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Im Zeichen der gruenen Sonne

Im Zeichen der gruenen Sonne

Titel: Im Zeichen der gruenen Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Rothe
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k-k-kalt!«, antwortete Möhre. »Können wir weiter …?«
    Alex’ Herz schlug heftig in seiner Brust. Er war aufgeregt und, ja, doch, auch wenn er es weder sich noch sonst irgendjemandem eingestehen würde, er hatte auch Angst. Schließlich war er es, der vorauslief, und er war auch derjenige, den es als Ersten erwischen würde. Die Dunkelheit spielte seiner Fantasie Streiche, und immer wieder schienen Schatten direkt vor seinen Füßen den Weg zu kreuzen. Wassertropfen fielen von der niedrigen Decke auf sein Gesicht und liefen an seinem Hals hinunter in den Hemdkragen.
    Alex versuchte, an etwas anderes zu denken und konzentrierte sich auf seinen Atem. Er stellte sich vor, wie die Luft durch seine Nase eingesogen wurde, durch den Rachen in die Luftröhre strömte und seine Lungen füllte. Er stellte sich vor, dass die Luft weiterwanderte, bis tief in seinen Bauch, noch tiefer, in den Unterleib, in die Beine, bis in die Füße. Ganz langsam, kontrolliert ließ er die Luft wieder raus, und je länger er ausatmete, desto ruhiger wurde er.
    Wirklich eine gute Methode, sich zu beruhigen, wenn’s drauf ankommt, dachte er. Früher, als kleiner Junge, war er mit seinem Vater auf die Jagd gegangen. Dabei war er immer so aufgeregt gewesen, dass er alles Wild im Umkreis von Kilometern verscheucht hatte. Aber sein Vater hatte nicht geschimpft oder ihn nach Hause geschickt, er hatte ihm stattdessen diese Art zu atmen beigebracht. Und es hatte funktioniert. Er hätte seinen Vater jetzt sehr gerne an seiner Seite gehabt. Zusammen mit ihm konnte ihm nichts passieren.
    Alex war so in Gedanken, dass er die Tür am Ende des Ganges gar nicht bemerkte. Fast wäre er dagegengerannt. Sie waren am Ziel! Diese schien neuer und noch nicht so vermodert zu sein. Alex zögerte, dumpf war ein pulsierendes Stampfen und Zischen auf der anderen Seite der Tür zu hören.
    »Worauf wartest du, mach sie auf!«, rief Tom von hinten.
    »Okay!« Alex drehte langsam den Knauf und die Tür sprang auf. Wie ein Blitz durchflutete grelles Licht den Gang und blendete die vier für einen Augenblick. Das Stampfen dröhnte jetzt laut in ihren Ohren. Die Augen brauchten einige Sekunden, um sich an das Licht zu gewöhnen. Vorsichtig traten sie durch die Tür und blieben sprachlos stehen.
    Sie standen in einer großen, von Neonröhren hell erleuchteten Maschinenhalle. Ach was, nicht groß – diese Halle war riesig! Das Dach wölbte sich fast zwanzig Meter über ihren Köpfen, und das Ende der Halle war nicht zu sehen.
    Direkt vor ihnen ragte eine Maschine bis hoch zur Decke. Überall zischten Ventile und flackerten Lämpchen. Ein fast vier Meter großer Keilriemen trieb unzählige gigantische und winzig kleine Zahnräder an. Bunter Rauch wurde durch ein Gewirr von Glasröhren geleitet und stieg mit schillernden Seifenblasen auf. Greifarme fuchtelten hilflos in der Gegend, Klappen öffneten und schlossen sich. Von Zeit zu Zeit heulte eine Sirene, und eine Dampfpresse schoss zischend nach unten. Über ein Fließband liefen kleine Keramikschalen, die von einem hydraulischen Hammer zertrümmert wurden, dann packten Greifarme die Scherben, trugen sie zu einem Trichter, warfen sie hinein – und unten kamen perfekte Schalen heraus, die sofort erneut von einem Hammer zerschlagen wurden. Dieser Kreislauf wurde von einem unerträglichen Lärm begleitet.
    Die vier umrundeten die seltsame Maschine und standen gleich darauf vor einer zweiten, die ebenso groß und eindrucksvoll war wie die erste. Zahnräder, Ventile, Pumpen, Lampen: Nur waren diesmal keine Fließbänder mit Keramikschalen zu sehen. Die Maschine blies Luftballons auf, ließ sie zerplatzen und fing die schlaffe Hülle in einem Kessel auf. Dort wurde das Gummi heiß und zu einem klebrigen Brei zerkocht, aus dem neue Ballons entstanden, die wieder aufgeblasen und zerstochen wurden.
    Hinter der zweiten Maschine stand eine dritte, die mithilfe von riesigen Antriebswellen große Hebel bewegte, die Generatoren betätigten, die den Strom für die großen Antriebswellen lieferten.
    Hinter der dritten stand eine vierte, hinter der vierten eine fünfte und so weiter – die ganze, riesige Halle war vollgestopft mit Maschinen, die dampfend und zischend nichts außer einen Höllenlärm erzeugten.
    »Kein Netz!«, stellte Möhre, die ihr pinkfarbenes Handy aus der Tasche gezogen hatte, sachlich fest und hielt es mit ausgestrecktem Arm in alle Himmelsrichtungen. »Ich hab hier unten nicht das kleinste bisschen

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