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Im Zeichen der Angst Roman

Titel: Im Zeichen der Angst Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Bechtheim
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meine Mutter die monatlichen 1500 Euro erhalten hatte, die sie Madeleine dann aushändigte. Es schien jedoch nichts über Plotzers falsche Identität zu geben - und das machte mich stutzig.
    »Das war ihre Rache?« Ich lachte leise vor mich hin.
    Einerseits erleichterte es mich, dass meine Mutter nicht mehr unternommen hatte, als die Alimente einzuklagen. Sie hätten ihrer Tochter zugestanden, wenn sie sie nicht zur Adoption freigegeben hätte. Hatte sie es so betrachtet, war es ein merkwürdiger Gedankengang, doch er war mir lieber als viele andere Optionen, die es auch gegeben hatte.
    Ich sprang auf. David wollte mich aufhalten, doch ich rannte aus dem Zimmer und die Treppe hinab.
    »Sie!«, rief ich und riss die Tür zur Bibliothek auf. »Sie haben sie doch anerkannt.«
    Peter Plotzers Kopf fuhr von dem Buch hoch, in dem er gelesen hatte.
    »Ich habe sicherlich nicht immer alle Regeln befolgt«, erwiderte er statt einer Antwort. »Doch ich habe Ihre Mutter nicht vergewaltigt.«
    »Natürlich haben Sie das. Weshalb hätte sie es sonst meinem Vater erzählen sollen?«
    »Nein«, sagte er. »Niemals habe ich Ihre Mutter ohne ihre Einwilligung angerührt.«
    »Sie wollen mir allen Ernstes einreden, sie hätte freiwillig vor den Augen ihrer besten Freundin mit Ihnen geschlafen?«

    »Hat Rena das erzählt?«, fragte Peter Plotzer.
    »Sie haben eine Pistole auf Rena gerichtet und gedroht, sie umzubringen, wenn meine Mutter nicht mit Ihnen schläft.«
    »Das stimmt nicht. Woher hätte ich eine Pistole haben sollen?«
    »Sie gehörten zur Besatzungsmacht. Sie waren mit den Russen einmarschiert.«
    »Ja und? Ich war trotzdem nur ein Ziviler im Dienst der Russen. Die ließen uns doch nicht mit Waffen rumlaufen.« Sein Kopf mochte unkontrolliert wackeln, doch die Augen blickten so klar, als beobachtete er noch immer ein Experiment.
    »Ihre Mutter war nicht diejenige, für die sie alle hielten«, sagte er mit dieser leisen, doch bestimmten Stimme, als ich nichts erwiderte. »Als sie jung war, war sie ein ziemlicher Feger.«
    Ich hatte das fast wörtlich bereits von Rena gehört. Doch was hieß das schon? Meine Mutter war kein Flittchen.
    »Ich verbiete Ihnen, so von meiner Mutter zu reden«, erwiderte ich scharf.
    »Die Wahrheit ist nie einfach«, sagte Peter Plotzer. »Ihre Mutter war hübsch, sehr hübsch sogar. Sie wusste sich zu kleiden. Dann dieser Charme und ihr Lachen. Es war ein so tiefes Lachen. Es schien immer geradewegs aus ihrem Bauch zu kommen.«
    »Na und?«
    »Sie konnte jeden haben. Manch anderem Mädchen hat das nicht gepasst.«
    »Rena zum Beispiel«, sagte ich.
    »Ja«, sagte er. »Sie lief mir hinterher. Sie hing an mir wie eine Klette. Ihre Mutter und ich, wir waren mal verliebt ineinander, und wir wurden sie einfach nicht los. An diesem bewussten Abend, nun ja, ich war vielleicht ein bisschen angetrunken und übermütig. Vielleicht hab ich im Spaß erklärt, ich würde Ihre Mutter vergewaltigen, um Rena einen Schreck einzujagen. Das weiß ich alles nicht mehr. Doch Ihre Mutter vergewaltigen!
Meine Güte, das brauchte ich nicht, und ich hatte es auch nicht nötig. Ihre Mutter wollte mich. Das ist die Wahrheit. Was weiß ich, was Rena sich wieder ausgedacht hat, um mich in den Dreck zu ziehen. Sie war schon immer rachsüchtig.«
    Ich dachte an Rena und dass auch sie zuerst versucht hatte zu sagen, dass meine Mutter nicht vergewaltigt worden war. Vielleicht hatte ihr diese Version im ersten Moment besser gepasst. Doch sie stimmte nicht. Meine Mutter mochte vieles gewesen sein oder auch nicht, doch eines würde sie nie tun: Sie würde mich in ihrem Abschiedsbrief nicht belügen. Sie würde niemals schreiben, sie wäre vergewaltigt worden, wenn es nicht genau so geschehen wäre.
    Dennoch war ich verunsichert: Es war alles zu verworren, und ich war unendlich erschöpft.
    »Sie haben Johann Paulsen bezichtigt, ein Spion zu sein«, wechselte ich das Thema. Ich wollte vermeiden, dass das Gespräch in eine Sackgasse geriet, und ich wollte zu gern wissen, welche Version er mir auftischen würde.
    »In meinen Augen war er das auch.«
    »Bevor oder nachdem er sich mit meiner Mutter verlobt hatte?«
    »Ich wollte sie schützen. Paulsen war ein Verräter. Er kollaborierte mit den Engländern. Sie hätten ihn auch ohne mich geholt. Es war zu gefährlich für Ihre Mutter, mit ihm zusammen zu sein. Früher oder später hätte man sie verdächtigt, von seiner Spionage gewusst zu haben.«
    »Und damit konnten Sie dann

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