Im Zauberbann der Liebe: Roman (German Edition)
wie man sich am Morgen nach der Hochzeit verhielt. Sollte sie leise aufstehen und sich in ihr Zimmer zurückziehen, um sich zu waschen und anzuziehen? Ihn wach küssen? Oder einfach wieder einschlafen?
Bevor sie sich entschließen konnte, schlug Jack die Augen auf, deren Braun im Morgenlicht fast golden war. »Guten Morgen, meine Liebe«, sagte er und küsste sie auf ihre Nasenspitze. »Die Ehe bekommt mir. Ich bin voller Energie heute Morgen.«
Das wunderte sie nicht - schließlich verfügte er neben seiner eigenen Energie auch noch über einen guten Teil der ihren. Aber es machte ihr nichts aus, ihm etwas davon abzugeben, schon gar nicht, wenn sie diesen liebevollen Blick in seinen Augen sah. Bisher bereute er diese Heirat also nicht. Sie strich mit der Hand über seinen kräftigen Arm, erfreut, dass sie Jack berühren durfte, wann immer sie es wollte. »Ist es Zeit, aufzustehen und uns zum Frühstück anzuziehen? Oder sollen wir uns einfach umdrehen und weiterschlafen, da es noch so früh am Morgen ist?«
»Wir sind in den Flitterwochen, meine Liebe, da kann das Aufstehen ruhig noch warten.« Er lachte, und Abby konnte die angenehme Vibration spüren, die sich von seinem Brustkorb auf sie übertrug. »Ich bin fast mein Leben lang bei Tagesanbruch aufgestanden, zuerst als Student und später als Soldat, aber ich habe nie gelernt, mich damit abzufinden. Und das sogar ohne eine warme, verführerische Frau in meinem Bett.«
Sie errötete, zufrieden mit sich selbst und ihm, der Ehe und der Welt. »Dann lass uns liegen bleiben.«
Als seine Hand zu ihrer Brust glitt, seufzte sie vor Behagen. Wie konnte man sich nur so schnell an körperliche Intimität gewöhnen?
Nachdem sie spät und glücklich aufgestanden waren, kleideten Abby und ihr Mann sich in getrennten Zimmern an, gingen dann aber zusammen hinunter. Jack bewies, dass er die Treppe auch auf seiner Kehrseite hinabrutschen konnte.
Der Morgen war grau, und leichter Schnee war in der Nacht gefallen, aber das Esszimmer war warm und einladend. Das Frühstück war so gut, dass Abby sich fragte, ob der Herzog ihnen seinen eigenen Koch für die Flitterwochen überlassen hatte.
Nach dem Essen erkundigte sich Jack: »Wie sehen deine Pläne für das Haus aus?«
»Ich habe kaum Zeit gehabt, darüber nachzudenken.« Abbys Blick ging durch das Esszimmer, das trotz des wohltuenden Feuers trist und ungemütlich war. »Freundlichere Stoffe, Farben und Tapeten würden hier einen großen Unterschied machen. Viele der Möbelstücke sind nicht schlecht, aber sie müssen restauriert und neu gepolstert werden. Weißt du, ob auf dem Dachboden vielleicht noch ein paar interessante Stücke stehen?«
Jack grinste sie an. »Ich habe keine Ahnung. Sollen wir uns mal dort oben umsehen?«
»Vielleicht, wenn du die Krücken nicht mehr brauchst«, erwiderte sie bei dem Gedanken, wie steil die meisten Dachbodentreppen waren. »Heute werde ich damit beginnen, mir die unteren Etagen anzuschauen. Bisher habe ich nur ein paar der Räume zu Gesicht bekommen.«
Ein Diener betrat das Speisezimmer. »Lady Frayne, ein junger Mensch ist hier, um Euch zu sehen. Er sagt, es sei dringend.«
Bevor Abby erwidern konnte, sie werde ihn empfangen, kam der »junge Mensch« schon hinter dem Diener herein. Abby sah, dass es Jimmy Hinton, der Sohn eines Bauern aus der Nähe von Barton Grange, war. »Miss Abby, tut mir leid, Euch stören zu müssen, wo Ihr doch gerade erst verheiratet seid, aber meinem Pa geht's richtig schlecht. Könnt Ihr gleich kommen, um nach ihm zu sehen?«
Jimmys Vater war von der unerschütterlichen, robusten Sorte, wenn es ihm also »richtig schlecht« ging, musste sein Zustand sehr bedenklich sein. Abby erhob sich, froh, dass sie ihr Frühstück schon beendet hatte, und enttäuscht, nicht bei Jack bleiben zu können. »Ich komme sofort. Jack, können wir deine Kutsche zu den Hintons nehmen?«
»Selbstverständlich. Es ist auch deine Kutsche.« Er sah jedoch nicht gerade erfreut aus, als er den Diener anwies, die Kutsche vorfahren zu lassen.
Abby fragte sich, wie lange es dauern würde, bis sie sich als Lady Frayne und Herrin von Jacks Haus betrachtete. »Wir haben keinen Ehevertrag aufsetzen lassen«, dachte sie laut. »Das habe ich total vergessen.«
»Ich auch.« Auf die Stuhllehne gestützt, zog Jack sich auf die Beine. »Unseren Nachkommen zuliebe hätten wir das vielleicht besser tun sollen.«
Abby errötete. »Tut mir leid, dass ich dich allein lassen muss, aber ich
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