Im Zauberbann der Liebe: Roman (German Edition)
ihn hierhergeführt und sich sehr viel Zeit dazu gelassen.«
»Noch etwas, das ich den Bartons schulde.« Jack kraulte Dancer ein letztes Mal zwischen den Ohren. »Na schön, dann sattle Wesley. Er ist eine bessere Wahl, um mich wieder an den Sattel zu gewöhnen.«
»Mylord! Ihr habt doch wohl nicht vor zu reiten!«, sagte Morris entsetzt. »Von der Gefahr für Euch selbst einmal abgesehen, wie wollt Ihr mit einem gebrochenen Bein ein Pferd beherrschen?«
»Ich habe nichts an meinem rechten Knie und Oberschenkel, also müsste ich doch wohl mit einem gutmütigen alten Burschen wie Wesley zurechtkommen können.«
Morris setzte eine sture Miene auf und schien zu überlegen, wie weit er gehen konnte. »Lady Frayne wird das nicht gutheißen.«
»Sehr wahrscheinlich nicht.« Jack schlug einen Befehlston an. »Ich schätze deine Sorge, Morris, aber ich werde reiten. Wirst du also Wesley satteln, oder muss ich es selber tun?«
Wäre Morris ein Pferd gewesen, hätte er jetzt die Ohren ärgerlich zurückgelegt. Bevor er etwas erwidern konnte, erklang Ransoms vertraute Stimme: »Keine Sorge, Morris. Ich sattle das Pferd und begleite Frayne auf seinem Ausritt, damit du nicht seinen Tod auf dem Gewissen hast.«
Jack lachte, als sein Freund auf den Stall zuschlenderte. »Du kannst es wohl kaum erwarten, dass ich mir wieder das Genick breche.«
»Ich will Dancer haben«, beschied ihn Ransom. »Morris, wirst du bezeugen, dass Frayne gesagt hat, ich könnte das Pferd haben, falls er sich beim Reiten umbringt?«
»Glaubst du, ich würde einem tollpatschigen Sonntagsreiter wie dir meinen Dancer überlassen?«, höhnte Jack. »Er geht an Ashby.«
»Was für ein grausamer Mensch du bist, Jack.« Ransom sattelte Wesley, einen ruhigen Kastanienbraunen mit weißen Strümpfen. Obwohl das Pferd allmählich in die Jahre kam, war Wesley noch immer eins von Jacks Lieblingsreittieren. »Wenn ich durch dein Ableben schon nichts zu gewinnen habe - bist du dir wirklich sicher, dass du das hier tun willst?« Obwohl Ransom um einen leichten Ton bemüht war, stand ein besorgter Blick in seinen Augen, als er das Pferd aus dem Stall führte.
»Ganz sicher.« Jack folgte auf seinen Krücken und fragte sich, warum er ein solch dringendes Bedürfnis hatte, schon so bald wieder zu reiten.
Aber der Grund wurde ihm klar, als er an Wesleys Seite trat. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er Angst, ein Pferd zu besteigen. Der bloße Gedanke brachte ihn zum Schwitzen, als er an seinen katastrophalen Unfall zurückdachte. An seinen hilflosen, unkontrollierten Sturz. An das Knirschen seiner Knochen, die Qual, gefolgt von dem Verlust jeglichen Gefühls im Körper ...
Was bedeutete, je eher er wieder im Sattel saß, desto besser, denn vor dem Reiten Angst zu haben, wäre auch eine Form des Verkrüppeltseins. Er wappnete sich innerlich und ließ mit ausdrucksloser Miene die linke Krücke hinter sich fallen, um aufzusitzen. Vorsichtig stellte er den linken Fuß in den Steigbügel, während fast sein gesamtes Gewicht auf der rechten Krücke ruhte. Verdammt, war das schwierig mit der wenigen Kraft, die ihm geblieben war! Aber da Morris Wesley hielt, konnte Jack sich wie ein unbeholfener Anfänger in den Sattel ziehen. Ransom stellte ihm seinen rechten Fuß in den Steigbügel.
Während Dancer Eifer und Temperament ausstrahlte, war Wesley ganz ruhig. Jack hatte das merkwürdige, aber beruhigende Gefühl, dass der Kastanienbraune die Furcht seines Herrn spürte und auf ihn achtgeben würde.
»Seid Ihr bereit, Mylord?«, fragte Morris.
Als Jack nickte, ließ der Kammerdiener die Zügel los. Jacks Bein schmerzte - sehr sogar -, doch mit mithilfe seiner Knie und seines Gewichtes konnte er das Pferd aus dem Hof und auf einen Reitweg zwischen zwei Feldern lenken. Seine Anspannung ließ allmählich nach, als die Erinnerungen an sein lebenslanges Reiten das Entsetzen über seinen fatalen Unfall auszulöschen begannen.
Er trieb Wesley zu einem flotten Trab an. Der Wind war scharf, aber als Jack sich mehr und mehr entspannte, begann er, die Freiheit zu genießen, die er auf einem Pferderücken stets empfunden hatte. Wesley war zwar nicht so schnell wie Dancer, doch seine Gangart war sehr ausgeglichen und geschmeidig.
Eine Pferdelänge hinter ihm rief Ransom: »Du siehst aus, als könntest du schon wieder jagen gehen.«
Jack lachte. »Noch nicht, und wenn ich es tue, werde ich bestimmt nicht mehr so ein waghalsiger Reiter sein wie früher.«
»Freut mich zu
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