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Im Zeichen der gruenen Sonne

Im Zeichen der gruenen Sonne

Titel: Im Zeichen der gruenen Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Rothe
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Armee-Jeep mit entsprechendem Anlauf durfte das alles kein Problem sein. Wie man den Wagen anließ, hatte Ismael schon ein paarmal beobachtet. Er schwang sich hinter das Steuer und drehte den Schlüssel. Der Motor heulte auf. So, wie ging’s jetzt weiter? Die Fahrer hatten immer diesen großen Hebel irgendwie eingelegt … Aber als Ismael das versuchen wollte, gab der Jeep nur ein furchtbares Geräusch von sich. Vielleicht musste er eines dieser Pedale treten? Er trat darauf, und siehe da, der Hebel ließ sich umlegen. Aber als er das Pedal losließ, machte der Jeep nur einen Satz nach vorn und blieb wieder stehen. Ismael gab nicht auf, er war auf der richtigen Spur! Pedal treten, Hebel nach vorne – und jetzt? Vielleicht das andere Pedal? Es funktionierte … und wie …
    Ismael wurde tief in den Sitz gepresst, wie eine Rakete schoss der Jeep los, raste auf das Haupttor zu und durchbrach es krachend, sodass winzige Holzsplitter auf die total überraschten Wachtposten hinunterregneten. Mit schweißnassen Händen hielt Ismael das Steuer fest und sah sich um. Die Trümmer des Holztores baumelten in den Angeln, und die Wachen schrien irgendwas, das im Motorenlärm hoffnungslos unterging. Ismael raste die Straße bergab, Richtung Nilufer. Dort unten … und nur dort unten, sorgte eine tiefschwarze Wolke direkt über der Hafenanlage für einen Orkan.
    Ismael war klar, irgendjemand hatte im Hafen an Kero-Sins Maschinenteil herumgefummelt. Aber wieso war das Teil im Hafen? Egal – Vollgas! Die Burg lag hinter ihm, noch war das Seil, das er hinter sich herschleppte, schlaff, doch je weiter er fuhr, desto mehr spannte es sich. Es wurde weniger schlaff … stramm … gespannt … zum Zerreißen gespannt … ein letzter Ruck, und ein ohrenbetäubendes Inferno brach los.
    Ismael hatte mal gesehen, wie jemand aus einem Stapel Konserven die unterste rauszog und der ganze Konserventurm zusammenbrach. Genauso war sein Plan aufgegangen. Er riss mit dem Jeep das unterste Fass aus der Burg heraus. Das Ergebnis war das gleiche, nur tausendfach eindrucksvoller! Die Erde bebte unter den unzähligen Stahlfässern der einstürzenden Burg. Ein nicht enden wollender Donner aufschlagender Fässer ließ die Luft erzittern, Türme und Mauern, alles krachte dröhnend ein und begrub den Rosengarten und die Scheune unter sich. Die Fässer, die von hoch oben niederprasselten, überschlugen sich wieder und wieder, krachten auf die Erde und rollten durch den Sand den Hügel hinunter. Die Soldaten, die eben noch vor der Burg Wache gehalten hatten, rannten um ihr Leben. Wasser aus unzähligen Fässern ergoss sich über den Hügel, sammelte sich zu einer Welle, die alles überschwappte. Wer den Fässern ausweichen konnte, wurde vom Wasser erfasst und mitgerissen. Braunschlammige Wassermassen und Trümmer wälzten sich Richtung Tal, zerstampften den Elektrozaun und rissen das kleine Wärterhäuschen mit sich.
    Ismael hatte zwar gehofft, dass sein Plan funktionieren würde, aber mit einem solch durchschlagenden Erfolg hatte selbst er nicht gerechnet. Er war so fasziniert von dem Chaos, dass er beinahe vergaß, ordentlich Gas zu geben. Die Springflut war direkt hinter ihm und raste wie er talabwärts. Wenn er wenigstens hätte lenken können! Schon nach wenigen Sekunden wurde der Jeep von der donnernden Welle erfasst, die ihn wie ein Spielzeug vor sich her schob. Ismael schloss die Augen. Das Wasser packte den Wagen und hob ihn hoch. In rasendem Tempo surfte er auf einem Wellenkamm talabwärts. »Maaamaaa! Ade, du schöne Welt!«

    Der Donner der einstürzenden Burg wurde nur von dem Entsetzensschrei Kero-Sins übertönt. Für einen Augenblick erstarrten alle – Soldaten, Wüstenkrieger, Kamele, Kinder; alles sah auf dieses unglaubliche Schauspiel oben auf dem Hügel. Dann, wie auf ein geheimes Signal, rannten alle Hals über Kopf los. Was sich von dort oben auf sie hinunterwälzte, würde in wenigen Sekunden hier sein und dann: Prost, Mahlzeit!
    »Ablegen und volle Pulle voraus, Kah«, schrie Alex so laut, dass sich seine Stimme fast überschlug. Tom, der die Leinen an der Kaimauer hastig losgerissen hatte, schaffte es gerade noch, mit einem beherzten Sprung an Bord zu kommen.
    »Wir müssen mindestens bis zur Flussmitte!«, brüllte Pit.
    Es war ein unglaublicher Anblick – eine riesige braune Schlammwelle überrollte jedes Hindernis, wälzte alles nieder, was ihr in den Weg kam und riss es mit sich.
    Alex riss Mund und Augen auf. »Also,

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