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Im Zeichen der blauen Flamme

Titel: Im Zeichen der blauen Flamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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Schnee und stützte sich auf sein Schwert. Ihr Haar, in dem Flocken glitzerten, rahmte das schmale Gesicht ein. Ihre Lippen bebten und ihre Augen sprachen von der ausgestandenen Angst. Als er sich mühsam aufrichtete, sah er Masumi mit blutigem Gesicht neben sich auf den Steinen liegen.
    Â»Was sollen wir nur mit ihr anfangen?«, sagte Hokiji.
    Â»Lass mich mal sehen.« Eisai drängte ihn zur Seite. Er schämte sich seiner Schwäche und sah jetzt eine Möglichkeit, sein Versagen wieder gutzumachen. Sein Vater war Wundarzt gewesen. Er schnitt Masumis Pluderhose auf und legte die Wunde frei. Dann ergriff er das Bein oberhalb und unterhalb der Bruchstelle und mit einer einzigen geschickten Bewegung schob er die Knochenteile wieder zusammen. Masumi stöhnte, doch sie erwachte nicht aus ihrer Ohnmacht. »Besser so!«, knurrte Eisai. Er schnitt ein Stück aus seinem Umhang, riss den Stoff in Fetzen und umwickelte die Wunde, so fest es ging.
    Susanoo richtete sich schwankend an der Felswand auf. Seine Augen wanderten zum Eingang der Erzgrube. Nur wenige Schritte trennten ihn von seinem Ziel, aber er wusste, dass seine Kräfte jetzt nicht ausreichten. Schlag dir das für heute aus dem Kopf, das schaffst du nicht mehr!
    Â»Machen wir uns auf den Weg ins Lager!«, sagte er heiser. »Morgen komme ich zurück und beschaffe mir das Erz, und wenn sich der Schnee bis zum Himmel häuft!«
    Â»Du wirst nicht allein sein.« Kubichis Worte fielen weicher als Schneeflocken auf das Winterfell eines Pferdes. »Ich gehe mit dir.« Er sah ihr in die Augen. Sie reichte ihm wortlos sein Schwert und wortlos steckte er es in seinen Gürtel.
    Der Abstieg begann. Sie wussten, es würde ein langer Weg werden. Die Männer schleppten Masumi abwechselnd auf ihren Rücken. Der dichte, feuchte Schnee heftete sich überall an und nahm ihnen jede Sicht. Sie liefen mit der hereinbrechenden Dunkelheit um die Wette, tasteten sich über Felsrippen, um Ecken und Grate. Sie versuchten zu vergessen, dass es kalt war, dass sie nass waren bis auf die Knochen und dass der Durst sie plagte. Weiter, nur weiter. Hatten sich die bösen Geister gegen sie verschworen? Wollte der Abstieg kein Ende nehmen? Sie merkten kaum, wie der Grat breiter, das Gelände ebener wurde. Und mit einem Male glänzten und schimmerten rote Lichter durch die Finsternis. Stimmen ertönten. Fackeltragende Männer tauchten aus dem wirbelnden Flockenreigen auf. Ihre verzerrten Schatten hüpften und tanzten auf der glitzernden Schneefläche. Ein Mann stapfte schwerfällig näher; im rötlichen Fackelschein fiel er auf die Knie und versank fast bis zu den Schultern im Schnee. Susanoo blieb schwer atmend stehen. Er wischte sich die Schneeflocken vom Gesicht und erkannte in der knienden Gestalt den Hauptmann Kijama.
    Â»Was gibt’s?«, herrschte er den Mann an.
    Kijama senkte den Kopf noch tiefer. »Majestät, der Alte hat die Flucht ergriffen.«

8
    W ie benommen starrte Susanoo ihn an. Seine Hand ballte sich um den Schwertgriff. Er bemerkte, wie Kubichi, die neben ihm stand, hörbar die Luft einzog. Kijama hielt den Rücken gebeugt, als wenn er sich im Schnee verkriechen wollte, und stammelte Entschuldigungen.
    Susanoo fiel ihm zornig ins Wort. »Hatte ich Euch nicht für ihn verantwortlich gemacht?«
    Â»Jawohl, Majestät. Verzeiht! Ich hatte Wachen aufgestellt …«
    Â»Fasst Euch gefälligst kurz!«
    Kijama ließ den Kopf hängen und verstrickte sich in Erklärungen. Irgendwie war es dem Alten gelungen, an einer Steinkante seine Fesseln durchzuscheuern und sich aus dem Lager zu stehlen. Kijama hatte sofort seine Männer nach ihm ausgeschickt, doch ihr Suchen hatte sich bis jetzt als erfolglos erwiesen: Der Alte war wie vom Erdboden verschluckt.
    Susanoo kochte vor Wurt. Seine Worte prasselten wie Hiebe auf den Knienden nieder.
    Â»Hauptmann Kijama, Ihr habt nicht nur Eure Pflicht vernachlässigt, sondern Euch auch der Schande preisgegeben. Da es Euch an Ehrbegriff und Selbstzucht fehlt, werdet Ihr wie ein gemeiner Verbrecher geköpft werden. Euer Schwert soll zerbrochen werden und in einer Mistgrube verrosten! Aber bevor das Urteil vollstreckt wird, gebe ich Euch den Befehl, den Mann unverzüglich zu suchen und zu finden!«
    Der Schweiß tropfte Kijama von der Stirn. Alle standen wie gelähmt mit gesenkten Köpfen. Die Fackeln knisterten.
    Â»Worauf wartet

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