Im Zauber des Mondes
zur Verfügung gehabt, und seine Brüder hätten ein leichtes Leben in Wohlstand geführt. Auch sein Vater hätte noch leben können, wäre da nicht die ewige Gier nach noch mehr Land und noch mehr Geld gewesen. So waren sie jetzt ärmer als die Ärmsten, sie trugen Lumpen, und oft genug wußten sie nicht, woher sie noch etwas zu essen nehmen sollten. Damals hatte er Rache geschworen, und die Zeit dafür war auch gekommen, auch wenn seine Rache im Vergleich zum Schmerz nur ein Kinderspiel war . . .
Seamus McCool stand schon im Eingang der Höhle, in der sie sich immer trafen. Connor lenkte Fharannain in die Höhle und warf dem Mann die beiden Säcke zu. Seamus würde die Sachen verkaufen und dafür sorgen, daß das Geld an die verteilt wurde, die es am nötigsten hatten.
»Gott schütze Euch!« sagte Seamus inbrünstig, als er das Gewicht der Säcke registrierte.
»Und dich auch, Seamus«, entgegnete Connor und lenkte Fharannain wieder nach draußen in die Dunkelheit. Seine Aufgabe war damit erledigt - bis zum nächsten Neumond.
13
Früh am nächsten Tag kam eine Gruppe Reiter nach Donoughmore. Connor war auf dem Hof geblieben, angeblich um das Schlachten zu überwachen, aber Caitlyn vermutete, er wollte ein Auge auf Rory haben. Mrs. McFee hatten sie erzählt, er habe sich mit Caitlyns Erkältung angesteckt, und sie schien sich keine Gedanken darüber zu machen, daß er im Bett blieb. Für Caitlyn hatte die Aufregung der letzten Nacht einen unerwarteten Aufschwung gebracht: Sie war wieder völlig gesund und konnte wie immer ihrer Arbeit nachgehen.
Als die sechs Reiter die Mauern der Burg passierten, holte Cormacs Rufen Connor aus dem Stall. Caitlyn hielt mit der Arbeit inne, um sie zu beobachten. Cormac wirkte etwas nervös, aber Connor beobachtete ihre Ankunft gelassen. Die Männer sahen aus, als hätten sie einen langen, schweren Ritt hinter sich. Caitlyn erkannte nur einen: Sir Edward Dünne.
»Was bringt Euch nach Donoughmore, Sir Edward?« fragte Connor, als sich dieser von der Gruppe löste und zu ihm hinüberritt.
»Wir haben ein paar dieser verdammten Banditen verfolgt«, antwortete er, und die Aufregung verlieh seinen Augen ein seltsames Glitzern. »Wir haben ihre Spur bis Donoughmore verfolgt, aber bei der alten Burg haben wir sie dann verloren. Ist Euch oder Euren Leuten letzte Nacht etwas Ungewöhnliches aufgefallen?«
»Ich habe nichts bemerkt, und man hat mir auch nichts Au-ßergewöhnliches berichtet.« Er warf Cormac einen fragenden Blick zu, und der schüttelte den Kopf. »Wie kommt es, daß Ihr jetzt Banditen jagt, Sir Edward? Hat die Fuchsjagd ihren Reiz verloren?«
Der Spott in seiner Stimme konnte ihm kaum entgangen sein, aber er ging nicht darauf ein. »Ihr Opfer war dieses Mal Lord Alvinley. Wie Ihr wißt, ist er mein Onkel, und er kam gleich nach dem Überfall zu meinem Haus. Wir haben sofort die Verfolgung aufgenommen. Die Räuber haben gute Beute gemacht. Mein Onkel hatte die ganze Pacht dabei und außerdem noch die Juwelen seiner Frau.«
»Offensichtlich muß jemand seine Pläne gut gekannt haben. Vielleicht sollte er unter seinen Leuten nach dem Schuldigen suchen.«
»Mein Onkel schwört, daß es kein anderer als der schwarze Rebell war, der ihn überfallen hat. Er und seine Männer waren ganz in Schwarz, und ihr Anführer trug das silberne Kreuz Irlands um den Hals. Ich hatte immer geglaubt, daß der schwarze Rebell nur eine Legende wäre, erfunden von den Arbeitern, um ihre Herrschaft zu erschrecken. Aber mein Onkel ist überzeugt, daß es ihn gibt und daß er ihn überfallen hat. Trotzdem hatte er etwas Glück: Einer der Banditen wurde verletzt. Wir haben Blutspuren entlang der Fährte gefunden.« Er machte eine kurze Pause, dann fügte er mit einem seltsamen Unterton hinzu: »Vielleicht wollt Ihr ja mitkommen, d'Arcy? Wenn es tatsächlich der schwarze Rebell war, dann wird sich die Sache lohnen. Mein Onkel hat den Preis auf seinen Kopf verdoppelt. Und Eure Schafzucht ist bestimmt nicht sehr lukrativ.«
»Im Gegensatz zu Euch habe ich nicht viel übrig für Blutsport. Und mir reicht das Geld, das ich mit den Schafen verdiene.« Der Ausdruck seiner Augen hätte auch einem mutigeren Mann als Sir Edward Angst eingejagt, und dieser ging sofort auf ein unverfänglicheres Thema über.
»Ja, nun . . . Sind alle Eure Leute wohlauf?«
»Alle, die ich gesehen habe. Möchtet Ihr vielleicht selbst unter ihnen nach den Banditen suchen?« fragte Connor eisig. Sir Edwards Finger
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