Im Zauberbann der Liebe: Roman (German Edition)
versuchte auch nicht zu beeinflussen, welches Glas Jack oder Abby nahmen. Falls heute Abend jemand vergiftet wurde, dann gewiss nicht durch den Sherry. Um jedoch ganz sicherzugehen, durchleuchtete Abby ihn. Er war in Ordnung.
Helen sah bezaubernd aus in einem weißen und silbernen Kleid, das viel zu elegant für die Gelegenheit war. Doch obwohl es sehr schön war, war es auch ein bisschen altmodisch. Die Augen der älteren Frau verengten sich vor Neid, als sie Abbys hochmodernes Kostüm betrachtete. »Das sieht nach Madame Ravelles Werk aus. Sie arbeitet für jeden, der bereit ist, ihren Preis zu zahlen.«
»Ja, und das ist auch eine vernünftige Einstellung«, gab Abby gut gelaunt zurück. »Warum für jemanden arbeiten, der einen nicht bezahlt?«
»Ihr denkt wie eine Händlerin.«
»Oh, danke«, sagte Abby mit großen, unschuldigen Augen. Ihr Vorsatz, sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen, zeigte Wirkung, denn Helen machte ein finsteres Gesicht und wechselte das Thema.
Es würde ein langer Abend werden.
30. Kapitel
D
ie Konversation während des Essens war gezwungen. Das ältere Paar plauderte hauptsächlich miteinander und zeigte keinerlei Interesse an Jacks Abenteuern oder der Herkunft seiner Frau. Jack war nicht sicher, ob seine Mutter sich überhaupt noch daran erinnerte, dass er schwer verletzt gewesen war. Dabei hatte Ashby ihr geschrieben, als die Gefahr gebannt gewesen war.
Der zweite Gang war gerade aufgetragen worden, als Helen sich beiläufig erkundigte: »Sind eure Räumlichkeiten bequem genug?« Ihr schneller Blick auf Abby zeigte, dass ihr bewusst war, dass sie ihre Schwiegertochter wie einen Gast statt wie die neue Hausherrin behandelte.
»Sie sind in Ordnung«, sagte Abby mit neutraler Miene.
Jacks Mutter entspannte sich. »Gut. Ich würde nämlich lieber nicht aus meinen Zimmern ausziehen.«
Das ist mein Stichwort, dachte Jack und holte tief Luft, bevor er bemerkte: »Es wäre auch nicht sinnvoll, die Zimmer zu wechseln, wenn ihr ein paar Tage später sowieso auszieht.«
Diese Feststellung brachte ihm die volle Aufmerksamkeit seiner Mutter und Sir Alfreds ein. Helen sah verwirrt und hilflos aus, während Scranton eine finstere Miene aufsetzte.
Es würde mir leichter fallen, einer gut bewaffneten französischen Brigade entgegenzutreten als meiner Mutter, dachte Jack und wappnete sich innerlich. »Es gibt keinen taktvolleren Weg, es euch zu sagen. Natürlich bin ich froh, dass ihr das Haus jahrelang davor bewahrt habt, leer zu stehen, doch nun, da ich mit einer Ehefrau zurückgekehrt bin, wird es Zeit für euch zu gehen. Da die Einrichtung zu Langdale Hall gehört, werdet Ihr nur Kleidung und euren persönlichen Besitz ausräumen müssen. Eine Woche dürfte dazu genügen. Bis dahin können Abby und ich in den Gästezimmern bleiben.«
Seine Mutter schnappte nach Luft. »Wir können den Familiensitz nicht verlassen! Alfred, Liebling, erklär Jack bitte, wie unmöglich das wäre.« Heiße Tränen stiegen ihr in die Augen. »Ich kann nicht glauben, dass mein einziger Sohn mich aus meinem Zuhause vertreiben will!«
Es fiel Jack nicht leicht, angesichts ihrer Tränen eine ruhige Stimme zu bewahren. »Wenn du verwitwet und allein wärst, käme es natürlich nicht infrage, dass du gehst, Mutter. Aber du bist nicht allein, sondern mit einem von Yorkshires führenden Gentlemen verheiratet, der ein sehr schönes Haus nur drei Meilen entfernt von hier besitzt. Die eigentliche Frage ist doch, warum du nicht schon längst im Hause deines Mannes eingezogen bist.«
Seine Mutter fuhr zu Abby herum, um sie wütend anzufunkeln. »Das ist alles nur Eure Schuld! Ihr habt das Herz meines Sohns vergiftet und ihn gegen mich aufgehetzt!«
»Das ist Unsinn«, warf Jack ein, bevor Abby etwas erwidern konnte. »Meine Frau hat nichts damit zu tun. Es ist ganz allein meine Entscheidung. In vierzehn Tagen, wenn du umgezogen bist und dich in Combe House eingerichtet hast, wirst du froh sein, Mutter. Es ist ein schönes Haus, moderner und komfortabler als dieses hier, und vor allem wird es dein Haus sein.«
»Sie will aber nicht gehen«, sagte Scranton mit vor Wut blitzenden Augen. »Und ich will nicht, dass Eure Mutter leidet, Frayne.«
Nachdem Jack sich in Erinnerung gerufen hatte, dass er unter allen Umständen ruhig und taktvoll bleiben wollte, sagte er: »Es war sehr rücksichtsvoll von Euch, den Wünschen meiner Mutter nachzugeben und sie nicht aus dem Haus zu bringen, das so viele Jahre ihr Zuhause war.
Weitere Kostenlose Bücher