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Im Zeichen der Angst Roman

Titel: Im Zeichen der Angst Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Bechtheim
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sicher. Doch als ich drei Monate später endlich aus dem Gefängnis entlassen wurde und zurück in unsere Wohnung kam, wusste ich, dass ich die Chance auf ein zweites Leben erhalten hatte. Ich wusste auch, dass ich diese Chance nutzen würde, um endlich wieder glücklich zu sein. Und ich war glücklich. Glücklich mit Kai und unserer zweiten Tochter, die meiner ersten aufs Haar glich.
    Das Glück hielt ein Jahr. Dann begannen die Streite und die gegenseitigen Vorwürfe - und als Kai und ich uns alles gesagt hatten, begann sich unser gemeinsames Leben mit Schweigen zu füllen, das nur unterbrochen wurde, wenn es um Josey ging. Schließlich verließ Kai mich und unsere Tochter, als sie achtzehn Monate alt war.
     
    Als Josey an die Reihe kam, legte sie mir den Euro hin, den die Milch kostete.
    »Einmal Erdbeere«, sagte sie, kicherte und flüsterte ihrer besten Schulfreundin Melissa etwas ins Ohr.
    Melissa quietschte auf und wurde rot, als sie bemerkte, dass alle Augen auf sie gerichtet waren. Vor allem die Augen von Sven, der hinter Melissa stand und eigentlich Joseys neuer Schwarm war. Josey schwärmte alle drei Wochen von einem anderen Jungen aus der Schule. Vor Sven war es Duncan, und davor war es Michael, der Sohn des Schuldirektors. Doch immer, wenn sich die Jungs ihr dann endlich zuwandten, fand sie sie blöd und überließ sie nur zu gern ihrer Freundin Melissa.
    Die Zeit für Sven schien jedoch noch nicht reif zu sein. Obwohl Josey erst sechs Jahre alt war, schaute sie zunächst verwirrt
drein, als Melissa rot wurde und sie erkannte, dass Sven der Grund dafür war. Und dann tat sie etwas, das ich ihr niemals zugetraut hätte. Sie zog Melissa an den Haaren und schlug ihr die kleine Kinderfaust auf den Brustkorb. Melissa schwankte, verlor das Gleichgewicht, fiel nach hinten, direkt auf Sven und riss den überraschten Jungen mit sich auf den Fußboden.
    Ich rannte hinter dem Tresen hervor und nahm die schreiende Melissa auf den Arm, während Patrizia, Melissas Mutter, schimpfend dem Jungen auf half. Meine Tochter verzog sich mit ihrer Erdbeermilch in eine Ecke, und ich fragte mich halb belustigt, halb besorgt, ob sie wohl die nächsten zwölf Schuljahre damit verbringen würde, ihre Angebeteten mit körperlicher Gewalt gegen die Interessen anderer Mädchen zu schützen und woher sie das wohl hatte.
    Ich drohte Josey hinter Melissas Rücken mit dem Finger, und sie drehte sich beleidigt weg. Ich tätschelte leicht Melissas Rücken und flüsterte ihr ins Ohr, dass alles gut sei, sie keine Angst zu haben brauche und Josey sich bei ihr entschuldigen werde.
    Melissa schniefte und nickte.
    Als Melissa und Josey sich am ersten Schultag miteinander anfreundeten, war das für mich ein Glücksfall. Ich arbeitete tagsüber als Reporterin für eine Tageszeitung und hatte ein Aupair-Mädchen aus Dänemark engagiert, das Josephine mittags von der Schule abholte. Das Arrangement hielt drei Wochen. Dann wurde das Heimweh der Neunzehnjährigen so groß, dass sie von einem Tag auf den nächsten zurück in ihre Heimat reiste. Patrizia erk lärte kurzerhand, das alles sei kein Problem. Die Mädchen könnten mittags gemeinsam aus der Schule in ihr Haus kommen, wo Lena, die Köchin, den beiden das Mittagessen servierte. Patrizia war froh, dass Melissa nicht allein war und nachmittags bei den Schularbeiten Gesellschaft hatte. Und ich war froh, weil ich meine Tochter gut behütet und versorgt wusste.
    Ich hatte Melissa noch immer auf dem Arm und wartete,
dass sie sich von dem Schreck erholte, als zwei Männer die Cafeteria betraten und sich suchend umsahen.
    Ich wusste sofort, dass es Polizisten waren. Ich hatte mit zu vielen zu tun gehabt.
    Diese beiden trugen Daunenjacken und Jeans, und ich erkannte sie weniger an ihrer Kleidung als vielmehr an diesem konzentrierten, suchenden Blick, mit dem sie den Raum durchstreiften. Als die Augen des Jüngeren, er mochte um die vierzig sein, auf mich trafen, sagte er etwas zu dem Älteren. Der wandte sich mir zu und musterte mich unter buschigen Augenbrauen, die mich an meinen Vater erinnerten. Fast sofort überkam mich dieses Gefühl, das ich seit meiner Kindheit kannte, wenn mich der strafende Blick meines Vaters traf. Ich hatte zwar nichts angestellt, fühlte mich jedoch schon mal prophylaktisch schuldig.
    Kaum merklich nickte der Ältere in Richtung Tür, ich nickte automatisch zurück. Ich setzte Melissa auf dem Fußboden ab und schob mich an ihr vorbei auf die Männer zu. Sofort fing das

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