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Im Zeichen der gruenen Sonne

Im Zeichen der gruenen Sonne

Titel: Im Zeichen der gruenen Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Rothe
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unerschütterlichem Lächeln.
    Alex war ein bisschen verwirrt. »Das, äh, tut mir leid!«
    »Ich habe vierzehn Kinder, das braucht Ihnen doch nicht leidzutun!«
    »Oh, dann freut mich das natürlich für Sie!«
    »Meine Großmutter ist schwer krank … und das freut Sie?«
    »Nein, nein, ich meine, ich, äh …« Alex verstummte.
    »Hätten Sie vielleicht ein kleines Bakschisch?«
    »Was habe ich …?«
    »Bakschisch … ein kleines Trinkgeld, für die Hilfe beim Anlegen zum Beispiel!«
    »Ach so, Geld! Nee, ich hab nicht einen Pfennig, tut mir leid!«
    »Gar nichts – nicht einen einzigen Piaster?«
    Alex stülpte zum Beweis seine Hosentaschen nach außen und öffnete seine Tausend-Taschen-Weste, wo ein Haufen Krimskrams, aber kein Geld steckte.
    Der Ägypter blickte ihn verblüfft an. Zum ersten Mal erstarb das Lächeln auf seinem Gesicht. »Im Land der Pharaonen – und kein Geld? Das ist furchtbar!« Er griff in seine Hosentasche, holte einen ägyptischen Geldschein hervor und drückte ihn Alex in die Hand.
    »A-aber das kann ich doch nicht annehmen!«, stotterte Alex überrascht.
    Aber der Ägypter winkte lachend ab. »Ich bitte Sie … unter Freunden. Willkommen in El-Kâhira!«

Echnatons Botschaft
    »Nach was suchen wir eigentlich?«, wollte Möhre wissen und machte einen großen Schritt über den dampfenden Haufen Eselsmist, der mitten auf der Straße lag.
    »Na, ich denke nach dem ersten fehlenden Teil«, antwortete Tom und trat mitten in den Haufen. »Scheiße!«, fluchte er.
    Alex grinste ihn an. »Genau das ist es, und sogar eine ganze Menge davon!«
    Pit konnte gerade noch einem Schwall Wasser ausweichen, den eine verschleierte Frau über die staubige Straße kippte. »Im Ernst, wo sollen wir denn hier mit der Suche anfangen?«
    »Entschuldigung!«, sprach Alex die Frau an, die den leeren Eimer in den Händen hielt. »Sie haben nicht zufällig irgendwo ein magisches Einzelteil gesehen, das zu einer großen Maschine gehören könnte, mit der man Wünsche erfüllen kann?«
    »Blödmann!«, zischte Pit, packte den kichernden Alex am Kragen und zog ihn weiter. Zwei geschlagene Stunden irrten sie schon durch die Stadt, quetschten sich durch Menschenmassen, Millionen stinkender Autos und knatternder Mofas, herumstehender Esel, Schafe und Hunde. Möhre war hin- und hergerissen. Der Schmutz in den Straßen und die Armut, die sie sah, stießen sie ab. Aber die Farben der Kleider und der Schmuck, der überall angeboten wurde, begeisterten sie. Winzige Läden reihten sich an der Straße, alle bis obenhin vollgestopft mit strahlenden Messingtabletts, verzierten Wasserpfeifen, kunterbunten Stoffen, kleinen Statuen, Öllampen und Teppichen. Immer wieder blieb Möhre stehen, entdeckte ein besticktes Tuch oder einen Ring, nur um alles mit einem lauten Seufzer wieder zurückzulegen.
    In einem der Läden fand sie eine kleine Bernsteinkette und hob sie hoch. »Komisch, so ’nen kleinen Hals hat doch kein Mensch!«
    Die Verkäuferin, eine alte Frau, die von Kopf bis Fuß schwarz verhüllt war, lachte auf. »Oh nein, Tochter totaler Unwissenheit, das ist keine Kette für den Hals, das ist eine Gebetskette!«
    »Eine Gebetskette?«
    »Ja, die Gläubigen lassen die einzelnen Steine durch ihre Finger gleiten, wenn sie die neunundneunzig Namen Allahs aufzählen!«
    »Neunundneunzig Namen? So viele?«
    »Oh nein, Tochter der endlosen Fragerei, Allah hat hundert Namen. Neunundneunzig sind Menschen bekannt. Den hundertsten weiß nur das Kamel – deshalb trägt es den Kopf so hoch und sieht so stolz aus!«
    Lachend legte Möhre die Kette zurück und wühlte weiter in bemalten Tellern und bedruckten Galabiyas, probierte verschiedene Feze aus, rote zylindrische Filzhüte, schlüpfte in bestickte Pantoffel und war durch und durch in ihrem Element.
    »Können wir jetzt weiter?«, stöhnte Alex. Er war es leid, ständig auf seine shoppende Schwester warten zu müssen.
    »Mann, hier könnte ich den ganzen Tag nur einkaufen!«
    »Sie möchten etwas kaufen?«, hörte Möhre eine schneidend hohe Fistelstimme hinter sich. Sie drehte sich um. Vor ihr stand ein riesiger Mann. Ein dunkelroter Turban war so um den Kopf gewickelt, dass nur seine grünen Augen frei blieben. Eine viel zu große Galabiya umhüllte ihn, und seine Füße steckten in alten, ausgetretenen Ledersandalen.
    »Ich hätte da vielleicht etwas, das Sie interessieren könnte …«
    »Und was wäre das?«, fragte Möhre misstrauisch.
    »Ein Skarabäus!«
    »Ein –

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