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Im Zeichen der gruenen Sonne

Im Zeichen der gruenen Sonne

Titel: Im Zeichen der gruenen Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Rothe
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mich bei meiner Golfpartie begleiten? Ich denke, es gibt hier eine Menge aufzuklären …!«
    Möhre nickte stumm. Allerdings, es gab eine Menge Dinge aufzuklären. Der Mann zündete sich genüsslich eine dicke Zigarre an, nahm den kleinen Golfball, den er Anubis an den Schädel gedonnert hatte, wählte einen neuen Schläger aus seiner Golftasche, stellte sich in Position und schlug zu. In einem weiten Bogen zischte der Ball davon.
    »Ein vorzüglicher Schlag!«, winselte Anubis untertänigst.
    Zufrieden zog der Mann an seiner Zigarre. »Danke, Anu, alter Schleimer! Hier, du darfst meine Tasche tragen!« Achtlos warf er Anubis die Golftasche vor die Füße. Dann schulterte er den Schläger und marschierte los. Er legte ziemliches Tempo vor, und Möhre hatte Mühe, ihm zu folgen.
    »Wenn ich mich vorstellen darf, mein Name ist Echnaton, Pharao Echnaton, um genau zu sein!«
    »He, Sie kenne ich doch – Sie sind doch der aus dem Museum!«
    Der Ball lag vor ihnen, wenige Meter vor dem Loch, das mit einem Fähnchen markiert war. Echnaton schnippte lässig mit dem Finger, und sofort kroch Anubis mit der Golftasche heran.
    »Ich denke, dafür brauche ich einen Vierer!«, murmelte Echnaton und zog einen neuen Golfschläger aus der Tasche. »Tja, kann schon sein, dass Sie mal von mir gehört haben – ich war ’n ziemlich wilder Bursche da unten!« Er schlug vorsichtig gegen den Ball. Der Ball rollte langsam auf das Loch zu, umkreiste ein paarmal den Rand und sprang schließlich hinein. Sofort applaudierte Anubis eifrig. Aber Echnaton winkte ab und steckte den Schläger zurück in die Tasche.
    »Wissen Sie, ich denke, ich sollte Ihnen was erklären! Sie haben da einen heiligen Skarabäus, einen Stein, der in alter Zeit symbolisch für die Sonne und das ewige Leben stand. Daher dachte Anubis, Sie wären eine von uns! Dummer, aber auch glücklicher Zufall!«
    »Wieso glücklicher Zufall?«, wollte Möhre wissen.

    »Ganz einfach: Bei uns ist die Abteilung ›Ewiges Leben‹, da wo Sie eigentlich hingehören, ist die Abteilung ›Wiedergeburt‹.«
    »Das heißt, das gibt’s wirklich? Wiedergeburt und so?«
    »Klar gibt’s das, allerdings ein bisschen anders, als Sie sich das vorstellen. Sehen Sie, es ist reine Physik: Leben ist Energie – und Energie geht laut einfachsten physikalischen Gesetzen nie verloren, sie wird nur umgewandelt! Ihre Energie wird sozusagen verteilt – Sie werden nicht unbedingt als die Person, die Sie sind, in einen neuen Körper gelangen, aber Sie werden verteilt. Etwas von Ihnen ist in jedem Gänseblümchen, etwas ist in einem Fisch und etwas in einem Menschen!«
    »Ich würde gerne als Koralle wiedergeboren werden! Wäre das machbar?«
    »Wie gesagt, hier sind Sie falsch! Hier ist die Abteilung ›Ewiges Leben‹. Nebenbei, kommen Sie bloß nicht zu uns. Das ewige Leben, das wir hier führen, ist auch nicht der Clou. So spätestens nach tausend Jahren geht’s einem gewaltig auf den Wecker. Na ja, und so haben wir hier alle unsere Hobbys. Ich golfe, Ramses häkelt kleine Tischdeckchen, und Nofretete macht Seidenmalerei! Das hält einen eine Weile bei Laune!«
    »Wieso sind Sie denn nicht wiedergeboren worden, Herr Pharao?«
    »Sehen Sie, man erhält das ewige Leben durch die Erinnerung der Lebenden. Solange die lebendigen Menschen sich an unsere Namen erinnern, so lange leben wir auch. Und weil wir Pharaonen schließlich alles getan haben, um unsere Namen unsterblich zu machen, ist das ziemlich lange der Fall.« Der Pharao beugte sich zu Möhre und flüsterte: »Deshalb behandeln wir auch die Götter so … na ja. Die Menschen erinnern sich zwar an ihre Namen, aber keiner glaubt mehr an sie. Deshalb gibt es sie zwar noch, aber sie sind arbeitslos und stecken voller Komplexe. Wir versuchen, sie so gut es geht zu beschäftigen – als Balljunge zum Beispiel oder in der Putzkolonne. Man darf sie nicht zu sehr beachten, sonst flippen sie aus und halten sich für die großen Bosse.«
    »Herr?«, fragte Anubis vorsichtig. »Wäre es nicht besser, die Ba jetzt in die andere Abteilung weiterzuleiten?«
    Der Pharao schenkte Anubis nur einen müden Blick. »Anubis?«
    »Ja, Herr?«
    »Halt’s Maul …« Er wandte sich wieder lächelnd zu Möhre: »Ich werde mal ’n bisschen gegen die Vorschriften verstoßen und Sie nicht weiterschicken!«
    »Was? Aber warum nicht, ich möchte sehr gerne wiedergeboren werden!«, protestierte Möhre.
    »Alles zu seiner Zeit, junge Dame! Sehen Sie, wir Unsterblichen

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