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Im Zeichen der Angst Roman

Titel: Im Zeichen der Angst Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Bechtheim
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Eigentümer seine Bilder behalten kann.«
    »Und Sie auch eines bekommen.«
    Plotzer zuckte mit den Schultern. »Ja, und? Auch das war eine geschäftliche Vereinbarung, und es erspart dem Staat heute viele tausend Euro in einem Rechtsstreit, den die rechtmäßigen Eigentümer anstrengen würden, wenn die DDR die Bilder konfisziert hätte. Was also wollen Sie von mir? Wir haben alle Dummheiten gemacht, als wir jung waren. Ihr Vater war in Sibirien. Was kann ich dafür? Hätte er belegen können, dass er nicht zu den Werwölfen gehört, hätten sie ihn da nicht hingeschickt. Und meine Güte! Ihre Mutter war schwanger von mir und ging nach Berlin. Ja, und? Ist sie eine Ausnahme? Dass sie schwanger war, hat sie mir ja erst gesagt, als sie wieder zurückkam. Ich hätte sie geheiratet, ob Sie es nun glauben oder nicht. Doch als sie zurückkam, da hatte sie das Kind zur Adoption freigegeben - und sie ist auch da nicht die Einzige.«
    »Waren Sie mit meiner Mutter zusammen, als sie zurückkam?«
    Er sah mich an. »Was spielt denn das für eine Rolle?«
    »Ich frage nur. Schließlich haben Sie eine Menge unternommen, um die Konkurrenz auszuschalten.«
    Er lachte leise auf. »Wir trafen uns manchmal. Aber zusammen waren wir da nicht mehr. Hat Ihnen das Rena erzählt?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Na, immerhin hat sie da die Wahrheit gesagt.«
    Ich klärte ihn nicht darüber auf, dass ich Rena nicht danach gefragt hatte.

    »So«, sagte er. »Nachdem wir das alles geklärt haben, erlauben Sie mir die Frage, was das alles mit der Entführung Ihrer Tochter und dem Mord an Ihrer Mutter zu tun hat.«
    »Ich weiß es nicht«, sagte ich, und das war die Wahrheit.

34
    »Es tut mir leid«, sagte David, als wir wieder oben im Esszimmer waren. »Du musst mir glauben, dass ich es bis heute Morgen nicht gewusst habe.«
    »Ich weiß«, sagte ich. In Wahrheit wusste ich es nicht. »Wusstest du, dass dein Vater uns verfolgen ließ?«
    »Nein«, sagte er. »Ich hab es erst durch Groß erfahren, und ich hab auch noch nicht mit ihm darüber gesprochen.«
    Ich war verunsichert, ob ich das glauben konnte oder wollte. Doch ich wollte keinen Streit mehr. Ich war einfach nur ausgelaugt und fertig.
    »Komm her«, sagte David und öffnete die Arme.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Mein Vater kann ein ziemlicher Scheißkerl sein«, fuhr er fort. »Aber …«
    »Ich weiß nicht, wer dein Vater ist«, unterbrach ich ihn, und auch das war die Wahrheit. »Ich möchte allein sein.« Das war nicht die Wahrheit. Ich wollte nicht allein sein. Doch ich wollte nicht hier sein, nicht in diesem Haus mit seinem Vater und nicht bei David, von dem ich immer weniger wusste, wer er war oder auf welcher Seite er stand - und wie viele Seiten es in dieser Geschichte überhaupt gab.
    »Gib mir die Tasche mit dem Laptop«, sagte ich.
    Er ging zum Esstisch und reichte sie mir. Ich nahm meine Handtasche. »Ich muss gehen.«
    David nickte. »Du kannst wieder in deine Wohnung. Wir haben sie hergerichtet.«

    »Nein«, sagte ich. »Ich werde dort nur an Josey denken und mich im Kreis drehen.«
    »Wohin willst du dann?«
    Ich zuckte mit den Achseln. »Ich melde mich, wenn ich mich dazu in der Lage fühle. Ich muss nachdenken, und das kann ich nur allein.«
    »Lass dich zumindest von mir oder Hazel fahren. Die Straßen sind eine Katastrophe. Der Räumdienst kommt nicht nach, und es schneit immer noch.«
    »Nein«, sagte ich bestimmt und wehrte seine Hände ab, die erneut nach mir griffen. »Weshalb glaubt ihr, dass ein Nein ein Ja ist?«, fuhr ich ihn an. »Wieso nur glauben Männer das immer?«
    Er zuckte zurück und ließ mich los. »Ich bin nicht mein Vater.«
    Ich hatte dazu nichts zu sagen und wandte mich zum Gehen.
    Ich hörte seine Schritte hinter mir. An der Tür hatte er mich eingeholt.
    »Clara«, sagte er, und ich spürte seine Hand auf meiner Schulter warm und fest.
    »Geh bitte nicht«, sagte er. »Nicht so. Nicht so allein.«
    Seine andere Hand lag begütigend auf meiner Taille.
    Ich spürte, wie ich erstarrte und drehte mich um. »Lass dir von mir helfen«, sagte er weich. »Lauf doch nicht jedes Mal davon.«
    »Ich laufe nicht davon«, sagte ich. »Ich weiß auch gar nicht, wovor. Ich muss nur schlafen, sonst überstehe ich den Tag morgen nicht. Ich bin so erschöpft, dass ich nicht mehr richtig denken kann.«
    Er zog mich ein wenig näher, so dass unsere Hüften einander berührten. Ich konnte nichts tun, nur da stehen, in der einen Hand den Laptop, in der anderen

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