Im Zauber des Mondes
verdeckte.
Caitlyn drückte sich tiefer in den Schatten. Die Männer trugen alle Masken und lange schwarze Umhänge mit Kapuzen, und ihre Gesichter lagen im Schatten. Hätte sie nicht gewußt, wer sie waren, sie hätte keinen von ihnen erkannt. Ja, das waren ohne Zweifel die Geisterreiter aus der Burg. Und damit war auch das Geheimnis ihres plötzlichen Verschwindens geklärt. Es gab einen Geheimgang, der wahrscheinlich in der Burg begann, und er endete hier im Stall. Aber wozu die ganze Maskerade?
»Eine Kugel ist so dicht an meinem Ohr vorbeigeflogen, daß ich hätte schwören können, sie hat meinen Namen geflüstert«, sagte Cormac. Er streifte den durchnäßten Umhang ab und warf ihn zusammen mit der Maske in den Tunnel. Dann drehte er sich um und nahm Kildare den Sattel ab. Auch Mickeen und Liam entledigten sich ihrer Verkleidung und kümmerten sich um ihre Pferde. Nur Rory, der als letzter abgestiegen war, blieb gegen Ballydeer gelehnt. Caitlyn betrachtete ihn stirnrunzelnd. Rory war sonst immer lustig und zum Scherzen aufgelegt. Sein jetziges Verhalten war seltsam.
Connor hatte seine Maske abgenommen und war gerade auf dem Weg zum Tunneleingang, als ihm Rory auffiel. Er änderte die Richtung und ging auf seinen Bruder zu.
»Was ist los, Rory?« fragte er scharf.
»Heute nacht war auch eine Kugel mit meinem Namen unterwegs, und sie hat mich nicht verfehlt.« Sein Ton klang entschuldigend.
»Was?«
Connor zog ihm die Kapuze vom Kopf und öffnete seinen Umhang. Rory blieb teilnahmslos gegen Thunderer gelehnt, als wäre sein Pferd alles, was ihn noch aufrecht hielt. Connor ließ Rorys Umhang auf den Boden fallen. Sein Mantel war voller Blut, von der linken Schulter bis zum Ellenbogen. Rory warf einen Blick auf seinen blutigen Ärmel, und seine Knie gaben unter ihm nach.
»Rory!« rief Cormac. Er und Liam sprangen zu ihm hin, Mickeen dicht hinter ihnen. Connor hatte seinen Bruder aufgefangen und legte ihn jetzt sanft auf den Boden. Caitlyn vergaß völlig, daß sie nicht gesehen werden durfte, und ging ein paar Schritte nach vorne. Knapp außerhalb des Lichtkegels blieb sie stehen.
»Schaut mich an, jetzt werde ich schon ohnmächtig wie ein verdammtes Mädchen!« sagte Rory, immer noch schwindlig, aber wieder bei Bewußtsein. Obwohl er ganz offensichtlich Schmerzen hatte, versuchte er noch über sich zu lachen. Connor beachtete ihn gar nicht. Er holte ein Messer aus dem Stiefel und schlitzte Rorys Ärmel auf. ln dem geschwollenen, roten Fleisch des Oberarms war ein kleines schwarzes Loch. Blut floß den Arm entlang und tropfte auf den Boden. Rory warf nur einen Blick darauf, dann drehte er den Kopf zur Seite.
»Es ist nicht so schlimm. Du wirst am Leben bleiben«, sagte Connor. Vorsichtig hob er den Arm. Es gab eine Austrittswunde. Gott sei Dank war die Kugel nicht steckengeblieben. Rory zuckte zusammen. »Wahrscheinlich wird dir dein Arm noch eine Weile weh tun«, meinte Connor. Rory schloß die Augen. Connor sah auf. »Mickeen und Cormac, ihr kümmert euch um die Pferde. Liam, ich brauche deine Hilfe.«
Caitlyn wurde plötzlich bewußt, wo sie war, und sie zog sich instinktiv in den Schatten zurück. Aber Mickeens scharfe Augen bemerkten die Bewegung.
»Paßt auf!« zischte er, die Hand auf dem Pistolengriff. Caitlyn bekam Angst, er würde sie erschießen, und trat in den Lichtkreis.
»Ich ... es war niemand im Haus«, sagte sie, als fünf Paar Augen sie fixierten.
»Was zum Teufel macht sie hier draußen? Herumspionieren?«
»Jetzt wissen es bestimmt bald alle, geschwätzig, wie diese verdammten Weiber sind!«
»Verflucht!«
»Und was jetzt, Conn?«
Connor fixierte sie eine Weile, und der Ausdruck in seinen Teufelsaugen war nicht zu deuten. Unter seinem Blick verspürte Caitlyn plötzlich Angst. Es war nicht ausgeschlossen, daß, was sie hier taten, so geheim war, daß man sie töten würde.
»Damit hätte ich eigentlich rechnen müssen. Du hast einen Riecher für Schwierigkeiten, was, Mädchen?« Connor sah sie noch eindringlicher an. »Ich denke doch, daß du den Mund halten wirst, oder?«
»O ja!« beteuerte Caitlyn schnell. In den Augen der anderen sah sie kein angenehmes Schicksal für sich geschrieben.
»Können wir ihr trauen, mein Lord?« Mickeen starrte sie mit gnadenlosem Gesichtsausdruck an.
»Natürlich können wir ihr trauen. Jetzt, da sie es weiß, ist sie praktisch eine von uns.« Das war Cormacs Stimme, und Caitlyn lächelte ihm unsicher zu.
»Sie weiß nichts«, sagte
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