Im Zauberbann der Liebe: Roman (German Edition)
werde höchstens ein paar Stunden fort sein.«
»So wird es immer sein, nicht wahr?«, fragte er mit ernster Miene. »Immer wieder Notfälle, die du nicht ignorieren kannst.«
Sie erwiderte seinen Blick ruhig. »Ich fürchte, ja. Ich habe eine Gabe, die die Verpflichtung mit sich bringt, anderen zu helfen.«
»Da ich selbst von deiner Gabe profitiert habe, sollte ich mich nicht beklagen. Aber ich wünschte, du müsstest nicht gleich los.« Er nahm die Krücken, die am Tisch lehnten, und ging darum herum, um Abby einen Abschiedskuss zu geben. »Bis später, meine Liebe.«
Froh, dass Jack akzeptierte, dass sie ihren Patienten sehen musste, verließ sie mit Jimmy Hinton das Esszimmer. Ihrem Mann würde es sogar noch weniger gefallen, wenn sie mitten in der Nacht gerufen wurde, aber zumindest nahm er grundsätzlich in Kauf, dass sie noch andere Verpflichtungen als ihren Haushalt hatte.
Sie ging noch schneller. Je eher sie Mr. Hinton half, desto früher konnte sie zu Jack zurückkehren. Und sie war froh darüber, dass er sie nur ungern gehen sah.
Jack trank noch eine weitere Tasse Tee. Er hasste es, dass Abby fort war, aber da es nun einmal so war, würde er ihre Abwesenheit nutzen, um sich einem kleinen Test zu unterziehen. Er klingelte nach Morris und ließ sich Hut und Mantel bringen. Das Wetter war feucht und höllisch kalt, und er wollte draußen nicht erfrieren.
Als Morris ihm in den Mantel half, fragte er: »Soll ich Eure Lordschaft auf Eurem Spaziergang begleiten?«
Jack lachte. »Wie förmlich, Morris! Du denkst, ich würde mich in Schwierigkeiten bringen, nicht? Vielleicht sollte ich dich hierlassen.«
»Mylady würde es sicher vorziehen, dass ich Euch begleite«, erwiderte der Kammerdiener steif.
»Großer Gott, verschwört ihr zwei euch jetzt schon gegen mich?« Jack nahm seine Krücken und humpelte zur Tür. Abby hatte recht, es war wirklich weniger schmerzhaft, sein Gewicht auf die Querstreben zu verlagern. »Wann hattet ihr überhaupt die Zeit, Euch gegen mich zu verschwören? Sie ist doch erst seit gestern hier.«
»Lady Frayne und ich haben darüber nicht gesprochen«, erwiderte Morris kühl. »Aber ich nehme an, sie wünscht, dass ich für Euer Wohlergehen Sorge trage.«
»Mit anderen Worten, man hat dir gerade einen weiteren Vorwand geliefert, mich wie eine alte Glucke zu bemuttern«, sagte Jack. »Aber na schön, komm mit. Ich möchte Dancer einen Besuch abstatten.«
Morris würdigte dies keiner Antwort. Obwohl er in einem Londoner Slum aufgewachsen war, konnte er ein hochmütiges Verhalten an den Tag legen, das eher zu einem Herzog gepasst hätte.
Jack schaffte es, die Außentreppe ohne Schwierigkeiten hinter sich zu bringen. Diesmal benutzte er die Krücken, um sich aufrecht hinunterzubewegen, statt auf seiner Kehrseite, was auch äußerst unbequem gewesen wäre auf dem kalten Stein. Aber er war froh, dass Morris aufmerksam am Fuß der Treppe stand, um auf ihn achtzugeben.
Wegen des kalten Windes war er auch froh, dass es kein sehr weiter Weg war zu den Stallungen. Sowie er eintrat, streckte Dancer den Kopf aus seiner Box heraus und wieherte erfreut. Jack lehnte die Krücken an die Wand, um das Pferd umarmen zu können. »Wie geht es dir, mein Junge? Sehnst du dich nach einem ordentlichen Galopp da draußen?«
Er war schon immer so gut mit Pferden zurechtgekommen, dass man ihm unterstellt hatte, ihre Gedanken lesen zu können. Und auch wenn er diese Behauptungen immer lachend zurückgewiesen hatte, besaß er doch ein ungewöhnlich gutes Händchen für die Arbeit mit den Tieren. Dancer schien richtiggehend außer sich zu sein vor Freude, ihn zu sehen. »Du hast wohl auch das Schlimmste befürchtet, alter Junge«, murmelte Jack. »Fast hätte ich uns beide umgebracht. Wir haben unser Leben beide einer talentierten Dame zu verdanken, also sei nett zu ihr und behandele sie mit Respekt.«
Er hatte das komische Gefühl, dass das Pferd verstand und versprach, Abby genauso zu gehorchen wie ihm selbst. Oder vielleicht hatte Dancer sowieso schon eine Beziehung zu ihr, weil auch er der Nutznießer einer ihrer heilenden Zirkel gewesen war. Als Jack die Lederschelle um sein Bein sah, sagte er zu Morris: »Ich nehme an, er ist noch nicht so weit, dass er geritten werden kann.«
»Dancers Bein heilt gut, aber es wird noch eine Weile dauern, bis er wieder ganz der Alte ist«, meinte Morris. »Der Weg von Barton Grange hierher scheint ihm nichts ausgemacht zu haben. Der Stallmeister der Bartons hat
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