Im Zauberbann der Liebe: Roman (German Edition)
Tür her betrachtete sie seine markanten Gesichtszüge und dachte, dass er schon viel lebendiger als gestern aussah. Als man ihn zu ihr gebracht hatte, war er ein Sterbender gewesen; jetzt schlief er einfach nur.
Der müde, unrasierte Ashby wachte bei seinem Freund. Er erhob sich, als sie eintrat. »Jack war vorhin ein paar Minuten wach. Laut Ransom war er schon wieder fast der Alte. Natürlich hatte er Schmerzen und war müde, aber er sprach schon wieder ganz vernünftig.«
»Ich nehme an, dass Euer Freund jetzt gerade mit dem Schlafen an der Reihe ist. Doch Ihr seht aus, als könntet Ihr auch ein bisschen Schlaf gebrauchen.«
Ashby schenkte ihr ein schiefes Lächeln. »Ihr habt recht, aber ich wollte Jack nicht allein lassen. Da sein Kammerdiener sich um Jacks Haus kümmert und Ransom sich nach London aufgemacht hat, bleibe nur noch ich.«
Nach London? Na ja, wahrscheinlich waren diese weltmännischen Herren es gewöhnt, wie Postkutschen herumzureisen. »Seht zu, dass Ihr etwas Schlaf bekommt, Euer Gnaden«, beschied sie Ashby. »Ich werde bei Lord Frayne bleiben, bis einer der Diener kommen kann, um bei ihm zu wachen. Er braucht im Moment nicht sehr viel Pflege, sondern hauptsächlich die Zeit, um zu genesen.«
»Ich gebe zu, dass ich nicht viel für ihn tun könnte, außer nach Hilfe zu rufen, falls er eine Krise hätte, aber ich wollte ihn nicht allein lassen. Ich war gerade eingeschlafen, als Ransom mich bat, wieder zu übernehmen.« Als er sich schon zum Gehen wandte, fügte er noch hinzu: »Ich dachte, Ihr hättet zugestimmt, mich Ashby zu nennen.«
Abby zuckte die Schultern. »Gestern herrschte Chaos, und heute sind wir zur Normalität zurückgekehrt. Ihr seid ein Herzog und ich die Tochter eines Landedelmanns und Magiers. Es wird Zeit, unsere normalen Stellungen im Leben wieder einzunehmen.«
»Für mich werdet Ihr immer die tapfere Frau sein, die meinem Freund das Leben gerettet hat«, erwiderte der Herzog ruhig. »Und ich hoffe, dass ich auch stets Ashby für Euch bleiben werde.«
Er meinte es ernst, erkannte Abby. Und obwohl sie ›zur Normalität zurückgekehrt‹ waren, musste sie zugeben, dass eine Bindung zwischen ihnen bestand. Wahrscheinlich war es so ähnlich wie bei Soldaten, die Seite an Seite in einer Schlacht gekämpft hatten. »Na schön, Ashby. Dann werde ich mich bemühen, meine guten Manieren zu unterdrücken.«
Er lächelte und ließ sie mit Lord Frayne allein. Kaum war die Tür geschlossen, trat Abby an das Bett, um sich ihren Patienten genauer anzusehen. Obwohl er schlief, sah sie Humor und eine starke Persönlichkeit in seinen Zügen. Seine Seele war wieder fest in ihm verankert. Zu einer schnellen kleinen Durchleuchtung bewegte sie ihre Hände über seinen Körper. Ja, alles, was sie wiederhergestellt hatte, war in bester Ordnung.
Sie legte ihre Hand auf seine Stirn. Auch kein Anzeichen von Fieber. Obwohl sie die Entzündung am Tag zuvor gebannt hatte, bestand trotzdem noch die Gefahr, dass sie zurückkehren würde. Das war vielleicht das größte Risiko für seine Genesung.
Abby zog zweimal an der Kordel neben dem Bett, um einen Diener herbeizurufen, damit sie sich ins Frühstückszimmer begeben und um ihre Gäste kümmern konnte. Doch bevor der Diener erscheinen konnte, gab sie der Versuchung nach, Lord Frayne zu berühren. Zuerst strich sie mit ihrem Handrücken über seine Wange und fand das Kitzeln seiner Bartstoppeln seltsam aufregend.
Sein welliges braunes Haar dagegen fühlte sich erstaunlich weich unter ihren Fingerspitzen an. »Ich bin froh, dass du überlebt hast, Jack Langdon«, flüsterte sie ... und fragte sich, wie lange es dauern würde, bis er einen eleganten Weg finden würde, der es ihm ermöglichte, sein Eheversprechen zurückzunehmen.
5. Kapitel
D
ie Berührung eines Engelsflügels ... Eine sanfte Berührung seines Haares ließ Jack aus dem Schlaf erwachen.
Als er die Augen öffnete, sah er jedoch keinen Engel, sondern die heiße Mittagssonne, deren Wärme ihn ins Leben zurückgebracht hatte. Er blinzelte verwirrt, und die Sonne wurde zu einer Amazone mit überraschtem Blick. Als sie sich in nichts anderes mehr verwandelte, sagte er höflich: »Guten Tag. Es tut mir leid, dass ich Euch nicht angemessen begrüßen kann, aber ich glaube nicht, dass aufzustehen jetzt ratsam wäre.«
Ihre Überraschung wich Belustigung. »Nein, das wäre es nicht. Doch Ihr macht gute Fortschritte, Mylord. Ich finde keine Spur von Fieber.«
Er war irgendwie enttäuscht
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