helfen. Putz auf dem Weg nach draußen das Blut weg, und sorge dafür, daß alles so ist, wie es sein sollte. Caitlyn wird mir hier helfen.«
Liam warf ihr noch einen vernichtenden Blick zu und verschwand. Er mißtraute ihr immer noch.
»Hier, halt die Schüssel!« Caitlyn setzte sich vorsichtig auf den Bettrand. Connor reinigte die Wunde und preßte dann einen zusammengelegten Leinenstreifen darauf, aber er hatte sich schnell voll Blut gesaugt.
»Sieht nicht gut aus, was?« sagte Rory und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, als er seinen Arm ansah.
»Die Kugel muß eine Schlagader getroffen haben«, brummelte Connor als Antwort. Auch die zweite Kompresse hatte sich bald vollgesaugt, und Connor warf sie stirnrunzelnd in die Schüssel. Erschreckt sah Caitlyn ihn an, und er bedeutete ihr, nichts zu sagen, was Rory ängstigen konnte. Er holte das Messer wieder aus seinem Stiefel und hielt es in die Kerzenflamme, bis es rot glühte.
»Es wird weh tun«, warnte Connor. Rory nickte und drehte sein Gesicht zur Seite. Die Hand auf seiner gesunden Seite krallte sich in die Bettdecke. Caitlyn nahm seine Hand, und seine Finger schlossen sich um ihre.
»Wenn du einen schwachen Magen hast, sieh nicht hin«, wies Connor sie an, aber sie konnte ihre Augen nicht losreißen. Fasziniert beobachtete sie, wie er das glühende Messer auf die Wunde drückte. Der Geruch von verbranntem Fleisch stieg ihr in die Nase. Rory gab einen erstickten Laut von sich, aber er schrie nicht auf. Dafür drückte er Caitlyns Finger, bis sie taub waren.
»Tapferer Junge«, murmelte Connor, als er das Messer wegnahm. Die Wunde hatte sich geschlossen, und wenigstens auf der einen Seite war die Blutung jetzt gestillt.
»Verdammt, das tut mehr weh, als angeschossen zu werden!« meinte Rory.
»Ich weiß«, antwortete ihm Connor. Caitlyns Magen hob sich, als sie ihm half, Rory umzudrehen. Wieder preßte Connor das glühende Messer auf die Wunde und stoppte damit die Blutung. Rory stöhnte und drückte Caitlyns Finger so fest, daß sie dachte, sie würde schreien. Plötzlich wurde Rory schlaff.
»Connor!« Entsetzt griff sie nach Rorys Hand.
»Er ist nur bewußtlos«, sagte Connor und verband den Arm. »Jetzt ist es nicht mehr so schlimm, wir haben die Blutung gestillt.« Er verknotete den Verband und zog den Ärmel des Nachthemds darüber. »Bleib bei ihm, bis er wieder zu sich kommt. Ich habe noch etwas Dringendes zu erledigen und kann es nicht noch länger aufschieben. Ich muß jetzt weg.«
Er stand auf und blickte auf seinen Bruder hinunter. Wie er so über ihnen aufragte, wirkte er sehr stark und männlich. Plötzlich fühlte Caitlyn sich klein und hilflos. Dieser Connor mit dem harten, festentschlossenen Gesichtsausdruck war ihr fremd. Das Kerzenlicht spiegelte sich in dem silbernen Kreuz, das er um den Hals trug. Auch das war ihr fremd. Connor trug sonst nie irgendwelchen Schmuck. Seine hellen Augen glitzerten wie das Silber des Anhängers, und seine Lippen waren fest zusammengepreßt. Tiefe Linien, die sie noch nie zuvor bemerkt hatte, zogen sich
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