Im Zauberbann der Liebe: Roman (German Edition)
schrecklich unbeholfen und hilflos vor, als alle an ihm herumhantierten, um es ihm bequem zu machen. Selbst Morris' vorsichtiges Anheben des gebrochenen Beins auf die lange, gepolsterte Stütze war fast unerträglich schmerzhaft.
Als Jack endlich richtig saß, war er schweißgebadet und erschöpft. Für einen Moment dachte er sehnsüchtig an sein weiches Bett, aber er hatte nicht vor, sich diese Gelegenheit, seiner Zelle zu entkommen, entgehen zu lassen.
Miss Barton erschien mit einem Arm voller Decken. Er hatte bisher gar nicht bemerkt, wie groß sie war, höchstens dreißig oder vierzig Zentimeter kleiner als Ashby.
Sie entfaltete die Decken und erklärte: »Es zieht im Haus«, als sie eine über seine Beine legte. Ihre sanfte Berührung verursachte ihm keinen weiteren Schmerz.
Als sie eine andere Decke um Jacks Schultern legen wollte, protestierte er: »Ich bin doch kein Invalide!«
Ihre blauen Augen funkelten vor Belustigung. »Und ob Ihr das seid. Nicht mehr für sehr lange, denke ich, aber es wird Euch guttun zu erfahren, wie es ist, nicht buchstäblich zu strotzen vor Gesundheit. So werdet Ihr lernen, Mitgefühl für die weniger Glücklichen zu entwickeln.«
»Vielleicht lernst du sogar, vorsichtiger zu sein, damit du dir nicht noch einmal den Hals brichst«, sagte Winslow scharf. »Bist du bereit, Jack?«
Er legte beide Hände um sein geschientes Bein, um es ein wenig zu bewegen, aber nichts vermochte den Schmerz darin zu lindern. »Ja, und ich bin genauso aufgeregt wie beim ersten Mal, als ich den Kanal überquerte und ein fremdes Land betrat.«
»Ich kann Euch nicht die exotischen Freuden Frankreichs oder der Niederlande versprechen«, warf Miss Barton ein, »doch hier spricht zumindest jeder Englisch. Mr. Winslow, achtet bitte auf die Türschwelle zwischen dem Schlafzimmer und dem Gang. Und Ihr dürft nur langsam von Raum zu Raum gehen, damit Euer Passagier nicht durchgerüttelt wird.«
Lucas verlangsamte den Schritt, aber nicht schnell genug, um einen schmerzhaften Stoß zu verhindern. »Tut mir leid, Jack«, entschuldigte er sich. »Ich wusste nicht, dass es eine Kunst ist, einen Rollstuhl zu bewegen.«
»Das Reich der Kranken ist ein völlig anderes als das der Gesunden«, sinnierte Miss Barton. »Eins, das die meisten von uns früher oder später kennenlernen. Wendet Euch am Ende des Gangs nach links, Mr. Winslow. Dort können wir die Rundfahrt durch das Erdgeschoss beginnen.«
Während Lucas ihn schob, betrachtete Jack, voller Freude über den Szenenwechsel, interessiert seine Umgebung. Es war ein sehr gepflegtes herrschaftliches Haus, das geschmackvoll eingerichtet war mit einer Mischung aus eleganten neuen Möbeln und wertvollen alten Stücken, die sich offensichtlich schon seit Generationen im Familienbesitz befanden. Nichts wies darauf hin, dass Barton Grange das Zuhause gottloser und unzivilisierter Magier war.
Aber was hatte er erwartet - dass getrocknete Fledermäuse und Molche von der Decke hingen? Vielleicht ja. Es war komisch, diese friedliche Oase mit der beklemmenden Düsternis von Zauberei in Einklang zu bringen.
Als sie durch den kleinen Salon rollten, erkannte er, dass er seine tief verwurzelte Abneigung gegen Magie in den Griff bekommen musste. Aus Feigheit und Angst vor dem Tod hatte er lieber magische Hilfe angenommen, statt in Übereinstimmung mit seinen Prinzipien zu sterben. Was bedeutete, dass er jetzt eine Magierin als seine Ehefrau und ihre ebenfalls Magie betreibende Familie akzeptieren musste.
An nichts dergleichen hatte er gedacht, als er Abigail Barton die Erlaubnis gegeben hatte, sein wertloses Leben zu retten. Im Angesicht des Todes neigte man dazu, einen weitaus großzügigeren Standpunkt einzunehmen.
Das nächste Zimmer, eine geräumige Bibliothek, offenbarte viele Bücher, von denen eine große Anzahl wissenschaftliche Abhandlungen über Magie waren, aber immer noch keine getrockneten Fledermäuse. Jack nahm sich im Stillen vor, die Bibliothek zu einem späteren Zeitpunkt aufzusuchen, um sich genauer umsehen zu können.
Lucas schob den Rollstuhl zum großen Salon, und da er nicht richtig einschätzte, wie weit Jacks geschientes Bein vorstand, stieß er ihm den Fuß am Türrahmen an. Jack schnappte vor Schmerz nach Luft und umklammerte die Armlehnen des Stuhls.
Lucas fluchte. »Das tut mir so leid, Jack! Was für ein ungeschickter Kerl ich bin.«
»Es ist wirklich eine Kunst, einen Rollstuhl zu schieben«, bemerkte Miss Barton, während sie sanft ihre
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