Im Zauberbann der Liebe: Roman (German Edition)
haben wir an einer kleinen Hintertür eine Rampe anbringen lassen, damit er ins Freie fahren konnte. Er hasste es, ans Haus gefesselt zu sein«, sagte Miss Barton nachdenklich. »Die Wege wurden aus dem gleichen Grund so glatt wie möglich eingeebnet. Aber es wird trotzdem ein recht unbequemer Ausflug sein.«
»Das ist mir egal. Ich verspreche, dass ich mich nicht beklagen werde.« Und er würde auch sein Bestes tun, nicht vor Schmerz nach Luft zu ringen, da das seine Freunde höchst beunruhigend fanden.
Miss Barton sah ihm prüfend ins Gesicht. »Na schön. Ich nehme an, dass es sowohl Euch als auch Dancer guttun wird, einander wiederzusehen.«
Das entlockte ihm ein Lächeln. »Ihr seid eine praktisch veranlagte Frau.«
»Praktische Veranlagung - das Trostpflaster der alten Jungfer für ihre Reizlosigkeit«, murmelte sie so leise, dass er den Eindruck hatte, sie wolle von niemandem gehört werden.
Sie hielt sich für reizlos? Die Bemerkung ließ sie verletzlicher erscheinen, als er gedacht hätte. Obwohl sie keine klassische Schönheit war und auch nicht sein Typ, würde er sie aber auch nicht reizlos nennen, nicht mit diesem sinnlichen, verführerischen Körper. Er betrachtete ihre wohlgerundete Figur und fragte sich, wie er auf sie reagieren würde, wenn er voll und ganz bei Kräften wäre. Selbst in seinem derzeitigen geschwächten Zustand war er sich ihrer verwirrend stark bewusst. Sie hatte diese Art von aufreizender Sinnlichkeit, die einen Mann um die Beherrschung bringen konnte. Was für ein beunruhigender Gedanke ...
Während ihm diese und ähnliche Dinge durch den Kopf gingen, folgte seine Entourage ihm zu dem mit der Rampe versehenen Ausgang. Miss Barton drehte den Rollstuhl nun um, sodass Jack mit dem Rücken zu der Tür saß. »Ihn rückwärts hinabzufahren, ist das Sicherste«, erklärte sie. »Ich werde einen der Herren bitten, das zu übernehmen. Ich weiß nicht, ob ich stark genug bin, um den Rollstuhl auf der Rampe abzubremsen.«
»Wenn Ihr erlaubt ...«, sagte Morris, und Jack dachte, dass sein Kammerdiener wahrscheinlich größeres Geschick beweisen würde als die Aristokraten. Morris war nicht nur ein guter Diener, sondern auch ein großer, starker Bursche. Jack hatte ihn einmal beschuldigt, die Stellung bei ihm nur angenommen zu haben, weil seine abgelegte Kleidung Morris so gut passte. Der Kammerdiener hatte dazu nur gelächelt und den Vorwurf nicht zurückgewiesen.
Wie Miss Barton schon gesagt hatte, war der Ausflug kein bequemer, sondern begann mit der instinktiven Panik, dass er hintüberfallen könnte, als der Stuhl die Rampe hinunterrollte. In Blickrichtung hinabzufahren, wäre vielleicht weniger beängstigend gewesen, aber dann hätte die sehr reale Möglichkeit bestanden, nach vorne aus dem Stuhl zu fallen. Es war eine enorme Erleichterung, nach der Rampe wieder ebenen Boden zu erreichen.
Der Weg zum Stall war auch viel holpriger als ein Holzboden, und der Kies, mit dem der Weg bedeckt war, wurde nicht besser durch die Pfützen von dem letzten Regen. Doch all das spielte keine Rolle. Auch nicht der schmerzliche Ruck, als der Rollstuhl über eine hohe Schwelle gehoben werden musste, um in die Stallungen hineinzukommen.
Das Einzige, was zählte, war Dancers vertrautes Wiehern, als Jack sich ihm näherte. Morris schob den Rollstuhl an die Box heran, und sofort streckte der Hengst seinen Kopf heraus und stieß Jack mit solch freudiger Begeisterung gegen die Brust, dass der Stuhl ein Stück zurückrollte. Morris hielt ihn an und schob ihn wieder näher.
Es war nicht leicht in sitzender Haltung, aber Jack schaffte es trotzdem, einen Arm um das Pferd zu legen und es mit der anderen Hand zwischen den Ohren zu kraulen. Den Tränen nahe, verbarg er sein Gesicht an dem glänzenden Fell des Tieres. Was sagte es über ihn aus, dass er mehr echte Trauer über Dancers vermeintlichen Tod empfunden hatte, als über den seines Vaters? Aber natürlich war
Dancer ja auch eine viel bessere Gesellschaft. »Ich habe nicht mal ein Stückchen Zucker für dich, alter Junge.«
»Hier ist ein bisschen.« Ashby zog mehrere Stücke aus der Jackentasche. »Mein Pferd kann sich mit weniger begnügen.«
»Danke.« Jack reichte Dancer nacheinander die Zuckerstückchen, die der Hengst genüsslich schmatzend knabberte und fraß.
Jack lächelte und spürte zum ersten Mal seit dem Unfall wieder etwas wie Normalität. Er und sein Pferd hatten beide gebrochene Beine, aber eines Tages würden sie wieder zusammen
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